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Fallengelassen wie eine heiße Kartoffel

Erfahrungsbericht von Rosamunde über ihre missbrauchte Kindheit


"Hallo, ich verfolge Euren Thread (Anm.: Thema Kindesmissbrauch im HFR-Forum) schon eine ganze Weile und möchte Euch nur sagen, dass man sehr Wohl nicht merken kann, wenn sein eigenes Kind über Jahre missbraucht wird.
Ich selber wurde vom sechsten Lebensjahr bis ich 14 oder 15 war von vielen männlichen Personen in und um meine Familie missbraucht und habe es bis heute nicht geschafft, mich den Tätern oder meinen Eltern zu offenbaren.
Bis heute schäme ich mich für etwas, dass an mir begangen wurde. Aus meiner heutigen Sicht habe ich typische Signale gesendet, die nur keiner zu deuten wusste. Aber das lag wohl daran, dass früher keine Aufklärung im Bereich dieses Themas stattgefunden hat, will sagen, darüber wurde gar nicht erst gesprochen.
Denn die Täter waren unter anderem meine Brüder und Freunde von ihnen. Ich kann sie nicht ansprechen und werde es wohl auch nie tun. Ich schäme mich sogar heute noch. Von meiner rationalen Seite weiß ich, dass ich nichts dafür kann, aber meine Psyche sieht das wohl anders.

Wenn das Kind sich nicht offenbart und die Signale die es unbewusst sendet, nicht wahrgenommen werden, gibt es keine Hilfe für das Opfer. Keiner schreitet ein, keiner hilft Dir, Du bist ganz allein und schämst Dich. Irgendwann fängst Du an zu essen, wirst dicker und dicker, um Dich für die Täter unattraktiv zu machen, aber es hilft Dir nichts.
Sogar emotional bist Du abhängig und wenn dann das Alter kommt, wo die Brüder andere Mädchen interessanter finden als die eigene Schwester, dann wirst du nicht mehr beachtet. Fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Du warst nur zur Befriedigung der eigenen Neugier gut und musstest als Lustobjekt herhalten.
Dann wurdest Du gehänselt, weil Du dick warst und hast aus Frust noch mehr gegessen. Keiner hat mir geholfen oder auch nur ansatzweise nachgefragt, warum aus einem hübschen, schlanken Kind eine Walze wurde. Es hat keiner wahrgenommen, nicht die Mutter nicht der Vater, nicht die Großeltern oder Onkel und Tante, die alle in einem Haus wohnten. Sich zu öffnen, dafür ist die Scham einfach zu groß. Man macht es mit sich selber aus oder auch nicht.

Und nun sag bitte noch mal einer, er würde es 100 % merken, wenn seinem Kind so etwas widerfahren würde.
Rosa"


Wegen diesen Postings hab ich Rosamunde gebeten mir ihre Geschichte auf zuschreiben.
Danke Rosamunde für den Mut, Deine Sprachlosigkeit zu durchbrechen. (Anm. von M.Th.)



Ich war 6 Jahre alt, als es das erste Mal geschah.
Mit meinen Geschwistern ging ich ins Schwimmbad. Auf dem Rückweg haben wir uns gestritten und ich bin alleine vorgelaufen. Es war ein weiter Weg und ich war ihn schon manches Mal alleine gegangen.

Nur diesmal war es ein Weg, der mein ganzes Leben beeinflusste.
Hätte ich mich doch nur nicht gezankt.

