Ein einzelner Mann mag im Moment bei ihr nur wenig Chancen haben –“ich bind mir doch nicht gleich wieder einen ans Bein“–, die Männerwelt als solche kann jedoch auf ihr Interesse zählen. Denn MarieTheres Kroetz Relin, 39, ist bereit, sich den brennendsten Fragen anzunehmen, die die Herren der Schöpfung in Bezug auf Frauen stellen.
„Woran merke ich, ob sie an mir interessiert ist?“, „Wie wichtig ist ihr Orgasmus“, „Warum geht sie immer zu zweit aufs Klo?“ und „Wann verlässt sie mich garantiert?“ sind nur einige von weit über 200 Mirakel vor denen die Männer dieser Welt offensichtlich stehen. Die Lösungen sollen nach dem Sommer in Buchform erscheinen. Bombiger Titel: „Wie Frauen ticken“.
Das testosterone Pendent dazu „Wie Männer ticken“ (Verlag: Schwarzkopf&Schwarzkopf), war im Vorjahr bereits zum Bestseller geworden und hatte seinem Autor Hauke Brost Lust auf mehr gemacht. Nicht jedoch ohne sich diesmal weiblicher Schützenhilfe zu versichern. Er fand sie in Kroetz Relin, ihres Zeichens militante Hausfrau, Mutter und Journalistin sowie Initiatorin einer von Frauen millionenfach genutzten Homepage: www.hausfrauenrevolution.com.
Mit Hilfe dieser Ressourcen sollte es ein Leichtes sein, die zuvor gesammelten Männer-Fragen kompetent zu beantworten.
„Bis Juni müssen wir fertig sein“, arbeitet Kroetz Relin mit ihrem Hamburger Co-Autor bereits mit Volldampf auf Teneriffa, ihrem Hauptwohnsitz, „es macht uns viel Spaß“.
Doch während sie sich unter Spaniens Frühlingssonne hehren Aufgaben widmet, hadert im kühlen Deutschland ein anderer mit seinen Lenzen: „Ich bin alt und verbraucht“, klagte Franz Xaver Kroetz, 60, ihr verlassener Ehemann, dieser Tage in einem Bunte-Interview „und auf dem Wühltisch für Sonderangebote angekommen. Ich glaub nicht, dass ich noch mal jemanden finde, der zu mir passt!“
Eine Sorge, die sich der Dichter, über viele Jahrzehnte Deutschlands meistgespielter Dramatiker, nicht ganz zu unrecht macht. Ist er doch in eine Zwickmühle geraten. Denn einerseits, so resümiert er, habe ihn die 20 Jahre jüngere Ehefrau ja ohnehin überfordert –“ich musste ununterbrochen so tun, als wäre ich fit“- andererseits kann er sich eine gleichaltrige Frau aber „überhaupt nicht vorstellen“. Womit sich das Mitleid seiner Noch-Ehefrau auch in Grenzen hält. „Na, so schlimm kanns ja dann nicht gewesen sein!“
Dass er jetzt „fix und fertig“ ist und allein, ist für seine schöne Ex ein Fall von „cÂ’est la vie“: „Ich hab mich weiterentwickelt und er konnte nicht akzeptieren, dass sich seine Frau so verändert hat“, sagt sie, den Altersunterschied mit ins Treffen führend.
Längst schon war sie nicht mehr das blutjunge Mädchen, das zum 20 Jahre älteren Dichterfürsten aufsah, ihm als Künstlergattin, Hausfrau und Mutter der drei gemeinsamen Kinder den Rücken freihielt. Viele Jahre, so meinte Maria Schells Tochter, als sie im Sommer die Scheidung einreichte, habe sie ihre Konflikte im Inneren ausgetragen. Doch nicht zuletzt am offenen Grab ihrer Mutter sei ihr klar geworden: „Dass man zu viele Dinge nicht lebt, immer wieder verzichtet!“ Nach 18 Jahren Zusammensein mit ihrem Mann,(13 davon mit Trauschein) wollte sie sich nicht mehr „führen“ lassen und ihre Chance ergreifen, noch mal neu zu beginnen. Sich ihren eigenen Sachen widmen, wie der „Hausfrauenrevolution“ und ihren schriftstellerischen Talenten. „Konsequenzen ziehen“, sagt sie, „so ticken Frauen nämlich auch!“ ObÂ’s ihrem Mann geholfen hätte, wenn das Buch schon früher geschrieben worden wäre...?
