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Erika Weder

Pfingsten nach Ungarn


Pfingsten bedeutet für meine Schwester und mich eine ganze Woche Urlaub in Ungarn. Bekannte besitzen dort ein wunderschönes Ferienhaus, welches wir seit Jahren für einen „Weiber“-Urlaub mieten können. Eine Woche rasten, ratschen, ausruhen, Ausflüge in die Umgebung, Besuche im Thermalbad, gutes Essen und fast 500 km Autofahrt. Meine Schwester fährt eine Woche eher, samt Töchtern und deren Freunden.
Ihr Anhang verzieht sich am Freitag und ich mache mich auf den Weg. Es ist ein langer Weg allein, das Autoradio ist keine echte Unterhaltung.
Ich fahre ganz gern, auf mein Auto kann ich mich verlassen. Wenn ich in die anderen Wagen schaue, sitzen fast überall Familien drin, Vati fährt und Mutti unterhält die Kinder. Wenn sie mich überholen, winke ich den Kleinen, ganz aufgeregt wird den Eltern die Frau gezeigt, die tatsächlich zurück gewinkt hat.
Niemand ist da, der sich später mit mir über den BMW ärgert. Ein Großkotz, der meint, die Autobahn gehöre ihm. Blinkt mich an, während ich einen LKW überhole! Soll ich Hubschrauber spielen und mich in die Luft erheben? In Österreich gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn! Ich rege mich auf und schimpfe, habe aber keinen Zuhörer.

Langsam kriege ich Hunger, aber allein im Rasthaus möchte ich nicht essen. Gut, dass ich ein bisschen Proviant und - vor allem - Kaffee in der Thermoskanne mitgenommen habe. So gondele ich über Österreichs Autobahn.

Es ist langweilig, drum singe ich ein bisschen. Macht allein überhaupt keinen Spaß.
Das Wetter hat sich geändert, die Sonne ist weg. Ich fahre direkt auf dicke schwarze Wolken zu, oh je, da kommt ein größeres Donnerwetter. Als der Platzregen beginnt, fahre ich mit 130 km/h. Auf die rechte Spur, langsam runterbremsen auf 40 km/h, Licht an, den schnellen Gang beim Scheibenwischer, unmöglich! Ich fahre fast blind.
Es schüttet wie aus Eimern. Ein Parkplatz! Blinker setzen, raus! Puh! Das wurde höchste Zeit. 10 Zentimeter hoch steht das Wasser auf der Straße. Der Radioempfang ist gestört.
Ich sitze einsam und verlassen im Auto und fürchte mich ein bisschen.
Ein hervorragender Gedanke: Kaffee! Natürlich, ich esse jetzt eine Schinkensemmel und trinke eine heiße Tasse Kaffee dazu!
Nächster Gedanke: Oh Gott, der Picknickkorb ist im Kofferraum.
Der Regenschirm! Ist leider auch im Kofferraum, meine Jacke auch und es gießt in Strömen.

So sitze ich total frustriert 20 Minuten lang eingesperrt in diesem verflixten Auto. Ich lasse das Gewitter über mich ergehen, blättere im Autoatlas (Bücher und Zeitschriften sind leider auch im Kofferraum) und niemand ist da, der mitschimpft oder - lacht...

Nach beinahe einer halben Stunde kann ich wieder los. Ich gehe doch noch in ein Rasthaus. Friedensreich Hundertwasser hat es entworfen und es fasziniert mich. Ich wünsche mir die Fantasie, die der Mann hatte. (Für Interessierte: kurz hinter Wien an der Autobahn Wien/Graz).
Die Pause hat mir gut getan. Ich fühle mich frisch und ausgeruht.

Der nächste Ärger erwartet mich gleich hinter der ungarischen Grenze, als ich dem Hinweisschild nicht traue und mich fürchterlich verfahre...
Ein Beifahrer hätte mir wahrscheinlich drei Stunden Irrfahrt durch Ungarn und Slowenien erspart. Über Handy beruhige ich meine Schwester, "Bin gleich da, wenn du mir erzählst, wie ich von Tornyiszentmiklos nach Lovasci komme...“

Es wurde dann doch noch eine sehr schöne, geruhsame Woche und bei der Heimfahrt war Elke dabei und wir hatten viel Spaß miteinander.