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Brigitta Pucher´s American way of life:

Billy und Chris

Bis zu unserem ersten Sommer in Adrian hatte Chris – so hiess unser Christian zwischenzeitlich – bereits einen ganz tollen Freund, den Billy.

Jill (Billy’s Mutter) und ich hatten uns durch eine meiner Nachbarinnen kennen gelernt. So’was funktioniert super in der amerikanischen Kleinstadt. Die Töchter meiner Nachbarin machten Babysitting für Jill’s Kinder. Dies war Grund genug für meine Nachbarin, Jill und mich gemeinsam zu sich zum Kaffee einzuladen.

An so einem schönen, heissen Sommertag war Billy bei uns zum Spielen. Wie so üblich hatten auch wir im Garten einen Sandkasten und das aufblasbare Kinderplantschbecken.

Es hatte mich schon erstaunt, dass Jill mir Billy mit Badehose ablieferte, immerhin waren die Buben gerade mal 2 _ Jahre alt, aber na ja, er sah ja super-süss, „cute“ halt, aus in seinem „real men’s swimming trunk“ aus.

Weniger „cute“ fand ich dann das unweigerlich aufkommende und nicht enden wollende Geschrei von Chris nach einem eben solchen real men’s swimming trunk.

Fürchterliche europäische Mutter war überhaupt nicht auf solch’ amerikanische Gewohnheiten vorbereitet: Das arme Kind besass schlichtweg keine Badehose! Na ja, zum Glück hatten (bzw. haben, denn wir haben sie bis heute!) wir eine tolle Supergranny, die es nicht lassen konnte, ihrem ersten Enkel, immer die exklusivsten Sachen zu kaufen und zu schicken, z.B. Unterhosen mit Schlitz aus der Baby-Boutique. Huch, Situation gerettet, das Kind wurde in Supergranny’s teure Boutique-Unterhose gesteckt, kam sich vor wie ein König und war happy.

Alles war gut, Billy und Chris spielten wie es im Bilderbuch steht, d.h. ohne sich zu streiten. Sie wechselten vom Sandkasten ins Plantschbecken und zurück, hin und her. Muttern lag auf dem Liegestuhl, bewunderte die beiden Süssen.

.... so hätte es eigentlich ewig bleiben können, wenn da nicht das Pieksen des Sandes gewesen wäre, der ihnen im Popo kleben blieb. Ich musste also andauernd aufstehen von meinem Liegestuhl, denen im Plantschbecken den Sand vom Popo waschen, einmal dem einen, kaum hatte ich mich wieder hingelegt, kam der andere.

Irgend wann wurde mir diese Popo-Wascherei echt zu doof. Ich erklärte den beiden, dass sie nämlich gar keine „real men’s swimming trunks“ bräuchten, dass es viel mehr Spass mache, splitter-faser-nackt zu spielen. So würde der Sand von selbst weggewaschen, wenn sie vom Sandkasten ins Plantschbecken steigen. Gesagt, getan, die Kids waren happy und ich konnte endlich auf dem Liegestuhl liegen bleiben während ganzen 2 Stunden, was ich erstaunlich fand mit zwei 2 _ Jährigen im Garten.

Wie jeder Tag, kam auch dieser zu einem Ende. Jill kam, um ihren Billy abzuholen. Als sie ums Haus in den Garten kam, verfärbte sie sich erst mal grünlich-gräulich, starrte ihr nackiges Kind, dann mich an. Ohne Worte packte sie ihr Kind, zog es an .... während der restlichen 5 _ Jahre unseres Aufenthaltes in Adrian durfte Billy nie mehr zu uns zum Spielen kommen, Chris musste immer zu Billy heim.....

Ob ich jemals mit Jill darüber geredet habe? Ha, ich hab’s mindestens 999 mal versucht, zu einem Gespräch kam es jedoch nie. Das Maximum, was ich jemals erreicht habe: „Ich fühle mich einfach besser, wenn Chris hierher kommt.“

Ca. 2 Jahre später, da hatte ich dann Catherine als Baby, gingen wir in einer Gruppe von Müttern und Kindern zu einem See zum Baden. Am Tag zuvor rief mich Jill noch an, um sicher zu stellen: „Du weisst schon, Catherine muss einen Badeanzug tragen!“ Wie bitte? Catherine war damals ca. 6 Monate alt und dick und fett in Windeln. Ich pack’ doch ein Windelkind nicht in einen Badeanzug!

Ich bin mitgegangen. Catherine steckte sogar in .... einem Bikini. Woher sie den wohl hatte? Jawohl, von Supergranny aus der Schweiz, gekauft in der Baby-Boutique. Unsere Trine sah supersüss, sorry, very cute, aus darin, in dieser Spielerei eines Baby-Klamotten-Designer’s, dem ich persönlich nie im Leben etwas abgekauft hätte. Aber Grossmütter haben schliesslich einen Freibrief, für ihre Enkel jeden Scheiss mitzumachen.