Neulich im Supermarkt: „Sind Sie nicht die Tochter von...?“ werde ich von hinten angesprochen, während ich nach dem richtigen Putzmittel Ausschau halte. „Ja, bin ich.“ antworte ich mit professionellem Lächeln und wende mich wieder den Saubermachern zu.
„Das hab´ ich mir doch gleich gedacht, dass Sie die Tochter sind!“ Ich vertiefe mich, immer freundlich nickend, in eine unverständliche Gebrauchsanweisung. „Dass ich Sie mal live sehe! Wissen Sie, ich habe ihre Mutter so verehrt. Die vielen Filme...“ sprudelt es aus der fremden Dame heraus. „Das freut mich!“ antworte ich mit schon etwas strengerem Ton und entscheide mich, ganz gegen meine Gewohnheit, für einen aggressiven Reiniger. „Ganz die Mama!“ beginnt die Frau wieder „Die gleichen Augen, die gleiche Stimme... und genauso nett wie die Frau Mama!“ und klopft mir liebevoll auf die Schulter. „Danke!“ schlucke ich. „Und so schade, dass Sie sich von Baby Schimmerlos scheiden ließen. Geht’s Ihnen gut, so ganz allein?“ - „Super! Ich muss jetzt einkaufen.“, brumme ich in D-Moll. „Ich bin ein echter Fan Ihrer Familie! Und wie Sie kämpfen mit diesem, diesem Hausfrauen-Dingsbums... ganz toll!“ strahlt sie mich an und ist im Begriff zu gehen. Da dreht sie sich noch einmal um.: „Ach, und wie heißen Sie gleich noch mal?“
Ich grüble. „Von. Mein Name ist Von.“ Das war’s, sie rauscht von dannen.
So ist er, mein „Adelstitel“: nackt, ohne Vor- und Nachnamen.
Schlicht unverwechselbar!
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 06
User | Diskussion |
---|---|
ggg | Geschrieben am: 04.03.2008 15:24 Aktualisiert: 04.03.2008 21:38 |
![]() ![]() User seit: 29.10.2007 aus: München Beiträge: 97 |
![]() Zwei Seelen schlagen in deiner Brust, Marie-Theres.
Einerseits ärgert dich - ich finde zurecht - die Identifikation deiner Person nur im Zusammenhang mit der Berühmtheit und den Meriten deiner illustren Verwandschaft. Du selbst, das, was du leistest, deine Talente geraten dadurch in den Hintergrund. Das wird dir nicht gerecht. Auf der anderen Seite hast du dich aber entschlossen, eine Geschichte über die Schells zu schreiben. Wird sicher interessant zu lesen sein. Und auch viel über dich preisgeben. Aber ist das nicht paradox? Oder ergibst du dich in dein Schicksal, die Tochter/Nichte/Enkelin von ... zu sein? : ) ggg |
Subura | Geschrieben am: 05.02.2008 12:14 Aktualisiert: 05.02.2008 14:08 |
![]() ![]() User seit: 27.02.2007 aus: Niederrhein Beiträge: 7887 |
![]() Werden wir nicht alle dauernd in irgendwelche Schubladen - sei es nun als die Dicke, die Dürre, die Schöne, die Aufgetakelte, die mit der Riesennase, die Blonde, die Dumme, die Intelligente oder eben auch als die von - gesteckt, aus denen wir uns freizappeln müssen?
![]() |
puenktchen | Geschrieben am: 04.02.2008 16:28 Aktualisiert: 04.02.2008 18:45 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: Beiträge: 2227 |
![]() Klar ist man irgendwie immer "von", aber je bekannter die sind, von denen man "von" ist, um so mehr belastet dieses "von".