Unterwegs traf ich einen Mann auf seinem Rad, der mich fragte, ob er mich nicht mitnehmen sollte, er wäre ein Freund meines Onkels und wüsste wo ich wohnte. Ohne Arg stieg ich kühn aufs Rad.
Er fuhr eine Weile, sprach nett mit mir und fuhr in einen nahe gelegenen Park. Er sagte er hätte eine Stelle entdeckt, wo ein Hase seine Jungen bekommen hat. Ich war natürlich neugierig, denn kleine Hasenkinder sieht man nicht alle Tage.
Wir gingen zu einem Gebüsch und setzten uns. Er meinte, bevor er mir die Tiere zeigen würde, müsse ich ganz lieb zu ihm sein. Er öffnete seine Hose, nahm meine Hand und ich musste seinen riesigen Penis streicheln, dann meinte er ich solle ihn auch küssen. Er nahm meinen Kopf und drückte ihn hinunter und führte dieses Teil in meinen Mund. Ich dachte, und das vergesse ich nie, nur an die Häschen, die ich sehen wollte.
Plötzlich spürte ich eine Flüssigkeit in meinem Mund und musste mich übergeben. Er zog sich an, gab mir ein Tuch, half mir mich zu säubern, nahm meine Hand und ging mit mir ein Stück weiter, an eine Stelle, wo ein Baum war in dem 6 kleine Hasenjungen lagen. Ich war ganz entzückt und vergaß für einen Moment was geschehen war. Nach einer Weile meinte er wir müssten jetzt gehen, sonst würden sich meine Eltern sorgen. Er fuhr mich bis zu einem Parkplatz und ich konnte meine Eltern und Geschwister rufen hören, sie suchten mich.
Ich lief ihnen entgegen, weinend und stürzte mich in die Arme meiner Mutter, die mich fragte, wo ich solange geblieben wäre. Ich konnte nur sagen, dass ich mich verlaufen hätte. Damit war das Thema erledigt. Ich wusste, obwohl ich nicht bedroht wurde, dass etwas geschehen war, über dass ich nicht reden konnte. Ich hatte etwas gemacht (mit Fremden mitgehen), das ich nicht durfte, ich schämte mich. Es war mir unmöglich zu reden.
Die nächsten Tage zog es mich immer wieder zu der Stelle, allerdings waren die Hasenkinder der Grund.
Diesem Mann bin ich immer wieder mal begegnet, aber erst Jahre später; ich erkannte ihn. Einmal, da stand er an einer Ampel, ich fuhr Mofa, neben mir. Es stieg eine plötzliche Wut in mir auf, ich hätte ihn am liebsten vom Rad getreten, doch die Ampel schaltete auf Grün.

Einige Zeit, etwa drei Jahre, war Ruhe.

Ich kann heute nur sagen, dass ich auffallend häufig die Nähe zu Männern suchte. Ich war sehr oft unten in der Gaststätte meines Onkels und saß nachmittags am Stammtisch und sah ihnen beim Skat spielen zu. Kam ein männlicher Gast den ich kannte, wollte ich neben ihm sitzen. Es waren Handlungen, die ich heute rückwirkend als Warnsignal erlebte, denn zuvor war ich selten unten. Ich wollte allen gefallen und auf ihrem Schoß sitzen. Die Männer ließen es auch zu, Tante und Onkel lachten darüber und es hieß immer "wie süß".
Mir fehlte jede natürliche Distanz.
Aber keiner sah es als Besorgnis erregend an.

Als ich knapp 10 Jahre alt war, bekam ich langsam Busen, nur wenig zwar, aber man konnte ihn schon sehen.
Und meine Brüder nahmen es auch wahr.
Sie sind 3 und 4 Jahre älter als ich. Sie nahmen mich das erste Mal zur Kenntnis. Nicht nur als jüngstes, kleines Küken.
Sie sprachen auf einmal mit mir.
Sie sahen mich. Ich bekam Aufmerksamkeit.
Wie fatal. Wie konnte ich nur glauben, dass sie mich meinten. Ich war so stolz. Sie nahmen mich sogar mal mit zum Tennis oder Handball. Ich fand das so nett. Wie war ich blöd und blauäugig.

