Um die Geschichte der Psychiatrie zu verstehen, hilft es, wenn man sich vor Augen führt, dass ein psychiatrisch Erkrankter immer der Symptomträger eines Beziehungssystems ist, in dem es ein großes Unheil gibt. Hilfreich ist dabei, sich die altertümliche Vorgehensweise zu betrachten, bei der ein Sündenbock durch das Dorf gejagt wurde, den man für die eigenen Schwächen strafen, fortjagen oder sogar töten konnte.
Bis zum heutigen Tag bedient sich unsere Gesellschaft, deren Individuen weit davon entfernt sind, die Arbeit an sich selber als eine ethische Pflicht zu verstehen, der Methode der Projektion eigener negativer Anteile auf andere. So bleibt den sensibleren Mitgliedern nichts anderes übrig, als ihre in seliger Selbstzufriedenheit verharrenden Familienmitglieder zu entlasten, sich selber zu opfern und sich als schwarzes Schaf in ein entartetes, schädigendes Verhalten zu katapultieren. Wer sich mit sich selber, und/oder mit systemischen Ansätzen auseinandergesetzt hat weiß, dass jede Erkrankung ein krankheitsbegünstigendes Milieu braucht – allen Erkrankungen voran natürlich die Psychose, was sie zu einer Familienerkrankung macht, die nicht isoliert betrachtet werden kann.
Frühes Mittelalter
Während das Altertum noch um die heilende Wirkung eine positiven menschlichen Beziehung wußte - Autor Celsus beschrieb im 1. Jahrhundert nach Christus verschiedene Möglichkeiten der psychischen Beeinflussung: die heilsame Lüge, den heilsamen Schmerz, den heilsame Schrecken, die heilsame Ablenkung und vor allem das heilsame Gespräch als einfühlendes Eingehen auf die Patienten – entwickelte das frühe Mittelalter den Glauben an wundertätige Reliquien, z.B. am Grab der Daphne:
Als die irische Königstocher Daphne vor dem sexuellen Missbrauch durch ihre Vater erst in die geistige Umnachtung, und dann in den kleinen Ort Gheel in Belgien floh, holte sie ihr Vater dort ein und enthauptete sie. An ihrem Grab beteten später Angehörige psychisch Erkrankter um die Heilung für ihre Verwandten. Von dieser weit verbreiteten Pilgerreise zum Grab der Leidensgenossin profitierten die Bauern, auf deren Höfen die Reisenden übernachteten. Um den Kranken die Möglichkeit zu geben, im Einflussbereich von Daphnes Grab zu bleiben, ging man irgendwann dazu über, sie bei den Bauern zu lassen, die zum einen von den Einnahmen profitierten und zum anderen daraus, dass die Kranken bei der Feldarbeit helfen konnten. Heilungen kamen hier durchaus häufig vor. So war der erste Ansatz entstanden, Kranke von ihrem Umfeld zu isolieren und sie sinnvoll zu beschäftigen, um ihnen so Erholung zu ermöglichen.
Frankreich und Deutschland begannen mit dem Bau von Domspitälern und die Betreuung von Irren ging zu einem großen Teil in die Hände von christlichen Orden wie den Alexianern und barmherzigen Brüdern über, die sich neben der Pflege von Kranken auch auf die Betreuung von Ausgestoßenen konzentrierten. Die Unterbringung fand in Klöstern und den neu erbauten Spitälern statt.
In den Städten ging man etwas härter mit denen um, die nicht funktionierten, und den Ablauf des bürgerlichen Lebens störten. Zwar wurden harmlose Kranke manchmal auch in den Bürgerhospitälern untergebracht, gefährliche oder rasende Irre jedoch in die Stadttore eingesperrt oder in Holzkisten gesteckt, und außerhalb der Stadtmauern ausgesetzt. Hier ging es mehr darum, die Kranken aus dem scheinbar gesunden Umfeld zu isolieren, als sie zu behandeln.
