„Hey, du!“ flüstert Muttern mit ganz leiser Stimme. „Ich will raus aus meiner Haut, ich mag nicht mehr. Kannst du mir nicht helfen, aus dem Knast in meinem Hirn zu entkommen? Vor ein paar Tagen hat eine 19-jährige bei ihrer Haftentlassung eine andere Gefangene aus dem Jugendgefängnis geschmuggelt. Weißt du wie? In einem Koffer!
Kannst du mich nicht auch mitnehmen? Ich bin hier falsch, ich mag nicht mehr „Muttern“ sein. Vier Jahre wurde ich jetzt von dir niedergeschrieben, 212 Kolumnen bin ich alt. Aber ich habe mich verändert, wie die Zeit sich auch. Das Wort „Mutter“ wird in den Medien, der Politik und so manchen Büchern zu Endlos-Diskussionen missbraucht. Nach „Werten“ wird gesucht und darüber gelabert, aber nichts getan. Alle reden über Apfel-Eva, die Bestseller-Autorin, alle reden über ihre Verteidigung des „Mutterseins“, die bis in bräunliche Vergangenheit reicht, aber keiner fragt sich, warum Evas Mutter eine Hartz IV-Empfängerin ist. Weiß doch jeder, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, oder? Mutter sein ist eine Selbstverständlichkeit, wenn frau sich entschieden hat, eine zu werden. Tochter sein auch, wenn frau die Leistung der mütterlichen Liebe zu schätzen weiß. Ich weiß, was ich als Mutter wert bin, aber ich möchte mich nicht mehr hinter diesem Namen verstecken, sondern lieber das sein, was ich gerne bin: ein freches Weibsstück!“
Koffer gepackt, Türe zu und Tschüss.
Dein Wille geschehe, Muttern.
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 45
User | Diskussion |
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Brigitta-B | Geschrieben am: 03.11.2007 23:34 Aktualisiert: 04.11.2007 17:16 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Ach Muttern, kann dir eigentlich nur zustimmen. Da haben wir uns jahrelang angestrengt, uns die Zungen fusselig geredet, Artikel, Geschichten und Stories geschrieben, haben unseren kreativen Hintern bewegt etc., bis wir uns selbst und die Gesellschaft uns als stolze Mütter anerkannt hat, jedenfalls einige ... und nun?
Nun wird unser "Status" genau zu dem, einem Status ... sind wir überhaupt noch Menschen? Sind wir noch Frauen? Als was sieht man uns noch? Müssen wir nun wieder kämpfen, aber an anderer Front? Brigitta-Barcelona |
Gast | Geschrieben am: 03.11.2007 19:28 Aktualisiert: 04.11.2007 17:14 |
![]() Sei, was du bist, mit und ohne alles: M+++A+++M+++A.
(Anm. d. Red.: Mutter ist die Begrifflichkeit äußerer Institutionen für eine Frau, die Kinder geboren hat, welchen sie lebenslang zur Verfügung steht. Typisch für diese Ansprache ist allerdings im Umgangssprachgebrauch die Titulierung: MAMA) Alles in Butter, Mutter? ![]() |
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