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Texte : Petra Plaum - Stadt – Land – Babyglück oder: wo macht das Kinderkriegen mehr Spa
Veröffentlicht von MarieTheres am 08.08.2008 08:42 (531 x gelesen)

Petra Plaum, Journalistin, und Dr. Julia Haes, Personalberaterin, lernten sich 1997 während eines Studienjahres in Kalifornien kennen. Beide wuchsen ländlich auf, lebten schon in unterschiedlichsten Umgebungen und sind mit dem Nachwuchs nun sesshaft geworden: Julia Haes mit Mann und Töchterchen Antonia (1) in Berlin-Schöneberg, Petra Plaum mit Mann und inzwischen drei Töchtern im 3000-Seelen-Dorf Mertingen unweit Augsburg. Ein Vergleich.

Petra: Ich hatte auf dem Lande in Baden-Württemberg DIE Traum-Kindheit. Spielen auf der Straße, den Kühen beim Wiederkäuen zusehen, gute Luft, viele Wiesen, wenig Verkehr – meine Kinder sollten es ebenso gut haben! Wie praktisch also, dass der Mann meiner Träume in einem bayerischen Dorf lebte! Als meine erste Tochter sich ansagte, kehrte ich meinem Arbeitsplatz in Stuttgart also nicht wirklich traurig den Rücken, um in die Pampa zu ziehen...

Julia: Ich bin ja in Feldafing am Starnberger See auch ländlich aufgewachsen und stelle mir ein Leben mit Baby dort auch schön vor. Aber für mich war klar, dass ich mit meinem Mann mitgehe, wenn er woanders einen guten Job findet. In der City sind Kind und Job für Mütter zudem viel einfacher zu vereinbaren, vor allem in Berlin. Wir haben traumhafte Kinderbetreuungsmöglichkeiten!

Petra: An die Arbeit dachte ich in meiner Schwangerschaftsfaulheit erst mal gar nicht. Ich träumte von einer Hausfrauen-Idylle: von Kaffeeklatsch in blühenden Gärten, vielen neuen Freundinnen, vom gemütlichen Wiedereinstieg in den Beruf vom Homeoffice aus. Vom Einkauf im Bioladen um die Ecke und vom Leben zu Schnäppchenpreisen...

Julia: Blühende Gärten gibt es hier nicht, aber allgemein viel Grün. Schnäppchen kann man auch machen, und es gibt unter anderem einen Umstandskleider-Verleih und einen Wiegen-Verleih. In Berlin ist es auch einfach, liebe Menschen mit Kindern kennen zu lernen. PEKiP, Babyschwimmen, Babymassage, Geburtsvorbereitung, Krabbelgruppen...wir haben ein Riesenangebot an Kursen. Obwohl eine Großstadt schon anonymer ist als ein Dorf, fand ich schnell Anschluss.

Petra: Bei uns gibt es auch mehr und mehr Kurse für Eltern. Die Kontakte blieben aber lange oberflächlich. Meine Erste schrie extrem viel, alles drehte sich nur um sie, ich fühlte mich sehr gefordert und verdammt einsam. Die anderen Mamas, die ich kannte, hatten Omas, Verwandte, alte Freundinnen nebenan, brauchten wohl keine dauermüde neue Freundin. Immerhin: den Bioladen gab’s tatsächlich, die guten, günstigen Läden ebenso. Der Einkauf mit Kinderwagen war mein tägliches Highlight, da schlief sogar mein sonst so unruhiges Baby!

Julia: Wir haben hier eine große Auswahl an Ausflugsmöglichkeiten. Gehen wir zu Fuß einfach durch unser Viertel? Hier gibt es Spielplätze, alle wichtigen Läden und Ärzte, es ist eine kleine Stadt in der Stadt. Wenn wir weiter weg möchten, was interessiert uns? In den Zoo, den Eisbär Knut besuchen? In eins der Familienprogramme in Museum oder Oper? Und: Fahren wir Fahrrad, oder nehmen wir die U-Bahn? Jede wichtige U-Bahn-Station hat einen Aufzug und ist mit Kinderwagen gut zu nutzen. Wir können aber auch das Auto nehmen. In unserem Viertel gibt es sogar Parkplätze!

Petra: Bei uns auch – ohne Auto kommt man bei uns allerdings fast nirgends hin. Dafür wohnen wir sehr günstig. Wir zahlen für 120 Quadratmeter plus Gartenanteil 500 Euro warm.

Julia: Wir zahlen für unsere 140 Quadratmeter Altbau das Doppelte, aber ich finde, das geht noch. Berlin ist da sicher wesentlich günstiger als z.B. München.

Petra: In München müsste ich dazuverdienen, hier auf dem Lande kamen wir fünf auch gut zurecht, als ich ausschließlich im Haushalt arbeitete. Die ersten Euros, die ich verdiente, gingen dafür für die Tagesmutter komplett wieder drauf. Bis ich eine gute gefunden hatte, das dauerte.

Julia: Hier hat man die Auswahl zwischen Tagesmüttern, Krippen, privaten Kinderläden, und die Preise gehen auch...das ist nicht in allen Städten so. Man muss allerdings dazu sagen, dass in Berlin viele Menschen arbeitslos sind.

Petra: Bei uns zum Glück nicht. Die Region Donau-Ries ist wirtschaftlich zurzeit sehr erfolgreich, und die meisten Mamas finden auch nach Jahren bei den Kindern irgendwann Teilzeitjobs. Alles in allem haben wir schon ein wenig eine heile Welt: Viel Wohlstand, viel Grün, große Häuser, glückliche Kühe. Und ich kann mit drei kleinen Kindern an der Straße entlang spazieren und rennt doch mal eins auf die Fahrbahn, kommt höchstwahrscheinlich kein Auto.

Julia: Das sollte hier nicht passieren. Doch die Kinder lernen hier von Klein auf, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten müssen. Für mich ist das hier auch heile Welt! Das Einzige, was ich oft vermisse, sind meine Eltern. Es wäre schon schön, wenn Antonia mehr von den Großeltern hätte und sie von ihr.

Petra: Da sprichst du mir aus der Seele.

Julia: Trotzdem: wir haben mit Berlin Glück gehabt. Schnell Arbeit und Freunde gefunden. Und wollen hier erst mal bleiben.

Petra: Und wir ziehen demnächst aus Mertingen wen, in die nächstgelegene Kleinstadt. Ein prima Kompromiss, finde ich: viel Natur UND viel Kultur sowie ein Bahnhof, wo ICEs halten. Da können wir in wenigen Stunden zu den Großeltern fahren.

Julia: Auch wir fahren regelmäßig zu den Omas und Opas. So kriegt Antonia doch noch ihre Landluft.




© Petra Plaum

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User Diskussion
lunka
Geschrieben am: 10.08.2008 00:38  Aktualisiert: 10.08.2008 20:04
User seit: 19.07.2007
aus:
Beiträge: 1222
 Re: Petra Plaum - Stadt – Land – Babyglück oder: wo macht...
eine aufschlussreiche Auflistung der Vor- und Nachteilen des Lebens in der Stadt oder auf dem Land.

Echt man, würde trotzdem so gerne auf dem Land wieder mal leben...



 

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