Spätes Mittelalter
Nachdem der gehörnte Gott der Hexen zum Satan umfunktioniert worden war, lebte der Exorzismus auf. Im späteren Mittelalter wurden Krankheitssymptome als Teufelswerk interpretiert und die Betroffenen erlitten die Verfolgung durch die Inquisition. Zwischen dem 15. und 17. Jahrhunderte wurden tausende von Erkrankten gefoltert oder verbrannt. Einmal mehr wird hier besonders deutlich, wie das „Teuflische“, das durch die sadistischen und brutalen Vertreter der Kirche ihrer Zeit selbst vertreten wurde, auf die Erkrankten projiziert und dann in ihnen bekämpft wurde.
Absolutismus und Aufklärung
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann man in Frankreich eine Gliederung der Behandlungen einzuführen. Akut Erkrankte wurden im Hotel Dieu untergebracht. Konnten sie dort nicht geheilt werden, wurden sie in das „Hôpital General“ verlegt, Männer im "Hôpital de Bicètre", Frauen im "Hôpital de la Salpétrière". Es handelte sich um Einrichtungen, die kaum jemand wieder lebend verließ, denn Gewalt gegen die psychisch Erkrankten war an der Tagesordnung.
In Deutschland erbaute man nach diesem Vorbild die Toll- und Zuchthäuser. Aggressive Kranke wurden in Ketten gelegt, isoliert und geprügelt. Fraglos erlebte das zuständige Wachpersonal unter anderem das, was später von Freud in der Psychoanalyse als Gegenübertragung bezeichnet wurde. Die Grausamkeit, die den Patienten ursprünglich erkranken ließ, wird im Betreuer/Wächter selber erzeugt, so dass der Patient im Wiederholungszwang immer wieder die gleichen Erfahrungen macht. Heute würde man sagen: die Patienten gingen mit dem in Resonanz, was sie ursprünglich erkranken ließ, während das Wach- oder Behandlungspersonal seine eigene „satanischen“ Seite entwickelt, also das, was gemeinhin abgeweht wird.
Mit dem „Narrenturm“ baute Kaiser Joseph II 1784 die erste reine Irrenanstalt Europas in Wien, basierend auf alchemistischem Geheimwissen, in der Hoffnung, Heilungen in diesem schwierigen Gebiet erzeugen zu können. Leider übersah er dabei die zentrale Erkenntnis der Alchemisten, die darin bestand, dass das Werk eines Menschen immer nur gemäß dem Entwicklungsstand seines Schöpfers magisch wirken kann. An der Tatsache, dass man hier die Kranken einem zahlenden Publikum vorführte, kann man erkennen, auf welch erbarmungswürdig niedrigen Bewusstseinsstufe der Verantwortlichen standen. Die die Anwendung von Zahlenmagie bei der Architektur des Baus konnte verständlicherweise so auch nichts Positives bewirken.
Philippe Pinel, der 1793 in der „Bicêtre“ die Kranken von ihren Ketten befreite, läutete eine größere Humanisierung zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ein und brachte erste Bemühungen um menschenwürdige Behandlung psychisch Kranker zur Sprache. Der englische Quäker William Tuke (1732-1822) gründete 1794 in York ein privates "madhouse" namens "The Retreat". In eine idyllische Landschaft eingebettet bot er den Kranken Schutz vor der Welt, die sich in der psychischen Krankheit spiegelte. Auf Prügel, Ketten und Zwangsjacken wurde verzichtet und Besucher berichteten beeindruckt von der freundlichen Atmosphäre. Das Ideal der heilsamen ländlichen Einsamkeit beeinflusste die Sichtweise der Psychiater des 19. Jahrhunderts nachhaltig.
