Anja Kreusch-Roth
Staubfänger
Dicke Flusen, Hundehaare, sammeln sich beschwingt und rund,
um das Bein des Flügels kreisend,
zu jeder neuen vollen Stund.
Zumeist, wenn ich den Besen hole, duckend unter ihrem Blick,
werf ich noch schnell ein Lächeln rüber - zu meinen Hausherren zurück.
Der eine liest die Zeitung nun schon Stunden lang und ewig ruhig,
der andere lässt Schnipsel fliegen oder anderes dummes Zeug.
Nur der Hund liegt still und leise, jedoch aufmerksam dabei,
und sein Blick verfolgt die Kreise meiner Besenzauberei.
Sind die Flusen eingesammelt wer erhebt sich wohl ganz schnell?
Sich erinnernd an die Pflege, die noch aussteht für sein Fell.
Klar, dass ich die Bürste hole, flitzend und zutiefst bemüht,
ohne jedoch noch zu merken, dass mir schon die Rübe glüht.
Dafür hab ich ja meine Männer, die, wie soll es anders sein,
mich sofort daran erinnern, dass ich schwitze wie ein Schwein.
Schatzilein, was machst Du alles, können wir noch etwas tun?
Nein um Gottes Willen, bloß nicht, lasst mich bitte nicht ausruhn.
Denn, die Berge voller Abwasch, all die Wäsche und der Staub,
welch ein Alptraum man bedenke doch den kostbarn Schlafesraub.
Lieber bleibe ich so müde und so gut durchblutet wach,
und zieh weiter auf dem Felde meines Herrenhaushaltsschach.
Fragt sich irgendwann mal jemand, welche Möbel müssen raus,
da man Platz und Ordnung liebe in dem gut gepflegten Haus,
bleibe ich die Antwort schuldig, und genieße meinen Blick,
auf das sicher staubigste und sperrigste Möbelstück.
Obgleich mich seine Worte treffen, wie erbarmungslos ich sei,
bleib ich hart und hol den Besen, kehr IHN raus und fühl mich frei.
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