Eines Tages kam mein ältester Bruder abends zu mir ins Bett. Unsere Eltern waren nicht da, meine Schwester (älter) bei einer Freundin.
Er wolle mir nur etwas erzählen, er könne noch nicht schlafen. Wir schwätzen ein wenig und alberten herum. Ich war begeistert, mein Bruder befasste sich mit mir. Doch dann schlug die Stimmung um, er fing an mich zu streicheln, zog mein Schlafanzugoberteil hoch.
Er wolle mich mal anschauen.
Ich lag da, steif wie ein Brett und mir fielen wieder die Hasenkinder ein, wie süß sie waren und wie oft ich sie besucht habe. Es waren sechs Stück, ich konnte sie sogar streicheln, die Mutter ließ es zu.
Mein Bruder machte sich an mir zu schaffen, ich ließ es geschehen. Er drehte mich auf den Bauch und legte sich auf mich, ich spürte seinen Penis auf meinem Po und dachte an die kleinen süßen Hasen.
Fortan kam mein ältester Bruder zu vielen Gelegenheiten bei denen meine Eltern fort gingen, zu mir.
Ich war wie hypnotisiert, ich dachte immer nur an die Häschen. Obwohl ich mir nicht bewusst bin, ob meine Brüder Stillschweigen verlangt haben, wusste ich, dass ich nichts sagen durfte.
Eines Tages kam dann nicht mehr mein ältester Bruder, sondern der Zweite. Hatten sie sich abgesprochen oder war es Zufall?
Mein größter Bruder hatte seine erste Freundin, ich war nicht mehr interessant.
Das war die Zeit, als ich anfing mein Taschengeld ausschließlich in Fressalien investieren. Fast wie bei Bulimie verschlang ich Unmengen. Ich versteckte es zwischen meinen Klamotten, aber meistens aß ich es sofort.
Auch das war ein Signal, aber außer "Du wirst immer dicker, iss nicht soviel." kam nichts von meiner Mutter.

Mein zweiter Bruder ließ mich auch erst in Ruhe als er dann mit 17 eine Freundin hatte. Da war ich gerade 14 und schon gut moppelig. Ich wurde von meinem Bruder von meinem Bruder gehänselt und mir verbalen "Nettigkeiten" bedacht. Ausgerechnet sie, die mir das angetan haben. Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben.

Dann kamen unsere Urlaube, an denen auch Freunde teilnahmen, die ihre Söhne mitbrachten. Ich war 14 Jahre alt. Ich verwechselte deren Interesse mit "sie mögen mich". Auch sie vergingen sich an mir und ich ließ es geschehen. Es war ein Automatismus, der sich in Gang setzte, den ich nicht beeinflussen konnte.
Ich war so naiv und leichtgläubig.
Es ist Gott sein Dank nie zu einer Vergewaltigung gekommen.

Aber es zog sich, bis ich meinen ersten Freund hatte, durch mein Leben.
Als ich dann auch selber mit ihm schlafen wollte und es auch tat, hatte ich die wildesten Visionen. Meine Brüder, der Mann, die Häschen. Ich konnte Sex nie genießen und die Beziehungen hielten immer nur zwei Jahre. Denn irgendwann kam ich an einem Punkt, an dem sich die Unlust breit machte und ich keinen Sex mehr wollte, was das Ende der Beziehung bedeutete.
Ich kann es auch verstehen. Was will ein junger Mann mit einer "frigiden Zicke".
Hätte ich es ihnen doch nur gesagt, aber ich konnte nicht. Ich glaube selbst, wenn ich etwas erklärt hätte, wäre es eine Überforderung gewesen, für jede Beziehung in jungen Jahren.

Ich lebte ganz normal, es war sichtbar für Außenstehende. Ich setzte meinen Clownmenschen auf und war die Lustige und immer zu Blödsinn aufgelegte, die alle kannten.
Ich wünschte mir wie viele eine Familie, eine glückliche Ehe und Kinder.

Die habe ich heute auch, aber ich trage mein Geheimnis mit mir.
Und nicht mal mein Mann kennt diesen dunkeln Punkt meiner Vergangenheit. Er ist sehr geduldig, auch wenn wir nicht so oft miteinander schlafen. Ich weiß, dass ich ihm sein Leben, zumindest ein Teil, nehme. Er versucht oft mit mir zu reden und fragt ob es an ihm liege. Nein, er ist sehr zärtlich und einfühlsam, er kann nichts dafür. Aber ich trage die Schuld, kann mich nur selten überwinden mit ihm zu schlafen. Ich glaube auch, dass ich mich immer mehr von ihm zurückziehe und denke oft, es ist nur eine Frage der Zeit bis er geht.
Aber ich liebe ihn und möchte nicht, dass wir uns trennen.
Ich bringe den Mut nicht auf zusprechen, habe Angst vor Vorwürfen, Konfrontationen.