Wilhelm Griesinger (1817-1868) war einer der ersten Deutschen Psychiater, die sich erfolgreich für die gewaltfreie Behandlung psychisch Kranker einsetzte, nachdem er sich 1861 in England aufgehalten hatte und dort die Behandlung ohne Zwangsmittel kennen lernte. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren, trotz einzelner Ausnahmen, Zwang und Gewalt bei der Behandlung und Unterbringung psychisch Kranker an der Tagesordnung. Schläge mit Ruten, Stöcken und Peitschen gehörten ebenso zu den üblichen Maßnahmen wie Drehstühle, Sturzbäder mit kaltem Wasser, Zwangsstehen oder die Erzeugung schmerzhafter Geschwüre durch Einreibungen der Kopfhaut mit Brechweinstein. Griesinger begann in Zürich mit der Umgestaltung der Psychiatrie, andere Kliniken folgten. Griesinger forderte zusätzlich die kurzfristige, wohnortnahe stationäre Behandlung. Nur unruhige und gefährliche Patienten sollten weiterhin in Pflegeanstalten auf dem Land versorgt werden. Da Bevölkerungswachstum und Verstädterung immer höhere Behandlungskapazitäten erforderten, wurden neue Anstalten nach seinen Vorstellungen gebaut. An vielen Orten gaben malerische Villen in schön angelegten Parks den Kranken eine komfortable Unterbringungsmöglichkeit.
Um den für die damalige Zeit typischen langwierigen Bettbehandlungen und chaotische Wachsaalszenen Herr zu werden, entwickelte Hermann Simon ab 1914 sein Konzept der aktiveren Krankenbehandlung in Gütersloh. Zentrales Element seiner Vorgehensweise war die tägliche Beschäftigung aller Patienten durch Arbeit, die durch strenge Belohnungs- und Bestrafungsmaßnahmen durchgesetzt wurde. Von Patienten und Mitarbeitern wurde bedingungslose Anpassung verlangt. Kritik an der Unerbittlichkeit des Systems blieb nicht aus, aber selbst die schärfsten Gegner mussten zugestehen, dass Patienten und Mitarbeiter zufrieden waren. Gewalthandlungen kamen in Gütersloh sehr selten vor.
Trotz vieler Neuerungen und einer Humanisierung des psychiatrischen Systems wurde nach der Aufnahme der Patienten kaum mehr über ihre Entlassung nachgedacht. Um der Überbesetzung der Kliniken entgegenzuwirken setzte sich der Psychiater Gustav Kolb in Kutzenberg (1905-1911) und Erlangen (1911-1934) für die Erleichterung von Entlassungen ein und sorgte für Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten der Patienten. Er befürwortete die Einrichtung von "Irrenschutzgerichten" zur Kontrolle der Anstaltsbetriebe sowie den Aufbau von Kinderabteilungen, Trinkerheilstätten und Altenheimen. Als wichtigste Maßnahme, die einer Überfüllung der Anstalten entgegenwirken konnte, sah Kolb die Organisation von Fürsorgemaßnahmen außerhalb der Anstalt an, die u. a. darin bestand die berufliche und soziale Wiedereingliederung der aus den Anstalten entlassenen Patienten anzustreben..
In der Wiener Schule der Psychiatrie hatte sich um 1900 eine enge Verknüpfung der Psychiatrie mit der Neuropathologie, und damit verbunden, naturwissenschaftliche Ansätze entwickelt. Viele Störungen wurden über persönlichkeitsverändernde Eingriffe im Gehirn behoben. Alle Psychiater der Jahrhundertwende waren Neuropathologen. Im krassen Gegensatz dazu stand die junge Disziplin der Psychoanalyse, begründet durch Sigmund Freud (1856-1939) die sich mit der Auswirkung menschlichen Verhaltens und der Sexualität auf die Entwicklung der Psyche beschäftigte. Zwischen 1875 und 1907 gab es in Wien nur zwei psychiatrische Kliniken, bis 1907 die Landes-, Heil- u. Pflegeanstalt „Am Steinhof“ eröffnet wurde.
Mit der Machtübernahme der Nazis im 3. Reich wurden alle erreichten Humanisierungsmaßnahmen der vorherigen Generationen zunichte gemacht. Psychotisch Erkrankte, Behinderte und gestörte Menschen wurden als "Geistestote", "Ballastexistenzen", "leere Menschenhülsen", "Halb-, Viertel-, Achtelexistenzen", "Defektmenschen", "tief stehende Fälle", "leer gebrannte paralytische Ruinen", "verblödete Endzustände", "geistig tote Kreaturen", Monstren", "vollidiotische Wesen" bezeichnet. (Wikipedia: Geschichte der Psychiatrie) Für sie stand als Behandlung der Spannungsbogen Heilen - Verwahren - Vernichten zur Verfügung. Es ging nicht mehr um die Behandlung von Kranken, sondern wieder um den Schutz und die „Reinigung“ der Gesellschaft.
