Nach dem Motto: „Mutti darf auch mal raus!“ machte ich letztes Wochenende einen Kurzurlaub. Herrlich, einmal alleine durch unbekannte Strassen schlendern, in einem kleinen Café Zeitung lesen, keine Verantwortung im Schlepptau, durchatmen und sich weiblich fühlen. Aber blöd wie Muttis nun mal sind, denken sie trotzdem an die Kids. Also zumindest ich.
Ein Mitbringsel muss her für die Daheim- und in aller Welt Gebliebenen. Also steuerte ich das Einkaufszentrum an und wurde bei Ha & Em fündig. „Ach, was für nette Bikinis! Die würden meinen Mädels gefallen. Aber welche Größe?“ Denn meine magere Oberweite lässt sich nicht mit dem üppigen Dekolleté meiner Töchter messen. „Na ja,“ denk ich mir „Die Große soll im 4000 km entfernten Deutschland und die Kleine auf der Nachbarinsel zu Ha & EM gehen und die Dinger anprobieren. Dann passt’s.“ Wie? Ich erschrecke über meinen Gedankengang, aber der ist gar nicht so abwegig: von wegen „Fremde Länder, fremde Sitten“! Globalisierus totalis. Weltweit die gleiche Kleidung, europaweit die gleiche Währung und das gleiche Fastfood, kein Problem mit der Nahrungsumstellung. Was bleibt? Die fremde Sprache? Aber selbst die kann der Touri umgehen, wenn er sich in einem Hotel der Ballermänner einbucht. Bleibt das Meer, die Sonne und der Strand, wenn Letzterer nicht zugestopft ist mit Hochburgen und man vor lauter Beton den Sand nicht mehr sieht. Bei dieser Standard-Gleichmachung ist’s irgendwie traurig, reiselustig zu sein, oder?
Aber der Sonnenuntergang ist trotzdem schön...
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 28
User | Diskussion |
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Gast | Geschrieben am: 02.07.2008 09:26 Aktualisiert: 03.07.2008 01:24 |
![]() Nö, ich finde es auch nicht blöd daran zu denken jemanden etwas mitzubringen. Gut, muss nicht gleich von jedem Kurztrip sein, aber ich hab schon Freude dran, wenn ich etwas sehe, wovon ich mir denke, könnte xy gefallen, es dann auch zu kaufen. Mitbringsel sind bei mir nicht zwangsläufig nur für Mann und Kinder.
Abschalten kann ich inzwischen allerdings auch viel besser, als früher. Ich muss nicht zwangsläufig täglich an Kind und Kegel denken und das finde ich sehr entspannend. |
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Gast | Geschrieben am: 01.07.2008 11:19 Aktualisiert: 01.07.2008 20:02 |
![]() Du bist nicht blöd, du bist halt auch auf "Mutter" programmiert. Da kann man nichts machen. Mir selbst passiert es oft, dass ich denke: "Helga, du solltest dir mal was Neues zum Anziehen gönnen." Und wenn ich dann mit Tüten bepackt nach Hause komme, enthalten sie immer Sachen für meine Tochter, meinen Sohn und auch für die Enkel.
Vielleicht sollten wir unsere "Prorammierung" mal etwas, wenn auch nur ein Wenig, überarbeiten lassen. Gruss Helga |
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lunka | Geschrieben am: 30.06.2008 15:29 Aktualisiert: 30.06.2008 20:56 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() Danke für "Augen auf im Urlaub" Geschichte.
Du zeigst auf, die Gleichmacherei, die Globalisierung ist schon im Urlaub drin. Und regst uns an, gleichzeitig darüber nachzudenken, dass wir andere Urlaubsziele brauchen und andere Urlauber, würde ich mal sagen, solche, die das Land entdecken und respektieren möchten und keinen deutschen Bier auf Hawai von mir aus brauchen (oder Ha und Emm ![]() |
Gast | Geschrieben am: 29.06.2008 23:06 Aktualisiert: 29.06.2008 23:21 |
![]() briga, es ist aber auch schwer, Enkelkindern was mitzubringen - aber das weißt Du ja noch nicht
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Brigitta-B | Geschrieben am: 29.06.2008 17:12 Aktualisiert: 29.06.2008 18:03 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() ABLEGEN, diese ewigen Gedanken an die Daheimgebliebenen!!! Mitbringsel sind nicht mehr nötig, die "Kinder" sind längst alt genug, um nicht erwartungsvoll an der Türe zu stehen, wenn die Mutter zurück kommt. Erwartungsvoll? Mit der Frage: "Was hast du uns denn mitgebracht?", in den Augen.
...somit hätte sich wenigstens der Gedanke an die Globalisierung schon erledigt. Muttern könnte sich um andere Orte kümmern, könnte Gegenden suchen, wo der Massentourismus noch nicht hingekommen ist. Die gibt es nämlich durchaus noch - stille, geheime Orte, ganz toll zum Relaxen! Brigitta-Barcelona |
Spirits | Geschrieben am: 28.06.2008 22:42 Aktualisiert: 29.06.2008 08:27 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: irgendwo in den unendlichen Weiten des WWWs Beiträge: 175 |
![]() ein Phänomen ist, dass eine ganz besondere Spezies "Reisender" auch im tiefsten Dschungel ein "Wiener Schnitzel" zum Glücklichsein braucht oder auch in der ödesten Wüste dem Film "man spricht Deutsch" nacheifern möchte, auch das dt. Bier muss auf dem höchsten Berg verfügbar sein
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Gast | Geschrieben am: 28.06.2008 17:46 Aktualisiert: 28.06.2008 21:13 |
![]() Ganz so pessimistisch seh ich's nicht: es gibt noch Möglichkeiten abseits des Touristenstromes "Land und Leute" kennenzulernen (da find ich den Euro nicht hinderlich
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Subura | Geschrieben am: 28.06.2008 11:02 Aktualisiert: 28.06.2008 17:38 |
![]() ![]() User seit: 27.02.2007 aus: Niederrhein Beiträge: 7887 |
![]() In Australien kauft man bei Aldi ein, in Deutschland beim Türken, Malle ist voll mit Deutschen, und nicht nur Sitten, Kleidung und Nahrung globalisieren sich, sondern auch die Krankheiten, denn Erreger und Überträgertiere reisen bequem per Flieger um die ganze Welt ... die früher einmal sicher sehr vielschichtig und überall "aufregend" anders war.
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ghic | Geschrieben am: 28.06.2008 10:43 Aktualisiert: 28.06.2008 10:46 |
![]() ![]() User seit: 18.01.2008 aus: Braunschweig Beiträge: 124 |
![]() Ja, da stimme ich voll zu. Es ist schade, dass wir der Gleichmacherei ausgeliefert sind. Es gibt immer wieder Orte auf der Welt, wo sie sich noch nicht ausgebreitet hat, doch die werden immer seltener.
Was bleibt, ist die Kunst der vorangegangenen Zeiten, die Gebäude, die Parks. Und wenn die Sonne auch überall auf der Welt auf und unter geht, tut sie es jedoch sehr individuell und läßt uns mit der Gewißheit zurück, dass zwar alles gleich bleibt aber niemals gleich ist. In diesem Sinne ein frohes Wochenende und den Fußballbegeisterten die Gewißheit, dass der Ball rund ist und auf jedenfall eine europäische Mannschaft gewinnen wird. Das sollte uns, um beim o.g. Thema zu bleiben, doch reichen! G. ![]() |