WOMAN erreichte Marie Theres Kroetz Relin in Spanien und sprach mit ihr über ihr neues Leben als alleinerziehende Mutter und „Männerexpertin“:
„Der richtige Schritt„
Woman: Ihr Mann zeichnete kürzlich in einem Interview ein klägliches Bild von sich selbst. Er fühle sich so alt und verbraucht ...
Kroetz Relin: Ach, er tut mir ja so leid ...!
Woman: Haben Sie ihn denn wirklich so herumgehetzt.
Kroetz Relin: Ich hab überhaupt niemanden herumgehetzt. Er braucht jetzt wohl nur ein bisschen Selbstmitleid.
Woman: Ja, er sagt, er ist auf dem Wühltisch für Sonderangebote angekommen.
Kroetz Relin: Das Ganze ist doch mehr fishing for compliments. Dass die anderen sagen: Aber geh, du bist doch eh noch so toll. Was er da sagt, entspricht für mich nicht der Realität. Ist nicht, was er wirklich denkt.
Woman: Nämlich?
Kroetz Relin: Franz ist eine starke Persönlichkeit. Ich hab durch ihn sehr viel gelernt und erfahren. Aber ich fühlte mich oft auch nicht wirklich ernst genommen.
Woman: Aber stellen wir uns vor, Sie würden ihn jetzt auf dem Wühltisch liegen sehen ...
Kroetz Relin: Ich geh nicht zu Wühltischen. Das hab ich nicht notwendig.
Woman: In welchem Fall würde Ihnen ein Mann denn echt leid tun?
Kroetz Relin: EIN Mann tut mir leid, wenn er seine Umgebung, sprich auch seine Frau, nicht wirklich wahrnehmen kann und dadurch in Isolation seiner eigenen Welt gerät. So ein Mann, egal ob Workoholic, Macho, Schüchti, Haudegen, ob erfolgreich oder nicht, wird irgendwann einsam sein. Und wie sagte Hermann Hesse so richtig: Wer einsam ist, muss stets fürchten, dass jemand zu Besuch kommt.
Woman: ...und ihm den Spiegel vorhält.
Kroetz Relin: Ich hab das Zitat so verstanden, dass er oder auch eine sie, durch einen „Besuch“ eine andere Welt wahrnehmen müsste, die nicht die seine ist und gefangen im eigenen Ego ist das eben unmöglich.
Woman: Wie leben Sie eigentlich jetzt als Single?
Kroetz Relin: Mir geht es gut. Es ist ein anderes Leben, als alleinerziehende Mutti, Hausfrau und Geldverdienerin. Aber die Trennung war auf alle Fälle der richtige Schritt.
Woman: Wie gehen die Kinder um mit den neuen Umständen?
Kroetz Relin: Gut. Die haben ja auch mehr davon, wenn sie eine zufriedene Mama und einen zufriedenen Papa haben und nicht Eltern, die immer über irgendetwas debattieren. Sie sehen ihren Vater ja auch so oft es geht.
Woman: Die Scheidung ist noch im Gange?
Kroetz Relin: Ja, das geht offenbar nicht so schnell.
Woman: Apropos richtiger Schritt: Fühlen Sie sich jetzt freier?
Kroetz Relin: Total. Ich war eine abhängige Hausfrau wie viele andere. Aber ich hab es geschafft, mich unabhängig zu machen. Aus eigener Kraft. Ich hab die Hausfrauenrevolution ins Leben gerufen, schreibe Bücher, Kolumnen für Zeitungen, halte Vorträge und Lesungen.
Woman: Gerade arbeiten Sie an Ihrem neuesten Buch, einem Leitfaden für Männer, die Frauenversteher werden wollen. Warum halten Sie so ein Buch für wichtig?
Kroetz Relin: Weil jede Form die Sprachlosigkeit zu durchbrechen, wichtig ist. Und weil wir alle durch das Offensein, die Möglichkeit bekommen, uns zu verändern. Zur Veränderung braucht man Mut und der fehlt Frauen oft. Ich hab beim Interviewen der Frauen und auch in meinem Forum gemerkt, dass es verdammt schwierig für uns Frauen ist, offen zu sein und auf den Punkt zu kommen. Wir haben die Tendenz uns laaaaaaange zu erklären und reden gern am Thema vorbei.
