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Marie-Theres im Interview mit Bild der Frau


Wie entstand die „Hausfrauenrevolution“?
„Ich habe zu Freunden gesagt, irgendwann eröffne ich die Homepage www.hausfrauenrevolution.com. Ein absoluter Lacher, ich konnte nicht mal mit dem Computer umgehen. Erst als ich wegen einer Schilddrüsenerkrankung ins Krankenhaus musste, habe ich mir einen Macintosh gekauft und den Titel reservieren lassen. Jetzt ist es uns ernst: Wir wollen die Hausfrauenrevolution!“

Mit welchem Ziel?
„Ideen zu sammeln. Themen überhaupt anzusprechen. Das beginnt mit dem total verstaubten Bild der ‘Hausfrau’, eine Mutti mit Schürze, Lockenwickler, Puschen. So ‘ne Doofe, eben. Und die Geschäftsfrau ist die Dame im Jil-Sander-Anzug. Es gibt keine intelligenten, lässigen, sexy Frauen, die uns Hausfrauen repräsentieren. Durch die Homepage weiß ich: Es gibt viele, tolle Hausfrauen. Und sie wollen sich
auszutauschen.“

Und dafür brauchen wir eine Revolution?
„In Deutschland gibt es 22 Millionen Hausfrauen und Mütter. Immerhin 15 Millionen davon sind „nur“ Hausfrau. Die melden sich aber nie zu Wort, haben kaum Rechte! Ich möchte, dass sie das Gefühl entwickeln: Wir sind
wer. Und wir hätten wir eine irrsinnige Macht, wenn wir zusammenhalten!“

Für welche Rechte kämpfen Sie?
„Hausfrauen haben keine soziale Absicherung, keine Rente. Von dem, was für die Erziehung angerechnet wird, kann ich mir im Alter nicht mal eine Reise nach Teneriffa leisten. Das ist doch nicht korrekt. Ich mach auch eine Arbeit! Ich verdien nur nichts! Aber ich leiste einen Beitrag für unsere Gesellschaft. Viele Hausfrauen arbeiten hart, fühlen sich aber total wertlos. Das soll sich ändern!“

Wie könnte die finanzielle Lage verbessert werden?
„Ich möchte eine spezielle Hausfrauenversicherung ins Leben rufen. In die Frauen Geld einzahlen, um dann jederzeit sagen zu können: Ich will machen, was mich interessiert. Ohne den Mann um Geld zu bitten!“

Welche Alltagsprobleme machen Sie wütend?
„Wir sind eine kinder- und familienfeindliche Gesellschaft! Ganztagsbetreuung? Gibt es kaum! Verkehrsmittel? Viel zu teuer! Wenn ich die S-Bahn von München Pasing nehme, ist das für meine Familie mit über 8 Euro teurer als eine Garage in der Innenstadt. Da kosten 6 Stunden auch 8 Euro. Oder Kinoeintritt: 7,50 Euro für Kinder. Das kann sich keine fünfköpfige Familie leisten. Ich bin eine privilegierte Hausfrau, mir geht es finanziell gut. Anderen aber nicht! Sozial schwächere Mütter können sich nicht um Weiterbildung kümmern. Die müssen erst mal ihr Kind durchkriegen. Der Staat muss solche Menschen besser unterstützen.“

Um den beruflichen Wiedereinstieg zu ermöglichen?
„Eine Frau muss sich entscheiden können! Kann sie aber nicht. Das beginnt schon mit den unterschiedlichen Schulzeiten. Unter diesen Chaos-Bedingungen ist der Wiedereinstieg in den Beruf unmöglich.“

Wie könnte man das verändern?
„In der Schweiz gab es mal einen Frauenstreiktag aufgrund der unterschiedlichen Schulzeiten. Die wurden dann vereinheitlicht. Wenn wir wirklich mal streiken würden, was mir für die Zukunft auch vorschwebt, würde die ganze Wirtschaft flach liegen.“

Gab es bei Ihnen Momente, in denen Sie streiken wollten?
„Selbstverständlich. Ich bin ja auch nicht grundlos krank geworden. Ich habe gemerkt, meine Lebenszeit rinnt davon.“

Bereuen Sie es, Ihren Beruf aufgegeben zu haben?
„Nicht, solange die Kinder klein waren. Sie heranwachsen zu sehen, ist ein unglaublich intensives Erlebnis. Aber in den letzten drei Jahren kam bei mir eine Unzufriedenheit. Mit meinem 35. Geburtstag stellte ich mir die Frage: Was mach ich in zehn Jahren? Mir wurde klar, da ist nichts! Wer will eine 45-Jährige als Schauspielerin? Ich musste irgendetwas machen. Und jetzt habe ich die Hompage.“

Welche Ideen haben Sie noch?
„Mir schwebt ein Putzlappen als Visitenkarte vor. Damit sollen Hausfrauen dann in Läden Rabatte kriegen. Aber mir ist auch ein „Angriff“ gegen die Gesellschaft wichtig. Wenn Mütter pro Kind eine Wahlstimme mehr hätten, würden Politiker uns ganz anders ernst nehmen. Kinder sind unsere Zukunft. Wir müssen gerade in den ersten Jahren für sie da sein. Unser ärgster Feind ist die Karrierefrau. Weil sie uns erklärt, sie macht das alles nebebei. Das stimmt aber nicht! Ich bin Tochter einer Karrierefrau. Ein kleines Beispiel: Ich bekam zu meinem siebten Geburtstag ein Fahrrad. Alle auf meiner Feier konnten damit fahren. Nur ich nicht. Ich hatte es nicht gelernt. Weil meine Mutter keine Zeit hatte, sich damit zu beschäftigen.“

Warum arbeiten Sie mit dem Internet? Nicht jede Hausfrau kann einen Computer bedienen...
„Ich erreiche mit wenig Kosten viele Menschen. Und: Diese Scheu vorm Computer ist überflüssig. Auch ich habe nie geglaubt, dass der Umgang damit leicht ist. Jetzt bin ich begeistert. Wir müssen uns nur trauen. Wer keinen Computer hat, kann ins Internet-Cafe gehen.“

Hat sich durch Ihre Homepage für Sie persönlich etwas verändert?
„Ja, meine Arbeit verläuft nicht mehr so im Sand. Texte, Rezepte ? ich kann alles ins Forum stellen. Wenn ich da schreibe: ‘Ich hasse Kühlschrank putzen’, krieg ich unheimlich viele Antworten. Der Familie kann man es nicht erzählen. Wen interessiert das? Und trotzdem ist es eine Schweinearbeit.“

Wie hat Ihre Familie auf die Revolution reagiert?
„Erst haben sie gelästert. Aber mein hat Mann gemerkt, dass ich den Familien-Job nicht mehr alleine machen kann. Er war sofort da, als diese Unzufriedenheit bei mir begann. Das rechne ich ihm hoch an. Mittlerweile
kümmert er sich, übernimmt die Arbeit, wenn ich unterwegs bin. Ein toller Schritt für einen nicht ganz jugendlichen Mann aus Bayern!“