„Mein Bauch gehört mir!“, forderten Frauengruppen Anfang der 70er Jahre. Erinnern Sie sich? Der Schwangerschaftsabbruch war verboten, er musste heimlich durchgeführt werden, war teuer, erniedrigend und lebensgefährlich. Männer entschieden, ob eine Frau ein Kind bekommen darf oder nicht.
Die Frauenbewegung aber sagte: Weder Richter noch Ärzte geschweige denn Theologen haben das Recht, über den Körper und das Leben einer Frau zu bestimmen. Und forderte die ersatzlose Streichung von Paragraf 218.
So, wie Frauen um ihr Recht (noch immer) kämpfen, fordern auch Kindern: Meine Eltern gehören mir! Ganz natürlich, da stellt sich die Frage nicht. Für ein Kind ist die Mutter in dem Sinn auch keine Frau und der Vater kein Mann. Mama und Papa sind doch keine Menschen mit allen Höhen und Tiefen des zwischenmenschlichen Daseins? Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass meine Eltern Sex und womöglich auch noch Spaß daran hatten. Das Resultat war wichtig, das Wunschkind, ich! Für Kinder sind Eltern das Zuhause, die Kindheit, die Heimat. All diese Emotionen prägen ihr späteres Leben. Umgekehrt dürfen sich aber Eltern unter keinen Umständen in die ersten Lovestorys des pubertierenden Nachwuchses einmischen. Da heißt es: „Mama, das ist mein Leben!“ Bumm, Tür zu. Um diese Diskrepanz zu überwinden, hilft nur eins: die Sprachlosigkeit durchbrechen und miteinander reden. Egal ob verheiratet, geschieden oder pubertierend. Denn Gleichberechtigung für „das“ Mensch beginnt bei der Erziehung unserer Kinder.
© M.Th. Kroetz Relin, erschienen im Magazin MADONNA- "Österreich" am 29.3.08, als Kommentar zu einem großen Bericht über Scheidungskinder und Josephines Buch
Wir wollen Mama & Papa- Madonna/Österreich 29.3.08
User | Diskussion |
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lunka | Geschrieben am: 04.04.2008 11:25 Aktualisiert: 04.04.2008 13:34 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() es ist sicherlich sehr schwer bei einer Scheidung für die Expartner miteinander zu reden. Darunter leiden Kinder. Für die gibt es ja Mama und Papa und nicht Ehemann und Ehefrau.
Eltern sollen auch verstehen, dass es zwei Ebenen gibt: Eltern- und Partnerschaftsebene. So wird es evtl. leichter, miteinander zu reden, je nach dem welche Ebene man bespricht. Kinder haben Recht auf beide Eltern, ganz klar! |
Gast | Geschrieben am: 04.04.2008 10:06 Aktualisiert: 04.04.2008 13:20 |
![]() Interessant, ich konnte mir früher auch nicht vorstellen, dass meine Eltern Sex hatten. Ich wurde von meiner älteren Cousine aufgeklärt. Ganz genau kann ich mich daran erinnern, wie ich damals aufgesprungen bin und gebrüllt habe "Meine Eltern machen so etwas nicht". Aber von nun an war ich "mißtrauische", machten sie vielleicht doch solche "Schweinereien". Entsprechend entsetzt war ich, als ich sie eines Nachts hörte.
Sie haben mit mir nie über intime Dinge gesprochen. Hätten sie vielleicht tun sollen, dann wär ich als Kind vielleicht nicht so verklemmt gewesen. Unsere Kinder sind keineswegs verklemmt, sie mischen sich munter in unser Leben ein, verbieten sich aber schon die kleinste Nachfrage von uns. Ich glaube, das gehört zum Erwachsenwerden. Wir müssen ihnen nur immer wieder klar machen, dass Eltern kein Selbstbedienungsladen sind ihre ihre Liebe und Achtung keine Einbahnstrasse. Helgamaus |
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puenktchen | Geschrieben am: 03.04.2008 15:42 Aktualisiert: 04.04.2008 13:15 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: Beiträge: 2227 |
![]() Wenn ZWEI DAS GLEICHE TUN - DANN IST ES NOCH LANGE NICHT DAS GLEICHE.
Brigitta, Kinder dürfen alles, aber Eltern müssen fragen - so verkehrt sich die Welt. Für Kinder haben Eltern eben pausenlos präsent zu sein, aber sie wollen ihr Leben so leben, wie es ihnen gefällt. Tja, für Kinder sind Eltern eben irgendwie geschlechts- und bedürfnislos zu sein - sind sie aber zum Glück nicht. MARIE-THERES, reden ist immer ein guter Ansatz, denn nur mit dem Reden können Konflikte und Verschiedenheiten überwunden, verstanden und überbrückt werden. ![]() |
Brigitta-B | Geschrieben am: 02.04.2008 11:30 Aktualisiert: 02.04.2008 13:06 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Samstagabend, kurz vor Mitternacht. - Den damals 20-jährigen Sohn hatten wir seit Donnerstagmorgen, als er das Haus verließ, um zur Uni zu gehen, nicht mehr gesehen. Wir wussten auch nicht, wo er war, was er machte und mit wem er, was machte. Kein Problem, er war ja erwachsen. Dass er noch bei uns wohnte, lag nur daran, dass es in Barcelona einfach viel zu teuer ist, in der Stadt kleine Wohnungen zu mieten, bzw. sie existieren gar nicht. WG's in Altbauwohnungen ist die einzige Lösung für Studenten, aber auch diese sind entweder unbezahlbar oder in einem grauenhaften Zustand in Quartieren, wo man nicht mal tot aufgefunden werden möchte.
Also, wir haben uns keine Sorgen um den erwachsenen Sohn gemacht. Darum nahmen wir uns auch die Freiheit, am Samstagabend, auswärts Essen zu gehen. Oh Gott, ja wir genossen es sogar! Madre mia, als wir nach Hause kamen: Das ganze Haus in Weihnachtsbeleuchtung, obwohl keineswegs Weihnachten war, nicht mal Dezember war es. Herr Sohn sass in aufrechter und aufgeregter Stellung im Wohnzimmer: "Wo seid ihr gewesen?" Beim Essen. "Wie beim Essen? Wo beim Essen? Doch nicht etwa in der Stadt?" Doch in der Stadt. " Wo in der Stadt? "Bei Casimiro's. "Mit wem bei Casimiro's? Ihr geht doch nicht alleine zu Casimiro's?" Doch, wir waren ganz alleine zu zweit bei Casimiro's. ... "Glaub ich nicht, ihr belügt mich.", sagte es und stürmte an uns vorbei nach oben in sein Zimmer, wo er auch kräftig die Türe zuknallte. Aha, er darf also von Donnerstag bis Samstag wegbleiben. Wir Eltern dürfen hingegen nicht am Samstagabend auswärts zum Essen gehen ![]() Er hat allerdings am nächsten Morgen einen Vortrag zu hören bekommen von seinem Vater, wie das so funktioniert mit dem Zusammenleben von Eltern und erwachsenen Kindern unter einem Dach und so.... Brigitta-Barcelona |