„Mama, einer der heiligen drei Könige war doch ein Neger, wie hieß der doch gleich?“ Sohn stellt Fragen über Fragen. Muttern schluckt, hier bedarf es einer ausführlichen Erklärung.
„Du meinst Balthasar, den heiligen Mohrenkönig. Ein Schwarzer. Aber Neger darfst Du dunkelhäutige Menschen nicht nennen!“ Muttern zündet die Adventskerzen an. „Warum nicht, Mama?“ - „Das Wort „Neger“ ist ein abwertender Begriff und meist von rassistischen Vorurteilen geprägt. Stammt ursprünglich von dem lateinischen Worte niger und spanisch negro ab, was übersetzt einfach „schwarz“ heißt. Im 17. Jahrhundert kam es durch den Kolonialismus zur massenhaften Versklavung. Schwarze Menschen wurden von weißen Menschen ausgebeutet, abgeschlachtet, als ungebildet bezeichnet... Rassismus ist etwas Schreckliches!“ Sohnemann denkt nach. „Aber Mama, Mohrenkönig darf man dann auch nicht sagen, oder?“ – „Da hast du eigentlich Recht, obwohl das Wort Mohr geschichtlich nicht so negativ belegt ist.“
Girlie stürmt an Muttern vorbei an den Küchenschrank: „Mama, darf ich noch einen Mohrenkopf haben?“ Muttern und Sohn schauen sich mit Fragezeichen in den Augen an. „Tja, da hörst Du es, einige Bezeichnungen sind bis heute bestehen geblieben, speziell in der Werbung. Aber „Negerkuss“ klingt auch nicht besser. Alles ganz schön rassistisch!“ Pause. „Aber Mama, dick Mann ist dann doch auch...“ Die Fragerei nervt langsam. Muttern starrt auf die Schachtel und schnappt sich schließlich einen...? Ja, wie denn nun?
Egal: Süßes ist gut für schwache Nerven, egal, ob schwarz oder weiß, Muttern!
© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen "Die Aktuelle" Heft Nr. 51
User | Diskussion |
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Gast | Geschrieben am: 22.12.2005 20:59 Aktualisiert: 22.12.2005 21:53 |
![]() Ja, das ist ein xxx schwieriges Thema.
Sagt man nun Afro Österreicher oder doch einfach Seppi, Johni und Negerkuss? Ich sehe das wie BB; entscheidend ist im Grunde was man tut, nicht was man sagt. In der Kulturhauptstadt Europas 2003 ist es bis heute Schwarzen nicht erlaubt, jede Diskothek zu betreten. Solche Dinge machen mich sowas von wütend ![]() Danke für deine Kolumne, sie gibt gute Impulse! |
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Babsi | Geschrieben am: 20.12.2005 13:32 Aktualisiert: 20.12.2005 21:39 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Berlin/Münster Beiträge: 118 |
![]() Wichtiges Thema.
Sehr gut festgehalten finde ich diesen Augenblick, diese paar Sekunden, wo man das Wort "Negerkuß" oder ähnliches, auf den Lippen hat, sich im Kopf schnell korrigiert, um sich dann, politisch korrekt, "Schokokuß" sagen zu hören. Sicherlich sind solche Begrifflichkeiten in unseres Köpfen verankert, ich bin damit aufgewachsen. Negerkuß war Negerkuß und niemand hat das kritisch hinterfragt. Heute ist das Bewußtsein ein anderes. Was ist mit dem "Sarotti-Mohr"? Ist das politisch korrekt? Fatal finde ich folgendes: In Münster steht vor einer namenhaften Parfümerie ein "stummer, schwarzer Diener", der auf seinem Tablett sonstwas präsentiert. Erschreckend! Als ich rein ging und die Verkäuferin darauf aufmerksam machte, daß die Zeiten der Sklaverei Gott sei Dank vorbei seien und ich mich sehr darüber freuen würde, wenn dort ein "weißer stummer Diener" stände, schaute sie mich verständnislos an. "Also, man kann sich auch anstellen!". Ich weiß nicht recht...ich halte das nicht für Anstellerei, wenn man die Geschichte der Farbigen, teilweise bis in die Gegenwart, betrachtet. Babsi/Barbara |
Sabin | Geschrieben am: 20.12.2005 12:16 Aktualisiert: 20.12.2005 21:39 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: München Beiträge: 464 |
![]() Na wunderbar!
Dann komme ich mir nicht ganz so rassistisch mehr vor. ![]() Es ist nicht immer einfach mit den Worten und der entsprechenden Goldwaage. Die Geschichte hier ist authentisch, vielen Dank! Sabine |
Brigitta-B | Geschrieben am: 20.12.2005 11:41 Aktualisiert: 20.12.2005 21:39 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() ... müssen wir eigentlich nun die Weihnachtsgeschichte umschreiben, die Süssigkeiten von Dickmanns umbenennen?
Was ist denn mit dem Kinderbuch "Die 10 kleinen Negerlein"? Wie müssen wir dieses heutzutage nennen? Ich habe mal bei den verschiedenen Online-Buchläden nachgeschaut: Das Buch erscheint nach wie vor unter dem uns allen bekannten Namen! Nur in der Zusammenfassung der Redaktionen wird es dann folgendermassen umschrieben ".... 10 kleine Kinder dunkler Hautfarbe...". Man kann gesprochenen Rassismus wirklich vom Hundertstens ins Tausendste betreiben, Hauptsache man fühlt ihn NICHT in seinem Herzen!!! Denn nur was ich im tiefsten Herzen fühle, schadet meinen Mitmenschen: Die Falschheit, der nach aussen getrage Anti-Rassismus, der sich im entscheidenden Moment zum totalen und tötlichen Rassismus entwickelt!!! |
struppi | Geschrieben am: 18.12.2005 20:51 Aktualisiert: 18.12.2005 20:57 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Giessen Beiträge: 2831 |
![]() Ja, prima. Dann hat die ganze Diskussion im Forum doch was gutes für sich gehabt.
Man kann sich die Situation in der Küche lebhaft mit Kindern vorstellen. Besonders, dass auch der "dick Mann" angesprochen wurde, ist zwar nicht direkt rassistisch, aber doch ein wenig diskriminierend, finde ich gut. Super, dass Du darüber eine Geschichte geschrieben hast. Und ... sie wurde angenommen ![]() ![]() ![]() ![]() Man sollte es einfach nicht zu eng sehen, und nun gehe ich runter um einen Mohrenkopf zu verputzen ![]() Weiter so struppi ![]() |