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Brigitte Hieronimus

Champagnernacht

Früher hatten beide kein Geld für Champagner, dafür Lust ohne Ende. Heute haben sie das Geld.
Und es gibt was zu feiern.
Ihren Jahrestag.

Früher bekam sie siebzehn Rosen, und sie gab siebzehn Küsse. Nicht irgendwohin, sondern legte sie in Grübchen, dicht neben verlockende Mundwinkel.

Nachdem sie den Laptop an diesem Tag, früher als sonst zugeklappt hatte, sie sich erwartungsvoll in Pose schmiss – nicht in eine verführerische, sondern in Position zum Kühlschrank brachte, wo der Schampus kühlte – kam der beste Mann von der Welt auf die Idee, den im Bett zu trinken.
Vorher schob er eine CD ein, auf der sich Rolling Stones austobten, und dann ab in die Federn.
Sie stießen auf die gemeinsame Zeit an, mit all den vielgepriesenen Krisen, die ihnen das Leben trotzdem nicht vermiesten.
Beseelt referierte sie nicht wie sonst gleich los.
Mit einem Schampusglas in der Hand, sieht das auch bescheuert aus. Sondern sie war gewillt, Auskunft über den Tag zu geben, wenn sie gefragt würde.
Er fragte aber nicht.
Also begann sie, den Reigen zu eröffnen.
Er nickte und schwieg und nickte.
Ihr Glas leerte sich schneller als seins.
"You can´t always get what you want … but if you try sometimes, you get what you need…."
Oh, yeah!

"Übrigens ist das Aldiklopapier viel härter, als das vom Lidl.“, sinnierte der Mann ihrer Träume.
Sie bekam, was sie verdiente.
Der Abend endete damit, dass der Rest des Champagners ihr gehörte, der Mann an ihrer Seite schnarchte, die Stones bei "Satisfaction“ angelangt waren und sie sich fragte, wie es einem Mann gelingt, den Bogen vom Aldi Champagner zum Aldi Klopapier zu spannen. Vielleicht sind die Gänge bei Aldi männlichen Hirnwindungen recht ähnlich?



Autorin:
Brigitte Hieronimus
Schriftstellerin und Autorin
Seminarleiterin für Wechseljahre
Beratung und Coaching

www.brigitte-hieronimus.de