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Marie-Theres (Gastkommentar im Express - bei uns ungekürzt! )

Wieviel Mutter braucht ein Kind?


Ich habe mich nicht bewusst zum Mutter sein entschieden. „Es“ hat sich entschieden und ich habe empfangen. Mein bisheriger Lebensweg bekam ein neues Schild mit der großen Aufschrift „Umleitung“ vor die Nase geknallt und ich hatte keine Ahnung, wohin mich dieser neue Weg führen würde. Gut, dass ich nicht überlegen, nicht planen konnte.
Meine Eierstöcke dachten für mich, meine Gebärmutter erledigte den Rest. Ich trug neun Monate den entscheidenden Funken unserer Liebesnacht in mir und wurde von der Natur ganz langsam zur Mutter erzogen. Ich war 22 als ich meiner Tochter das Leben und meinem Mann seine Familie schenkte.
Dieser kleine Mensch krempelte einfach alles um. Meine neuen weiblichen Hormone sorgten dafür, den Zustand der Schwangerschaft um weitere 1 1/2 Jahre zu verlängern: Ich stillte ! Es stellte sich also nicht die Frage: ob, wo, wie, wann... Hatte mein Töchterchen Hunger, wollte es die Titte und schiss im wahrsten Sinne des Wortes auf die Karriere!
Kaum hatte ich abgestillt kam die nächste „Anwärterin auf Leben“, diesmal bewusst, denn ich war ja schon Mutter und, aller guten Dinge sind drei, wieder im gleichen Abstand mein Söhnchen. Kurz: Mit 28 war ich „vollausgebildete“ dreifache Mutter, insgesamt 27 Monate schwanger, 4 1/2 Jahre Milchlieferant, 6 Jahre schon im Dauereinsatz...
Gerade in den ersten Jahren braucht ein Kind seine Mama. Und das Kind gehört seiner Mama noch ganz. Die Liebe und Zärtlichkeit die man in den kleinen Menschen investiert, sind die Bausteine seines zukünftigen Lebens. Und ich wurde dafür belohnt: jeden Tag streichelte mein Blick das Neue. Jeder Tag brachte eine neue Entwicklung. Nicht nur für das Kind, sondern auch für mich selbst. Die Kindheit ist nun mal prägend. Das Mutter sein auch. Ich bin „vielschichtig“ geworden, musste das Leben inhalieren und in neue Welten tauchen.
Ich mache diesen Job nun bald 16 Jahre. Ich bereue keinen Tag. Auch nicht die Schweren. Das was ich durch meine Familie an Leben hatte, hätte mir keine Karriere ersetzten können. Und wäre sie noch so toll gewesen. Meine Kinder werden größer. Sie brauchen mich. Noch. Aber nicht mehr so ausschließlich. Sie nabeln sich ganz langsam ab. Erst jetzt äußert mein Ich den Wunsch, mich etwas entfernt vom heimatlichen Herd, kreativ zu betätigen und all das Erlernte irgendwo anzuwenden. Jung Mutter zu werden bedeutet ja lange noch nicht in jungen Jahren “alt“ zu werden! Ganz im Gegenteil ! Es ist ein triumphierendes Gefühl, wenn mich Fremde als „ältere Schwester“ meiner großen Töchter einordnen und mir ein erstauntes „Echt, drei Kinder?“ entgegenbringen.
Immer mehr Frauen entscheiden sich zuerst für die Karriere und gegen 40
dann fürs erste Kind. Und die Karriere bleibt. Aber dann haben die Kinder eine Oma als Mama mit wenig Zeit.
Das kann es ja wohl auch nicht sein, oder?