Man bleibt immer die Tochter von ..., die Mutter von ..., die Frau von ..., was ja nicht schlecht ist, belastend wird es doch erst, wenn man lediglich über dieses von identifiziert wird. Ich werde doch immer die Tochter von meiner Mutter und meinem Vater bleiben, aber die sind nicht weltberühmt, also ist es auch nicht belastend, auch bin ich die Frau von..., auch nicht weiter belastend. Außerdem ist auch mein Mann, der Mann von mir, meine Eltern sind die Eltern von mir, wenn ich Kinder hätte, dann wären sie auch von mir, das ist doch normal. Wie gesagt, so lange nicht diese VONS berühmt sind und "ich" nur darüber wahrgenommen werde ist es doch okay. |
Brigitta-B | Geschrieben am: 04.02.2008 12:50 Aktualisiert: 04.02.2008 18:41 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Mein Sohn hat vor X Jahren mal den Vogel abgeschossen, d.h. die höchste unserer Karrierestufen beschrieben, die dann eben kommt, wenn wir nicht einmal mehr "Mutter von" sind:
Mama, ich soll die grüssen von der "Frau mit Pascha" - Pascha war ein Golden Retriever ABER es gibt ja auch die ganz normale "von" bzw. "de" Regelung, nämlich in den meisten spanisch sprechenden Ländern, wo die Ehefrau vom Gesetz her ihren Mädchennamen behält bei der Heirat. Hier in Spanien wird sie dann auch wirklich beim Mädchennamen genannt. Aber in den südamerikanischen Ländern wird sie nach der Heirat "Señora de" genannt. Man beachte den Namen der neuen Präsidentin von Argentinien: Cristina Fernandez (Mädchenname) de Kirchner (Name ihres Mannes!!!). Bei uns in Spanien würde sie nur Cristina Fernandez genannt, d.h. schriftlich würde man ihr noch ihren zweiten Familiennamen anhängen, welcher der Familienname ihrer Mutter ist. Aber die Ansprache "Señora de" ist hier längst veraltet. Nicht mal ich, die ich ja als Ausländerin den Namen meines Mannes trage, werde so angesprochen. Brigitta-Barcelona |
ghic | Geschrieben am: 03.02.2008 22:55 Aktualisiert: 04.02.2008 09:42 |
![]() ![]() User seit: 18.01.2008 aus: Braunschweig Beiträge: 124 |
![]() So gesehen heißen viel Frauen "von".
Die Ehefrau von... Die Tochter von.... Die Mutter von.... manchmal sogar die Freundin von.... oder gar die Geschiedene von..... Die Gesellschaft hat noch nicht richtig aufgenommen, daß wir Frauen keine "vonS" sind, sondern Marie Theres, Isabell, Erika, Brunhilde, Veronika, Ghita usw..... Ein einziges Mal durfte mein Ex-Mann ein "von" sein: in der Frauengruppe für den jährlichen Weihnachtsbasar, als er mich abholte. Er war stolz drauf, ich nicht! Heute bin ich weder "von" noch "zu" und fühle mich deshalb umso mehr geadelt. Vom Leben, eben. Aber ich verstehe es, wenn Schatten anderer Menschen im persönlichen Umfeld so groß sind, daß sie die eigenen Farben auslöschen, dann kämpft man manchmal hart gegen ein eventuelles Untergehen in der Unkenntlichkeit. Hier bist du Marie Theres, nicht mehr - doch beileibe bestimmt nicht weniger! Ghita |
puenktchen | Geschrieben am: 03.02.2008 12:41 Aktualisiert: 03.02.2008 13:30 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: Beiträge: 2227 |
![]() Es ist sicher äußerst lästig, wenn man immer nur die Tochter/Frau etc. von ist, denn man ist doch eine eigenständige Persönlichkeit und möchte auch als solche gesehen werden.
Es mag ja eine Zeit geben, in der man dieses "von" ganz lustig findet, aber ich glaube, je älter und selbständiger man wird, um so mehr nervt es und man fängt an dieses "von" zu hassen. Hoffentlich zieht sich dieser "VON-FADEN" nicht durch das ganze Leben, nicht dass es irgendwann heißt, "ach, sind sie nicht die Mutter "von", das wäre dann schon mehr als tragisch. Allerdings ist es auf der anderen Seite doch sicher auch sehr schön, wenn man in so einem Familienclan eingebettet ist und dadurch doch gewisse Privilegien genießt, man muss eben das FÜR und WIDER dieses "Von" abwägen, aber Du schaffst das doch mit großer Bravour, auch wenn es manchmal lästig ist. ![]() ![]() |
Blackforest | Geschrieben am: 03.02.2008 10:16 Aktualisiert: 03.02.2008 13:29 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Ja Marie Theres! So ist das Leben! Viele Menschen sehen Dich durch eine Brille. Diese Brille ist manchmal die 'Bunte', 'Frau im Bild' und auch das Fernsehen. Die haben nichts anderes im Leben, die ist so winzig klein ihre Welt, so daß das Privatleben einer Prinzessin Diana zum 'Lebensmittelpunkt' werden kann. Man hat ja sonst nichts zum 'reden', keine wirklich große Probleme und wer möchte mal nicht so leben wie eine große Schauspielerin.
Wolfgang End |
Gast | Geschrieben am: 02.02.2008 22:27 Aktualisiert: 03.02.2008 09:24 |
![]() Ist sicher nicht so einfach, wenn man nur als "von" angesehen wird. Die Tochter von, die Frau von usw.
Aber ein "von" wird dir bestimmt gefallen und niemals lästig sein, die Gründerung "von" Hausfrauenrevolution. In diesem Sinne mach dir nichts draus. Ich war hier auch viele Jahre nur die Frau von.... liebe Grüße Helgamaus ![]() |
|