Nach dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 1.1.1934. sollten "erbkranke" Personen mit den Diagnosen "angeborener Schwachsinn, Schizophrenie, zirkuläres Irresein, erbliche Fallsucht, erblicher Veitstanz, erbliche Blindheit oder Taubheit, schwere ererbte körperliche Missbildung und schwerer Alkoholismus" sterilisiert werden. Angehörige von Heilberufen mussten "Erbkranke" beim Amtsarzt anzeigen. Zuwiderhandlungen wurden strafrechtlich verfolgt. Zur Rechtfertigung der Zwangssterilisierung wurde unter anderem die von Kolb eingeleitete frühzeitigen Entlassung der Patienten herangezogen. Viele Kranke lebten außerhalb der Anstalten und konnten somit - so die Befürchtungen der Eugeniker - ohne äußere Einschränkungen heiraten und Kinder in die Welt setzen. Man befürchtete eine explosionsartige Vermehrung von "Ballastexistenzen", durch welche die "Volksgesundheit" gefährdet und das Volksvermögen belastet werde. (Wikipedia)
Basierend auf diesen Gesetzen, die zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben unterschied, wurde an geistesgestörten Menschen chemische Substanzen getestet und mit der Anwendung von Foltermethoden zu Heilzwecken experimentiert. Zufällig fand man hier auch wirksame biologische Behandlungsverfahren, die z.T. heute noch, oft gegen den Willen der Betroffenen, angewendet werden, z.B die Insulinkomatherapie (Sakel 1933), die Cardiazolkrampftherapie (Meduna 1935) und die Elektrokrampftherapie (Bini, Cerletti 1937).
Ab Oktober 1939 bis zum 24.8.1941 wurde die „Aktion T4“ durch geführt, durch die das Plansoll der Tötung von 65.000 – 70.000 lebensunwerter Patienten erreicht werden sollte. Die "Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten" übernahm die Auswahl der Patienten, die "Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft" die Transporte in die Tötungsanstalten (Schloss Grafeneck, Kreis Münsingen, Schloss Hartheim bei Linz, Sonnenstein bei Pirna und Hadamar bei Limburg). Die "Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege" und die "Zentralverrechnungsstelle Heil- und Pflegeanstalten" waren für die verwaltungsmäßige Abwicklung zuständig. 70.253 Patienten wurden durch Kohlenmonoxidgas umgebracht.
Als es zunehmend Proteste misstrauischer Angehörigen gab, wurde das Töten heimlich fortgesetzt. Bis Kriegsende wurden zusätzlich in "dezentrale Euthanasien" Tötungen durch Injektion von chemischen Giften vollzogen. Andere Patienten starben durch "Hungerkuren". Insgesamt wurden bis 1945 wurden mehr als 150.000 psychisch Kranke ermordet.
Vertreter und Anhänger der Psychoanalyse und des Juden Sigmund Freud wurden verfolgt und verunglimpft. Die Anhänger seiner Arbeitsgruppen wurden in der ganzen Welt verstreut und etablierten dort erfolgreich die Anwendung von Psychoanalyse als Gegensatz zur reinen Verwahrung menschlicher Individuen.
Nach Ende der Hitler-Ära entwickelte sich die Psychiatrie nur langsam wieder zum ursprünglichen Status von vor 1933. Viele Täter der Nazizeit blieben in verantwortungsvollen Positionen und auch die chemische Industrie behielt ihre große Macht. Die Entdeckung der ersten Neuroleptika, Antidepressiva und der Lithiumsalze in den 50er Jahren und die Einführung des ersten atypischen Neuroleptikums Clozapin im Jahr 1974 lassen vermuten, dass weiterhin Experimente mit chemischen Substanzen an psychisch erkrankten Menschen vorgenommen wurden.
