Wenn ich am Morgen meinen ersten Schokocappuccino in aller Ruhe genießen möchte und ich gerade versuche mit Gewalt wach zu werden, dann kommt bestimmt mein Mann, frohgelaunt und munter (er hat ja auch einen hohen Blutdruck) und möchte mit mir ein Gespräch führen, dann denke ich schon manchmal, es wäre schön, wenn es einen Schalter zum Abstellen gäbe. Nun, den gibt es leider nicht, also Augen zu und durch.
Er beginnt den Tag mit einer längeren Sitzung auf der Toilette, wie kann man da nur so lange sitzen, denke ich mir. Irgendwann müsste ich auch mal, geht nicht, besetzt. Mit etwas Wehmut wünsche ich mir dann das Leben eines Singles.
Obwohl ich schon eine Stunde vor ihm auf den Beinen bin, werde sehr schwer so richtig wach und dann blockiert er das Bad. Ich versuche immer noch wach zu werden. Bitte nicht ansprechen, könnte schlimme Folgen für den Tag haben.
Dann ist mein Mann auch wieder raus und ich darf nun das Bad mit meiner Anwesenheit beehren. Natürlich wird sofort gefragt „brauchst du lange“, ha, welch Hohn, er Stunden, ich Minuten – wo bleibt da die Relation. In solchen Momenten wäre ich wirklich gerne alleine mit mir, meiner Morgenaufwachphase und – na, meinen Gedanken, die auch noch versuchen in Schwung zu kommen.
Nach der Dusche bin ich halbwegs ansprechbar – störte sowieso keinen, wenn ich es vorher noch nicht war, belabert werde ich immer. Es wird mir dann, natürlich putzmunter und fröhlich, erzählt, was wir (man bedenke, wir – wir heißt umgesetzt eigentlich immer ich – ich als Frau) diesen Tag alles zu erledigen habe. Es gibt so Sätze (mia miastn a mol – das heißt immer – du solltest sofort) die bringen mich von Haus aus auf die Palme. Mit halbem Ohr höre ich zu, ich kenne diese Sprüche von Haus aus, also nicht hin hören – ich weiß ja sowieso, was ich zu tun habe.
Bei diesen Sachen denke ich dann, heirate nie einen, der mal Chef war und seine „Zulieferanten“ hatten, er bleibt es, selbst im Ruhestand, sein Frauenharem der Firma fehlt, na ja, zu Hause bekommt er ihn nicht. Bei solchen Situationen denke ich schon, ach - wäre es nicht schön, wenn ich nur für mich verantwortlich wäre, tiefer Seufzer in Gedanken.
Irgendwann ist seine Brille weg, klar, ich suche wie eine Blöde. Es ist unvorstellbar, wo man dieses Ding so alles ablegen kann. Wenn ich es dann gefunden habe, wer sonst als ich, wundere ich mich, dass mich bei diesem Blödsinn noch nicht der Schlag getroffen hat.
Was auch noch so richtig nieder macht ist die Tatsache, dass beim Essen, das er –als echter Bayer nicht kommentiert, denn nix sogn, is Lob gnua, - über eine Speise schwärmt, die schon seit Urzeiten nicht mehr im Speiseplan vorgesehen ist. Kloa, a Wurschtsuppn wa net schlecht, ich halt’s net aus. Da ist man doch so richtig freudig erregt und bis Ober/Unterkante bedient.
In solchen Augenblicken wünsche ich mir von Herzen, dass mir meine Wohnung und auch meine Küche mit Speiseplan alleine gehören würde, dass mir kein Mann, der mich meist nicht versteht, einfach drein red’n kann. Ganz tiefer, gedanklicher Seufzer von ganz tief unten.
Wenn es dann aber wieder ganz dicke kommt, mich jemand in den Arm nimmt und mich tröstet, wenn ich nicht alleine da stehe, auch wenn ich es alleine mache, dann bin ich doch wieder froh, dass ich kein Single bin.
Also, wenn es schlimm ist, dann denke ich mir, er ist auch so was von anders, lieb, verständnisvoll und eben jemand, der mir dann doch diesen Halt gibt, dass ich die Dinge, die „mia macha“ eben auch machen kann.
In diesem Sinne, nehmt die Männer wie sie sind, andere bekommen wir leider nicht.
© Annemarie Lautenschlager
User | Diskussion |
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Gast | Geschrieben am: 12.12.2007 12:27 Aktualisiert: 12.12.2007 13:11 |
![]() Renate hat so was von recht.
Ich denke - wenn ich mal wieder singeln will - immer an die Zeit, als ich noch durfte. Dann fallen mir ganz viele Sachen ein, die mir damals gestunken haben, und dann ist alles wieder gut, wie es ist. |
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Gast | Geschrieben am: 11.12.2007 12:02 Aktualisiert: 11.12.2007 22:28 |
![]() Ich möchte nicht nur manchmal Single sein, ich möchte Single sein. Punkt.
Ich kann mehr Nachteile, als Vorteile aufzählen sich zu verpartnern. Punkt. Meine Freundin würde sagen Ich möchte nicht mehr Single sein. Ich kann mehr Nachteile, als Vorteile aufzählen. Punkt. The grass is always greener on the other side of the fence ![]() |
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Wirbelwind | Geschrieben am: 11.12.2007 10:44 Aktualisiert: 11.12.2007 22:26 |
![]() ![]() User seit: 08.12.2007 aus: Delmenhorst Beiträge: 2 |
![]() ach, liebe Annemarie Du sprichst mir so aus der Seele!!!!!!!
liebe Grüße von der Ostsee gaby |