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Texte : Weibsstück - Indisches Märchen
Veröffentlicht von MarieTheres am 28.02.2009 18:32 (413 x gelesen)

„Die Trommeln erscheinen betörender aus der Ferne“ besagt ein indisches Sprichwort. Ein Paukenschlag in Hollywood löst Jubel aus, ein Film zeigt Realitäten und zeitgleich wird ein Märchen wahr: „Slumdog Millionaire“ sahnt in Los Angeles acht Oscars ab!

Indien ist für mich das schönste und lehrreichste Land der Welt. Nie habe ich in einer „Demokratie“ so viel Reichtum und Armut eng miteinander leben gesehen. Ich kenne die Slums, die Kinder, die darum betteln, Schuhe putzen zu dürfen, einen Kugelschreiber erhoffen und mit ein paar Rupies glücklich davon rennen. 22,6 % von Indiens Stadtbewohnern leben in Slums! Ein ewiger Kampf ums Überleben. Und trotz der Armut sind die Inder farbenfrohe, herzliche und stolze Menschen! Das Tier ist heilig, Kühe auf der Straße werden von Autos umfahren, Ameisen werden mit Mehl gefüttert, und selbst wenn eine Ratte dein Hotelzimmer mitbewohnt – so wie es mir passierte – und du dich bei der Hoteldirektion beschwerst, heißt es indisch-höflich: „Sorry Miss, rats are holy.“ Die bunten Saris, die Blumenpracht und sogar der Tod … Nie habe ich eine so friedliche Bestattung wie am Ufer des Ganges erlebt. Frauen waschen Wäsche, Kinder spielen, und leise wird neben den Lebenden blumenreich der Verschiedene verbrannt. Die trauernde Familie sitzt 8 Stunden dabei, isst und trinkt. Und wenn die Asche des Toten das Wasser des Flusses berührt, wissen sie, dass er wiedergeboren ist.
Indien kann man nicht erklären, nur erleben.



© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 10

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User Diskussion
Brigitta-B
Geschrieben am: 06.03.2009 00:19  Aktualisiert: 06.03.2009 10:16
User seit: 23.10.2005
aus:
Beiträge: 4761
 Re: Weibsstück - Indisches Märchen
Ich habe Freunde, die jeweils 4 Jahre in Indien gelebt haben. Sie beschreiben das Land und die Leute genauso wie es MTh tut hier in ihrem Text.

Wir können uns dies wohl kaum vorstellen, wenn wir es selbst nicht gesehen und "miterlebt" haben.

Brigitta-Barcelona
lunka
Geschrieben am: 03.03.2009 12:46  Aktualisiert: 03.03.2009 21:11
User seit: 19.07.2007
aus:
Beiträge: 1222
 Re: Weibsstück - Indisches Märchen
Wie sieht es da aus mittlererweile mit dem Kastensystem (sofern man als Tourist es abschätzen kann)?
Dürfen die "Unberührbare" die hohe Kaste schon berühren?
(sofern ich weiß, ein "Unberührbarer" blieb ein Leben lang unberührbar, Aufstieg zu einer höheren Kaste ist nämlich ausgeschloßen).

Ein Land hat schöne und unschöne Seiten,
du hast beide Seiten angesprochen,
und Fastination lese ich in dem Text auch.

Das mit deren Religion ist auch witzig:
bleibe ich ein guter Mensch in meinem Leben,
kann ich im nächsten eine Heilige Kuh werden, wenn ich Glück hab ?
Gast
Geschrieben am: 28.02.2009 21:02  Aktualisiert: 01.03.2009 19:01
 Re: Weibsstück - Indisches Märchen
Dein Text ist wie immer super formuliert.
Leider entspricht der Inhalt nicht so ganz meinen Vorstellungen von Indien. Slums und bettelnde Kinder haben für mich keinen romantischen Hintergrund, auch wenn die Kinder auf diese Weise ganze Familien über Wasser halten. Wenn ich an Indien denke, dann denke ich außer an den zur Zeit vermehrten Terrorismus, dem schon einige Politiker zum Opfer fielen, vor allem an die Mitgiftmorde. Diese sind zwar offiziell verboten, werden aber fast täglich praktiziert. Eltern fürchten die Mitgift für ihre Töchter nicht zahlen zu können. Dies führt dazu, dass kleine Mädchen getötet werden. Erwachsene junge Frauen werden von ihren Schwiegereltern getötet, teilweise auf grausame Weise, weil ihre eigenen Eltern die geforderte Mitgift nicht zahlen können.
Ich habe den preisgekrönten Film noch nicht gesehen, aber ich hoffe sehr, dass er die Realität beschreibt und nicht wieder so eine Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär.



 

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