Erst 1975 enthüllte eine Enquètekommission die brutalen Zustände, die in den Kliniken herrschten. Psychotherapie, Psychoedukation und Angehörigenarbeit wurden in der Folge langsam eingerichtet und die Psychotherapie wurde integriert. Aber erst seit 1994 ist eine fundierte psychotherapeutische Ausbildung Bestandteil des neu geschaffenen Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie.
Weitere Therapieverfahren: (Beschäftigungstherapie, gezieltes Training geistiger Fähigkeiten und Arbeitstherapie), Talentförderung (Bewegungstherapie, Tanztherapie, Kunsttherapie und Musiktherapie) ergänzen die Psychopharmako- und Psychotherapie. Die psychosoziale Beratungen sollen die Patienten auf den Weg in ein selbst bestimmtes Leben vorbereitet werden.
So positiv jedoch diese Entwicklungen auf den ersten Blick klingen mögen – die praktische Erfahrung mit der Psychiatrie beweist weiterhin, dass das Verständnis für psychische Erkrankungen mangelhaft ist, und in vielen Fällen lediglich eine medikamentöse Ruhigstellung der Patienten angestrebt wird. Systemische Ansätzen setzen sich in den Kliniken kaum bis mangelhaft durch, und konkrete Behandlungsangebote oder Informationsbestrebungen zum Thema „krankes System“ sind kaum zu finden.
Zur Ehrenrettung einiger engagierter Idealisten muss jedoch auch zugegeben werden, dass zaghafte erste Versuche in der Richtung im Moment noch am sturen Festhalten der Bevölkerung an ihrer „weißen Weste“ scheitern, und die Weigerung eigene Anteile an der Krankheitsentwicklung bewusst zu machen und zu bearbeiten, leider die Regel ist. So bleiben psychisch Erkrankte bis zum heutigen Tage oft ausgestoßene, „durchgeknallte“ Individuen, vor denen die „Gesunden“, insbesondere die Krankheitsursache Herkunftssystem, geschützt werden müssen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die chemische Industrie angesichts der großen gesicherten Umsätze große Beträge für PR und Scheininformation einsetzt, um die Bevölkerung in dem Glauben festzuhalten, dass Chemikalien der einzige Weg zur Behandlung psychischer Erkrankungen sind. Auch die etablierte Schulmedizin hält noch an dieser gesetzlich unterstützen PR Aktion für die Pharmaindustrie fest.
Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bevor sich auf breiter Ebene die Erkenntnis breit macht, dass alles Negative, das uns widerfährt ein Spiegel für das Unerlöste in uns selber ist. Weder die Todesstrafe, noch das Einsperren von Menschen, die die Gesellschaft gefährden, kann dauerhaft Erlösung auf breiter Ebene bringen. Nur die Einsicht des Einzelnen, die Zuwendung der Aufmerksamkeit nach innen, und das mutige Angehen der manchmal generationenalten, unerlösten Anteile unserer eigenen Seele, sowie das Anerkennen des eigenen „inneren Satans“ kann diese Welt ein wenig heller machen.
„Verändere dich selber und du veränderst die Welt“ ist eine Aussage, die viele Weise aller Länder und Glaubenszugehörigkeiten seit Jahrtausenden wiederholen. Spirituelles Denken geht weit über die banale Erfüllung infantiler Wünsche hinaus. Sie bedeutet Befreiung durch Bewusstheit. Ein Zusammenhang, den fraglos auch Jesus Christus vermitteln wollte. Erst, wenn die Patienten in den vielen Irrenhäusern von ihrer Sündenbockrolle befreit werden, und jeder Mensch selbst-verständlich seine eigene Ver-Antwortung trägt, können diese armen Wesen erlöst werden.
