Brigitte Hieronimus Wann ist Frau eine Frau? Wenn sie blond oder braun gebrannt ist? Wenn sie lange Haare und einen kurzen Verstand hat? Nicht zu dick und nicht zu dünn geraten ist? Wenn sie sich selbst so liebt, wie sie sich das vom Mann ersehnt? Beginnen wir so. Ihr Körper ist die beste Freundin einer Frau. Mit ihr bleibt sie ein Leben lang zusammen. Auf Biegen und Brechen, auf Gedeih und Verderb. Wer hat Frauen bei gebracht, ihren Körper abzulehnen? Wer hat sie gelehrt, sie zu lieben? Der Körper steht auf der Scala ganz weit oben, wenn es darum geht, Missstände und Mängel aufzudecken, wird aufmerksam beäugt und jede noch so kleinste Veränderung wird registriert. Nicht nur bei sich. Nein, vor allem auch bei der anderen! Falten, Dellen, Speckrollen, Krähenfüße, Hühneraugen, zu breite Hüften, zu viel Bauch, zu wenig Busen, ganz zu schweigen, von Schwangerschaftsstreifen, Besenreisern und Krampfadern. War das immer so? Liegt ein Mädchen in der Wiege, hat sie nur eine Aufgabe: Sie soll niedlich sein und dem Papi gefallen. Lernt sie laufen, soll sie sich nicht schmutzig machen und Mami gefallen. Geht sie zur Schule, soll sie fleißig sein und der Lehrerin gefallen. Kommt sie in die Pubertät, soll sie Kurven an der richtigen Stelle haben und den Jungs gefallen. Wird sie Ehefrau, soll sie den Haushalt managen und dem Ehemann gefallen. Wird sie Mutter hat sie glücklich zu sein und muss nur dem Baby gefallen. Geht sie einem Beruf nach, soll sie kompetent und kompatibel einsetzbar sein, und natürlich dem big boss gefallen. Kommt sie in die Wechseljahre, braucht sie niemanden mehr zu gefallen. Höchstens dem Gott in Weiß, der ihr rät, sich Pillen einzuverleiben, damit sie weiter ganz Frau bleiben kann und nicht ins frühzeitige Siechtum verfällt. Für wen aber soll sie jetzt Frau sein? Niemand dreht sich nach ihr um. Niemand hört ihr zu. Niemanden scheint zu interessieren, was sie kann. Sie fühlt sich älter als sie ist und kränker als sie sein müsste. Die Haut wabbelt und schlabbert und wirft bedenklich viele Falten. Das Herz schlägt unruhig. Der Blutdruck steigt. Schleimhäute vertrocknen. Die Lust scheint ausgestorben. Kein Mann weit und breit, der sich nach ihr sehnt. Die große Sehnsucht blieb ungestillt. Vater unser, der du nie da warst hier auf Erden. Warte. Nein so nicht! Beginnen wir nochmals von vorn. Die beste Freundin ist ihr Körper. Frau liebt ihn und pflegt eine zärtliche Beziehung zu ihm. Sie findet ihn in jeder Lebenslage schön und zieht weder den Bauch ein, noch drückt sie die Brust raus, wenn ein Mann vorbei geht. Frau schminkt die Lippen für sich allein so rot und trägt schwarze Wäsche, statt Schießer Rippenstrick. Frau hat zwei gesunde Hände und weiß ziemlich genau, an welcher Stelle ihr die besonders gut tun. Sie mischt sich ein, bringt sich ein, regt sich auf, steht auf, engagiert sich, streitet und verschwestert sich. Sie ist glücklich ohne Mann und fühlt sich nach einer Trennung nicht gleich amputiert. Ist der Möp endlich vor ihr gestorben, hebt sie ihn nicht in den Himmel, wenn er zuvor schon in der Hölle schmorte. Wenn Frau weiß, was sie will, muss sie machen, dass sie hinkommt. Time is on her side... oder etwa nicht? Autorin: Brigitte Hieronimus Schriftstellerin und Autorin Seminarleiterin für Wechseljahre Beratung und Coaching www.brigitte-hieronimus.de |
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