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Texte : Marie Theres Kroetz Relin - Muttern im Licht der Liebe
Veröffentlicht von anja am 04.12.2005 17:56 (769 x gelesen)

Draußen tobt ein wilder Sturm, der Strom ist schon lange ausgefallen. „Als ich Dir von den 90.000 Menschen im Münsterland erzählte, die die vierte Nacht in Folge ohne Heizung und Licht verbringen mussten, hast Du mir nicht zugehört.“

Muttern zündet eine neue Kerze an. „Und nun sitzen wir selbst seit sieben Stunden im Dunklen. Wir sind so schnell aufgeschmissen, wenn sich die Naturgewalten austoben.“ Es ist trotzdem gemütlich, Mutter und Sohn kuscheln. „Gut, dass es Advent ist, Mama!“ sagt er leise „Da hast Du immer genug Kerzen im Haus.“ Muttern lacht. „Stimmt, kleiner Mann. Aber weißt Du, in so einer Ausnahmesituation fallen mir all die Menschen dieser Welt ein, für die Strom keine Selbstverständlichkeit ist. In den reichen Ländern ist der Pro-Kopf-Stromverbrauch zehnmal höher als in allen armen Ländern zusammen! Zum Beispiel verbraucht eine US-Familie 12.000 Kilowattstunden im Jahr - in Deutschland sind es nur 6.000. Kurz: Ein Siebtel der Weltbevölkerung verbraucht über die Hälfte der Energie.“ Sohnemann guckt betroffen, schaltet aber dann doch wie gewohnt den Gameboy ein. Der Akku ist leer. Muttern grinst. „Und zum richtigen Vergleichen solltest Du wissen, dass der Pro-Kopf-Stromverbrauch im afrikanischen Tschad nur bei 4 kWh liegt! Also nix mit Gameboy, Handy und Fernsehen, wahrscheinlich nicht mal Kühlschrank, sondern höchstens eine magere Glühbirne.“ - „Mama, uns geht es schon verdammt gut.“ - „Ja, wirklich. In China sagt man: alle Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzigen Kerze nicht auslöschen."
Muttern im Licht der Liebe.

© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen "Die Aktuelle" Heft Nr. 49

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User Diskussion
MarieTheres
Geschrieben am: 08.12.2005 23:03  Aktualisiert: 08.12.2005 23:03
Webmaster
User seit: 03.10.2005
aus: Bayern - Teneriffa
Beiträge: 1399
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern im Licht der Liebe
Ganz wunderbare und wichtige Kommentare! Uff, Erna, wie schön, dass Du uns in Deiner lebendigen Sprache an diese Zeiten erinnerst. Geht mir durch und durch!!!

Danke an alle, die hier geschrieben haben. Es gibt nichts schlimmeres, als den echolosen Raum. Bei euch hab ich das Gefühl, meine Message ist angekommen.... es wurde Licht, in meinem Herzen.

Gruß

M.Th.
Kiki
Geschrieben am: 07.12.2005 17:50  Aktualisiert: 07.12.2005 22:07
User seit: 25.10.2005
aus: Berlin
Beiträge: 61
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern im Licht der Liebe
Ein Beitrag der wieder einmal sehr nachdenklich stimmt.

Gerade jetzt um die Weihnachtszeit wird mir immer wieder bewusst, wie gut es uns geht. Ich habe all abendlich nur Kerzen an und freue mich über das warme, schöne Licht. Auch Räucherstäbchen sorgen für Gemütlichkeit.

Mir ist aber auch bewusst, dass ich wählen kann zwischen Kerzen und Strom. Viele können das nicht.

Danke das du daran erinnerst, Marie Theres. wir sind alle so satt, haben den blick für vieles verloren.

Karin
erna
Geschrieben am: 07.12.2005 17:16  Aktualisiert: 07.12.2005 22:08
User seit: 24.10.2005
aus:
Beiträge: 90
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern im Licht der Liebe
Dieses Thema regt wieder sehr zum Nachdenken an:

Ein Rückblick auf einen Großteil der Bevölkerung in Deutschland, vor allem in den zerbombten Großstädten.