Woman: Was meinen Sie steckt da dahinter?
Kroetz Relin: Angst vor Ablehnung. Zur Veränderung braucht man Mut. Und man muss riskieren abgelehnt zu werden. Spannend ist es, das Buch gemeinsam mit einem Mann zu schreiben, der im richtigen Moment nachhakt. Insofern ist das Schreiben und dann hoffentlich auch das Lesen eine Entdeckungsreise durchs weibliche Ich. Das tut Frauen wie Männern gut.
Woman: Viele Männer, vielleicht ihr eigener eingeschlossen, werden sich wünschen, es hätte den Ratgeber schon früher gegeben.
Kroetz Relin: (Lacht) Tja! Umso besser, wenn er demnächst zur Verfügung steht.
Woman: Und? Laufen auf Teneriffa viele nette Männer rum?
Kroetz Relin: Ich kenn nur nette Männer, mit den anderen geb ich mich gar nicht ab.
Woman: Gibt es vielleicht schon wieder einen Speziellen?
Kroetz Relin: Ich werd mir sicher nicht gleich wieder jemanden ans Bein binden. Ich bin froh, dass ich jetzt einfach mal durchatmen kann. Was später ist, das wird das Schicksal schon entscheiden.
Woman: Wäre eine zweite Ehe im Bereich des Möglichen?
Kroetz Relin: Da kann ich mich nur an meine Namensvetterin, die Kaiserin Maria Theresia halten, die da so richtig sagte: „ Mit der Ehe tauscht die Frau die Aufmerksamkeit vieler Männer gegen die Unaufmerksamkeit eines einzelnen.“
Mit freundlicher Genehmigung von
WOMAN.AT, erschienen am 17.03.06
User | Diskussion |
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MarieTheres | Geschrieben am: 23.03.2006 00:45 Aktualisiert: 23.03.2006 00:45 |
Webmaster ![]() ![]() User seit: 03.10.2005 aus: Bayern - Teneriffa Beiträge: 1399 |
![]() In Austria ist doch viel revolutionäres Blut vorhanden, selbst bei der Presse!
Jau, auf zu den Veränderungen. Wenn nicht wir anfangen, wer sonst???????????????? Gruß M.Th. |
Hedwig | Geschrieben am: 20.03.2006 10:17 Aktualisiert: 20.03.2006 20:29 |
![]() ![]() User seit: 30.12.2005 aus: Beiträge: 771 |
![]() MTH du hast sooooooooooooo Recht.
Früher hatte ich so meine Problemchen mit deiner Einstellung, jetzt hast du meine volle Zustimmung und Bewunderung. Mach weiter so. LG Hedwig ![]() |
Brigitta-B | Geschrieben am: 20.03.2006 00:58 Aktualisiert: 20.03.2006 20:28 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Top, gespannt warten wir auf das neue Buch! Es wird ebenfalls ein Bestseller werden und nicht auf dem Wühltisch landen
![]() Gut gekontert M.Th.! Man erwischt dich nicht, egal, wie man es versucht, ob von hinten links oder rechts rum, es geht einfach nicht ![]() Brigitta-Barcelona |
Gast | Geschrieben am: 19.03.2006 21:15 Aktualisiert: 20.03.2006 20:27 |
![]() Maria Theresia hat da wohl recht. Marie Theres auch.
Das Wort "militant" - M.Th. die militante Hausfrau- musste ich erst googeln; es bedeutet kämpferisch für seine Überzeugung einzutreten. Wie auch dieses Interview beweist, kann sie das. Gut. Ansteckend ist das! Beim Thema F.X. ist mir sofort meine Oma eingefallen, weil der Oma täte er schon wieder leid, der Franz. (Und ich bin ein bißchen wie meine Oma) Wieviele Chancen geben Frauen Männern eigentlich und wann ist es genug?? Hierbleiben, mitmischen, die Angst vor der Ablehnung überwinden und so für die nötige Beinfreiheit sorgen; lautet mein Tipp an mich, meine Oma und alle die noch so sind. ![]() ![]() ![]() |
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