Am Donnerstag, 16. Oktober, kommt die jüngste Verfilmung des „Brandner Kaspar“ in die deutschen Kinos. Regisseur Joseph Vilsmaier hat die Geschichte vergangenen Herbst in München und Umgebung gedreht. Die PNP sprach mit dem Autor, Regisseur und Schauspieler Franz Xaver Kroetz (62), der die Titelfigur spielt.
Herr Kroetz, Sie sagen, Sie glauben nicht an einen Himmel. Was kommt denn Ihrer Vorstellung nach nach dem Tod?
Kroetz: Danach kommt nichts und Punkt. Und es wäre schrecklich, wenn es danach noch weiterginge, denn wir leben in der schlimmsten aller Welten, mitten in der Hölle, wo täglich 30 000 Kinder an Armut und Unterentwicklung sterben.
Für den Brandner Kaspar ist der Himmel ein idealisiertes Bayernland. Wäre das keine schöne Vorstellung für Sie?
Kroetz: Der „Brandner Kaspar“ ist ein wunderbares Märchen. Eine Geschichte gegen die furchtbare Angst der Menschen, im Leben etwas versäumt zu haben. Sich nicht selber leben zu können; der Mensch ist doch bloß noch ein Objekt. Märchen und Realität sind aber große Gegensätze.
Wenn im Himmel bayerische Zustände herrschen würden, dann würde ich sagen: wunderbar. Denn Bayern ist ein gesegnetes Land. Allein, dass es hier sauberes Wasser gibt, ist ein Luxus, den sie in anderen Ländern der Welt nicht kennen und meiner Ansicht nach auch nie erreichen werden. Gut, in Bayern kriegt man vielleicht mal einen Maßkrug aufs Hirn - aber das sind doch Peanuts dagegen.
Welche Beziehung hatten oder haben Sie zur Geschichte vom Brandner Kaspar?
Kroetz: Der Brandner Kaspar ist für mich erst mal eine schreckliche Erfahrung. 1975 wollten wir in München mein Stück „Lieber Fritz“ aufführen, ich sollte den Fritz spielen, doch dann haben Jörg-Dieter Haas und ich uns zerstritten. Ich bin dann ins Residenztheater gegangen - ein Theater, in das man damals einfach nicht ging, weil es viel zu bürgerlich war. Und da hab ich den „Brandner Kaspar“ gesehen von Kurt Wilhelm. Ein fürchterlich sentimentaler Schmarrn. Da ist viel Schreckliches dazugedichtet worden. Inzwischen hab’ ich den Originaltext von Kobell gelesen: Da kommt das alles gar nicht vor, das sind gerade einmal dreieinhalb Seiten Text. Ich wollte eigentlich jetzt auch eine sehr strenge Geschichte spielen, aber dazu ist es - vielleicht zum Glück - nicht gekommen. Jetzt ist es halt ein bunter Reigen.
Was ist Ihr Brandner Kaspar denn für eine Figur?
Kroetz: Mein Brandner ist widerspenstig, ein Querkopf, der einen Hund mit einer Hand erwürgt. Kein Wilderer, sondern ein Büchsenmacher, den man gern mal schießen lässt. Ein Bayer eher so im Sinne von Oskar Maria Graf. Jedenfalls so, dass ich mir gedacht hab’: Mit diesem Menschen möcht’ ich was zu tun haben. Recht hinterfotzig, keiner, der CSU wählt - der geht gar nicht zur Wahl. Ein bayerischer Krimineller, aber mit einem guten Herzen.
Ihr Gegenspieler, der Boandlkramer, wird von Michael Herbig gespielt.
Kroetz: Da verrat’ ich kein Geheimnis: Der Herbig war nicht mein Liebling. Mit seinen Filmen hab’ ich nicht viel anfangen können. Aber ich bin jemand, der Respekt vor Leistung hat und der Erfolg anerkennt. Deshalb hab’ ich mich dann schon gefreut auf ihn. Und ich muss sagen, ich war wirklich überrascht. Das ist ein fleißiger Arbeiter, eine Rampensau im guten Sinn, der gibt alles und ist auch überzeugt davon, dass er kämpfen und sich alles erarbeiten muss. Der Herbig, der verdient sein Geld und seinen Erfolg.
Regisseur des Films ist Joseph Vilsmaier. Mit Ihnen und Herbig sind da also drei Regisseure aufeinandergetroffen. Ist es Ihnen schwer gefallen, sich unterzuordnen?
Kroetz: Ich weiß, dass ich als schwierig gelte. Angepasst ist nun mal angepisst. Aber das stimmt gar nicht. Als Schauspieler bin ich auf nahezu unverantwortliche Weise fügsam. Ich spiele, was man von mir verlangt. Ich bin ein sehr disziplinierter Schauspieler.
Mit dem Vilsmaier Sepp bin ich gut ausgekommen. Wir kannten uns nicht, aber ich habe seinen Film „Herbstmilch“ gesehen und der hat mir gefallen. Der Sepp braucht sich nicht beweisen, muss nicht der Boss sein. Ich habe sogar einiges dazuschreiben können. Zum Beispiel gehen bei der Beerdigung von der Nannerl (Anm.: Enkelin des Brandner Kaspar) gerad’ einmal vier Hanseln hinter dem Sarg her, dann kommt ein Schnitt, und dann sitzen eine Menge Leut’ beim Leichenschmaus. Da hab ich gesagt: „Das gibt’s in Bayern nicht. Wer nicht bei der Leich’ war, ist auch nachher nicht beim Leichenschmaus.“ Da war der Sepp auch so souverän, das anzunehmen. Ich hab’ dann vorgeschlagen, einen Satz einzufügen: „Zur Beerdigung war’s eana zu weit, aber meinen Schweinsbratn fressen s scho.“ Nein, nein, ich bin herzlich dankbar, dass ich den Brandner Kaspar spielen durfte. Das ist eine wunderbare Rolle.
Das Gespräch führte Petra Grond.
© Passauer Neue Presse
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donkey | Geschrieben am: 06.11.2008 20:49 Aktualisiert: 07.11.2008 17:18 |
![]() ![]() User seit: 18.10.2007 aus: Beiträge: 1141 |
![]() Heute habe ich den Film gesehen - Es ist wirklich eine wunderbare Rolle - und eben auch eine ganz andere Art
Familientreffen. - Lohnenswertes Kino! ![]() |
Blackforest | Geschrieben am: 06.10.2008 18:26 Aktualisiert: 06.10.2008 20:18 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Die Drei haben mich überzeugt! Werde bald im Kino sein, mit Kirschgeist und Popkorn!
Grüße Wolfgang End |