Noch Jahre nach dem zweiten Weltkrieg blieben viele Wohnungen kalt und dunkel. die Elektro-Herde konnten wegen Stromsperren nur für wenige Stunden sparsamst benutzt werden. Strom war kontingentiert. Wer das Kontingent überschritt, wurde vom Versorger gesperrt. Glücklich diejenigen, die ein paar Talglichter ergattern konnten oder gar eine Karbidlampe besaßen. Kohlen und Holz waren Mangelware. Jeder Ast in den Wäldern wurde zum Verfeuern aufgesammelt. Säuglinge, Kinder und Erwachsene starben an Hunger, Kälte, Typhus, Lungenentzündung. Geschlechtskrankheiten grassierten, Penicillin fehlte. Medikamente wurde auf dem Schwarzmarkt gehandelt.

Frostbeulen an Fingern und Füßen waren an der Tagesordnung. Sie juckten erbärmlich, sogar noch wiederaufflackernd nach Jahren bei Wintereintritt. In das Bett ging man bei Kälte im Schein des flackernden Notlichtes vollkommen bekleidet und legte sich einen gewärmten Stein an die Füße. Denn durch die Pappfenster pfiff unbarmherzig der Wind. Glasscheiben konnten sich nur die Schwarzhändler leisten. In den Leitungen gefror das Wasser. Man kroch zusammen. Die Ausnahmesituation war zum Alltag geworden. Das Licht der Liebe und die Hoffnung hielt die meisten Leute aufrecht, für die heute noch jede Leuchtquelle in der Finsternis Trost bedeutet.

Nie wieder Krieg, nie wieder Aufrüstung war damals die Parole.
Sabin
Geschrieben am: 06.12.2005 22:28  Aktualisiert: 07.12.2005 16:06
User seit: 24.10.2005
aus: München
Beiträge: 464
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern im Licht der Liebe
Gefällt mir sehr gut.

Mutter hat immer genug Kerzen im Haus. Wer Wohlbehagen sucht, kann immer zu seiner Mutter kommen. Das sollte eine globale Selbstverständlichkeit sein.

Unabhängig von Ort, Zeit und Umständen, es gibt immer Mütter, die dafür sorgen.

Gruß Sabine
Brigitta-B
Geschrieben am: 05.12.2005 12:47  Aktualisiert: 05.12.2005 20:32
User seit: 23.10.2005
aus:
Beiträge: 4761
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern im Licht der Liebe
Kerzen auf dem Adventskranz, jeden Sonntag eine weitere anzünden, bis sie alle viere brennen, erwartungsvoll...

Kerzen am Weihnachtsbaum, wunderschön...

Kerzen auf dem eleganten Abendbrottisch, romantisch...

Kerzen verteilt übers ganze Wohnzimmer, gemütlich, warm...

Kerze auf dem Gartentisch, Insekten vertreibend...

Stromausfall: Um Himmels Willen, wo sind die elenden Kerzen? Steht auf dem Büchergestellt nicht der Ständer von Tante Emma, hat's dort eine Kerze drin? Die Sucherei im Chaos beginnt.

Endlich ist die Kerze gefunden. Nun beginnt die Wühlerei nach Streichhölzern, denn die Kerze allein bringt's ja nicht. Huch, nun brennt sie endlich. Wohlige Wärme verbreitend steht sie auf dem Wohnzimertisch.

Diese Gemütlichkeit hält maximal 30 Minuten an, dann werden alle langsam nervös. Es ist langweilig, die Musik fehlt, der eine muss zum Klo, der andere hat Hunger, wieder ein anderer möchte unbedingt ein ganz wichtiges Fussballspiel schauen etc.

Wir sind ganz schön arm dran ohne Strom, denn es funktioniert ja echt überhaupt nichts, weil alles und jedes irgendwann, irgendwo, irgendwie durch eine Pumpe angetrieben wird, welche ihrerseits elektrisch betrieben wird...

Wie machen das die Menschen in der Dritten Welt bloss, die noch nie Strom hatten???
struppi
Geschrieben am: 04.12.2005 20:18  Aktualisiert: 04.12.2005 23:00
User seit: 23.10.2005
aus: Giessen
Beiträge: 2831
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern im Licht der Liebe
Bravo!!!

Eine richtig schöne Geschichte zum zweiten Advent.
Hoffentlich werden dadurch viele Menschen mal ange-
regt nachzudenken, wie selbstverständlich viele Sachen
in unserem Leben geworden sind.

Nachdem meine große Tochter immer sehr wissbegierig die Nachrichten verfolgt, haben wir uns lange darüber unterhalten, was heutzutage alles für uns selbstverständlich ist und von was wir abhängig geworden sind. War ganz erstaunt, was ihr (9 Jahre geworden) so alles als schon einfällt.

Weiter so


lG struppi



 

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