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Louise

Chat-lag

Schlotternd vor Aufregung - wie am ersten Schultag - stand ich gestern vor der Tür zum Tschätt-Cafe "HFR". Immerhin, ich war noch nie in meinem Leben in einem Tschätt-Cafe, hoffentlich benahm ich mich richtig, sagte immer "bitte" und "danke", aß nicht zu viel und kleckerte nicht. Hatte ich auch nichts vergessen? Zähne geputzt, Hände gewaschen und die Jacke richtig zugeknöpft? Handtasche dabei?

"Also, jetzt oder nie," murmelte ich, drückte entschlossen die Klinke herunter und dann fiel mir mein Kinn herunter: Tausendundvier Sätze - allerliebst eingefärbt - erschlugen mich geradezu, hergestellt von unzähligen Frauennamen, und ich kannte doch niemanden hier, nicht einen einzigen. Irgend jemand erklärte, dass Louise den Raum betreten hätte, aufgeregt drehte ich mich um - ach, mit "Louise" war ja ich selbst gemeint. Wie sollte ich mich hier jemals zurechtfinden? Doch dann - dem Himmel sei Dank - erkannte ich ein Gesicht von einem Foto her: das musste Jutta sein. Richtig, quietschvergnügt sauste sie auf einem Besen durch den Tschätt.

Ich versuchte, wohl geformte Sätze abzugeben und sah auch diese Sätze sofort durch den Raum sausen - sie rutschten dann wie von Geisterhand weiter nach oben - andere tauchten aus dem Nichts auf - ich kam nicht dazu, alles zu lesen - irgendwann las ich "Louise muss wech" - oh jemineh, sollte ich hier verschwinden? - nein, tapfer produzierte ich neue Sätze - meine Finger qualmten geradezu - ich schwitzte zum Gotterbarmen - die Tastatur wackelte und quietschte - mein PC geriet ins Schleudern und schickte immer wieder eine Zeile über den Schirm "Bitte, tu etwas" - ich kippte mit meinem Stuhl nach hinten, wurde erfolgreich von einer freundlichen Hexe wiederbelebt, schnappte mir dann meine Handtasche und machte einen staubwolkenmäßigen Abgang.

Aber Spaß hat's trotzdem gemacht, und ich werde weiter üben - liebe Grüße, Louise