Die Straße gleicht einer Müllhalde. Mühevoll schleppt sie sich weiter, das tropische Klima lässt sie schwer atmen. Der Regen spült den Müll in die Brunnen. Ihr Magen fühlt sich krank an, sie hat starken Durchfall, Brechdurchfall. Die junge dreifache Mutter ist schwach. Gefangen zwischen Leben und Tod.
Sie hätte nicht das Wasser am Brunnen holen, hätte nicht warten sollen, bis der Abfall gesunken ist, bevor sie das Wasser hochzieht. Es gibt fast nichts mehr in ihrem Land: keine Lebensmittel, kein Benzin, kaum Strom, keine Hoffnung. 35 Mio. Simbabwe-Dollar (2,50 €) kostet ein Brot! Ihre Nase spitz, die Wangen eingefallen, das Gesicht extrem faltig. Sie braucht Hilfe. In ihrem Dorf ist es eine Schande, Cholera zu haben. Sie will es bis ins Behandlungszentrum schaffen. Die Zahl der registrierten Cholerakranken stieg nach UN-Angaben auf mehr als 16.000, die der Todesopfer auf 775. Hunderttausende sind bedroht. Sie schafft es mit letzter Kraft und kann gerettet werden. Ihr dehydrierter Körper erlitt 20 Liter Flüssigkeitsverlust.
Ich gehe in die Küche, bestarre meinen Wasserhahn, fülle ein Glas und trinke: „Wasser ist Leben!“ Der Westen gibt dem Machthaber Mugabe, und der dem Westen die Schuld an der Choleraepidemie. Simbabwe wird seit Jahren sanktioniert. Ich gehe zum Telefon und suche die Nummer, die neben dem Interview mit Kai Braker von „Ärzte ohne Grenzen“ steht: 01805/ 970097. Eine Spende ist wie ein Tropfen. EIN Tropfen! Besinnliche Weihnachten!
Ärzte ohne Grenzen
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 52
User | Diskussion |
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Gast | Geschrieben am: 20.12.2008 13:24 Aktualisiert: 21.12.2008 18:21 |
![]() Danke Marie Theres, dass du in der Weihnachtszeit noch einmal auf die andere Seite unserer Welt, die Schattenseite aufmerksam gemacht hast.
Das Beispiel der jungen Mutter hat mich sehr berührt. Vor einigen Jahren habe ich einen Bericht gesehen, in dem gezeigt wurde, dass die Menschen in Afrika teilweise fast 20 km laufen müssen, um sauberes Wasser zu holen. Die gleiche Strecke laufen sie dann mit dem Wasser wieder zurück. Seitdem gehen wir mit dem Wasser sehr viel verantwortungsbewusster um. Wir sparen Wasser, wo wir nur können. Natürlich helfen wir damit nicht den Menschen in Afrika, aber er ist sowas wie Solidarität. Man kann ja auch das Geld, welches man beim Wassersparen einspart, spenden. Wir alle sollten uns darüber viel mehr Gedanken machen, auch über den Umgang mit Lebensmitteln. Oft habe ich ein ganz schlechtes Gewissen, wenn ich schon wieder etwas wegwerfen muss, weil ich zu viel gekauft habe und es mir vergammelt ist. Mit dem Spenden ist das so eine Sache. Ich denke man sollte sich auf ein - zwei Organisationen beschränken. Nicht, weil die anderen kein Geld brauchen, sondern weil bei vielen kleinen Einzelspenden einfach zu viel im Bürokratismus versickert. Früher haben wir immer für Ärzte ohne Grenzen und die Kinderdörfer gespendet. Jetzt spenden wir für Ärzte ohne Grenzen und haben über die Organisation PLAN International ein Patenkind. Damit werden wir die Welt nicht sehr viel besser machen, aber wenn nur einigen Wenigen geholfen werden kann, dann ist das schon sehr viel. Helga |
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lunka | Geschrieben am: 19.12.2008 23:46 Aktualisiert: 20.12.2008 11:21 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() über Ärzte ohne Grenzen habe ich viel Postitives im Radio gehört.
Deshalb hier noch die Webseite www.aerzte-ohne-grenzen.de Spenden können leider die Sanktionen nicht rückgängig machen (der "Westen", wie kann man da politisch noch was ändern? Ist alles so weit weg, so hoch oben), aber wenigsten diesen Ärzten helfen, solchen, die ihr Bestes tun. |
ursel | Geschrieben am: 19.12.2008 20:28 Aktualisiert: 19.12.2008 22:26 |
![]() ![]() User seit: 19.12.2008 aus: Beiträge: 1 |
![]() Schön, wenn das immer wieder auch so deutlich beschrieben wird!
Die Not ist da, gar nicht so weit weg! Nur daß wir die Tatsache doch alle gern wegschieben! ![]() |