„Ich mach Dich fertig! Kurz und klein schnipple ich dich. Klein, prall, rot- das ist Dein Tod, Du Tomate! Verbraten werde ich Dich im Anschluss, denn Liebe geht durch den Magen und Dein Ende ist Sicht, Baby! Guck mal was ich da habe: Ein Keramikmesser!

Mein neues Schneidegefühl, Honey. Du weißt nicht was das ist? Die Keramikklinge widersteht höchsten Temperaturen, ist härter als Stahl und sogar so hart, dass sie nur von Diamanten geschliffen werden kann! Aber das braucht es nur alle zehn Jahre. Es liegt gut in der Hand, ist extrem leicht und man braucht überhaupt keinen Druck ausüben. Die Klinge gleitet freiwillig mit einer unglaublichen Genauigkeit. Dieses Messer kann nicht rosten, nimmt keinen Geruch oder Flecken an und ist immer einsatzbereit. Und soll ich Dir noch was sagen, bevor Du in andere Sphären abhebst? Keramik dient in der Raumfahrt als hitzefestes Schutzschild für die Raumkapsel beim Wiedereintauchen in die Erdatmosphäre. Yeah! Und jetzt musst Du daran glauben, denn ich bin berüchtigt dafür, eine gute Köchin zu sein. Erleben Sie heute mit mir den Thriller: die Tomate, die zuviel wusste!“ Langsam lasse ich mein nagelneues Keramikmesser in innig-bestialischer Zärtlichkeit über die Tomate streichen und wie von Zauberhand entblättert sie sich ohne jede Form von Weigerung. Scheibchenweise liegt sie vor mir: was für eine Offenbarung! Ich wusste gar nicht welche Phantasien ein neues Küchengerät auslösen kann! Was für ein Genuss - Aua! - bis zum nächsten Schnitt.



© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 29