© Tina Wiegand
User | Diskussion |
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Subura | Geschrieben am: 26.05.2008 11:39 Aktualisiert: 26.05.2008 20:56 |
![]() ![]() User seit: 27.02.2007 aus: Niederrhein Beiträge: 7887 |
![]() Mir scheint der zweite Absatz der wichtigste zu sein, nämlich dass viele psychische Erkrankungen hausgemacht sind und durch einen etwas durchdachteren Umgang miteinander, vor allem aber mit den Kindern, vermieden werden könnten. Und damit ist sicher nicht unbedingt nur Kuschelkurs gemeint ...
Der Satz mit der ethischen Pflicht zur Arbeit an sich selbst hat mich am meisten beeindruckt. An anderer Stelle erwähnte ich ja schon einmal, dass ich die Einführung von Menschenpflichten als Ergänzung zu den Menschenrechten für unumgänglich halte. Und deren oberste Maxime könnte wunderbar aus diesem Satz bestehen! |
puenktchen | Geschrieben am: 24.05.2008 23:43 Aktualisiert: 25.05.2008 11:55 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: Beiträge: 2227 |
![]() Genau, verändere Dich selbst, dann veränderst Du die Welt, denn die anderen kannst Du nicht ändern nur Du kannst Dich ändern, Dinge anders sehen, annehmen und damit einen kleinen Beitrag dazu geben.
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Gast | Geschrieben am: 24.05.2008 13:14 Aktualisiert: 24.05.2008 19:26 |
![]() Sehr interessanter Text, aber bitte nicht alles "verharmlosen", denn es gibt sie wirklich, die gefährlichen Geisteskranken.
helgamaus |
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Brigitta-B | Geschrieben am: 23.05.2008 23:45 Aktualisiert: 24.05.2008 08:22 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Danke Tina, für den ausführlichen Text. Ich befürchte nur, dass die Betroffenen ihn 1. gar nicht lesen, 2. sollten sie ihn lesen, ihn nicht verstehen
![]() Brigitta-Barcelona |
lunka | Geschrieben am: 23.05.2008 22:32 Aktualisiert: 24.05.2008 08:22 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() Vielen Dank für einen sehr aufschlußreichen Text.
Denke, die Menschen haben einfach mehr in sich, als bis jetzt zur Tage gekommen. Daran wird man forschen, jeder für sich und alle gemeinsam. Habe mich erschrocken, als ich über Kohlenmonoxid-Vergasungen las. Bayer-Konzern Leute verlegen bei uns in der Nähe (in der Nähe von einem KiGa und Grundschule sogar) die CO Leitung. Braucht man nur durch einen "Terroranschlag" mal die Hand anzulegen, alle tod oder geschädigt und keine Versicherungsansprüche werden eingeklagt. Und es gibt weniger Mäule zu stopfen und somit werden die Ressoursen verschont ![]() Sorry, ich weiche vom Thema ab. Ach man, kranke Welt. Aber die wird besser, weil nicht alle krank sind. Weil es unter anderem solche Texte zu lesen gibt, wie deine z.B. |
Blackforest | Geschrieben am: 23.05.2008 19:38 Aktualisiert: 23.05.2008 20:15 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Lange Zeit habe ich mich mit dem Thema befaßt. Die Verabreichung von Psychopharmika ist noch voll im Gange. Auch gegen den Willen des Patienten. Elektro-Schock-Therapie und Lobotomie (Gerhirn.Bohrungen, Def. frei vom Verfasser) sind noch heute alltäglich. Die 'Geisteswissenschaft' ist auf dem Stand der Steinzeit.
Daher finde ich diesen Aufsatz angebracht, eben weil er aufklärt. Es ist schon viel getan, wenn man den Patienten in einer ruhigen Gegend verfrachtet und ihm sehr viel Ruhe gewährt. Vitamine und eine ausgewogenen Ernährung tun das Übrige. Die Eugeniker sind noch nicht ausgestorben. Man nennt das heute oder es läuft unter Gen-Forschung. Grüße Wolfgang |
Gast | Geschrieben am: 23.05.2008 10:40 Aktualisiert: 23.05.2008 10:52 |
![]() Am Steinhof - Narrenturm - Spiegelgrund ... ganz hässliche Sachen, ja ja. Prima Zusammenfassung um den Wahnsinn und seine Brüder und Schwestern
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