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Presse : BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
Veröffentlicht von MarieTheres am 07.06.2009 12:44 (701 x gelesen)

Fotos einer im wahrsten Sinne „leidenschaftlichen“ Liebe jagen durch die Presse: der Fußballmanager Rudi Assauer wird handgreiflich gegen seine ehemalige Lebensgefährtin, Schauspielerin Simone Thomalla. Nach einem Streit rempelt, zerrt und schubst er sie und zufällig (?) ist ein Fotograf in der Nähe, der die Auseinandersetzung bis zum Eintreffen der Polizei fein säuberlich dokumentiert. Und was machen wir? Wir seufzen „wie schrecklich!“ und schauen doch nur weg, vielleicht sogar leicht befriedigt, „Promis sind auch nur Menschen“ und mit dem Hintergedanken: „Das würde ich mir nie gefallen lassen!“

Wirklich?
Fast jede Frau kennt eine, die von ihrem Mann geschlagen wird. Nur bei prominenten Paaren kommt das Leiden schneller ans Licht. Wir erinnern uns an Tina Turner oder Whitney Houston, die sich nach qualvollem Weg aus den Fängen ihrer Hasslieben befreiten. Dagegen verpasste die gefeierte Schauspielerin Marie Trintigant die Chance einen Schlussstrich zu ziehen, sie starb am 2. August 2003 an den Folgen brutalster Körperverletzung durch ihren Lebensgefährten.
Ein weiteres Paar, dass nicht loslassen konnte: Elizabeth Taylor und Richard Burton. Elizabeth soll nach Aussagen meiner Mutter, eines Tages mit blauem Auge bei ihr aufgetaucht sein. „Was ist passiert, Liz?“ fragte meine Mutter entsetzt. „Ich bin gestolpert und auf einen Aschenbecher gefallen.“. Eine blödere Ausrede hätte ihr wohl nicht einfallen können. Meine Mutter, selbst mit allen Wassern der Erfahrung gewaschen, nahm den aufgelösten Weltstar in die Arme: „Ich weiß.“. Woraufhin ein geschluchztes „But I love him!“ zurück kam. Ja, die Liebe!
Tatort „Wildes Herz“.
Intensive Gefühle zwischen Freude und Leidenschaft, Träume, Tränen und Eifersucht, Hoffnung und Sehnsucht werden auf der „Bühne der Liebe“ präsentiert.
Wie erklärt man sich diesen Widerspruch?
Ein Stichwort ist die Eifersucht, das Othello-Syndrom. 80 Prozent aller Deutschen sind eifersüchtig, davon sind 32 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen krankhaft! In der rechten Gehirnhälfte sitzen, medizinisch gesehen, die negativen Gefühle und bei einer Eifersuchtsattacke rutscht der Hirnbotenstoff Serotonin in den Keller. Das führt in der Psyche zu einer Art Tunnelblick: Das Gehirn klammert sich nur noch an die kleinsten Details, die plötzlich eine alles beherrschende Bedeutung bekommen.
Ein Beispiel: Meine Großmutter, frisch verheiratet mit ihrem Dichter und junge Mutter, bekam endlich wieder ein Engagement und sollte die Prinzessin in Goethes „Torquato Tasso“ spielen. Kurz vor der Premiere bekam sie ein Telegramm von ihrem Mann:
„Wenn du mich liebst / spielst du heute abend nicht.“
Mein Großvater hatte bestimmt nicht den geringsten Grund, aber er war rasend eifersüchtig. Natürlich spielte sie die Rolle, wenn auch mit zerrissenem Herzen. Aber kurz darauf beschrieb meine Großmutter eine weitere Szene:
„Wir waren im Theater und sahen ein Stück, welches mir gefiel. Seine Eifersucht trieb ihn immer stärker, er rutschte immer tiefer hinein, was ich nicht begriff; stattdessen die Szene, weil sie wirklich harmlos war, auch noch verteidigte. Da verlor er die Kontrolle, fing an auf mich einzuschlagen, so dass wir beide, tief beschämt, das Theater verlassen mussten. Er entschuldigte sich danach und war ganz aufgelöst.“
Ein geradezu theatralisches Beispiel des Othello-Syndrom. Und typisch weiblich auch, dass sie es war, die ihre Karriere an den Nagel hängte.
Stichwort Co-Abhängigkeit: Frauen, die sich von ihrem Partner dominieren lassen, leiden an einem unterentwickeltem Selbstwertgefühl, mögen sie sonst noch so starke Powerfrauen sein. Meine Mutter liebte es mit Edith Piaf „In der Liebe braucht es Tränen“ zu trällern und benahm sich auch danach. Fest verankerte Schuldgefühle, Zweifel: „bin ich etwa selber schuld?“, Erlebtes in der Kindheit: „als Mädchen hast du dich unterzuordnen!“, Isolation: „ich kann mit Niemanden darüber reden!“, Scham, schleichende, verbale Gewalt, das Klein-Machen, erst eine blau geschlagene Seele, dann der Körper. Und das Opfer wird zum Täter gegen sich selbst. Am nächsten Tag, die Ernüchterung des Mannes, er bittet um Verzeihung, es tut ihm leid und sie bekommt endlich das, wonach sie sich sehnt: Ein wenig Liebe. Das hofft sie jedes Mal aufs Neue, es ändert sich aber trotzdem nichts.

Als Zuschauer eines solchen Liebesdramas kann man in den meisten Fällen nur ungläubig den Kopf schütteln. Immerhin: wer sich streitet hat eine Beziehung. Wer keine Beziehung mehr hat, der streitet auch nicht mehr.
Was ich versuche mit meinem weiblichen Gehirn mühevoll zu verstehen, beschreibt Woody Allen kurz und bündig – (bitte langsam lesen!):
„Lieben heißt leiden. Um Leiden zu vermeiden, darf man nicht lieben. Aber dann leidet man, weil man nicht liebt. Darum, weil eben lieben leiden und nicht lieben auch leiden bedeutet, muss man leiden. Glücklich ist, wer liebt. Demnach ist man aber nur glücklich, wenn man leidet. Leiden macht aber wiederum unglücklich. Darum muss man, um unglücklich zu werden entweder lieben oder es lieben zu leiden oder vor lauter Glück leiden. Ich möchte niemals heiraten, ich möchte am liebsten vorher schon geschieden werden.“
Alles klar?



© Marie Theres Kroetz Relin erschienen BILD AMSONNTAG am 07.06.2009

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User Diskussion
MonikaGe
Geschrieben am: 12.06.2009 11:08  Aktualisiert: 13.06.2009 15:17
User seit: 23.09.2008
aus:
Beiträge: 74
 Re: BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
Liebe Helga,

die Zahl der Frauen, die ihre Männer schlagen, ist im Verhältnis extrem gering. Gleichwohl darf man das nicht verschweigen!
Die psychischen Reaktionen sind ähnlich: Scham und Angst. Bei den Männern kommt hinzu, dass sie das praktisch nie erzählen; also keine Ansprechpartner/innen haben. Sie würden ja belächelt, als Weichei bezeichnet oder sogar ausgelacht werden.
Das ist bitter, und so bleiben sie ohne Hilfe im Kreislauf der Gewalt.

Erwachsene Männer, die als Kinder und/oder Jugendliche von Frauen (Tanten, Mütter, Omas, Nachbarinnen) sexualisiert misshandelt wurden, zeigen ganz ähnliche Muster im Erleben und Verhalten.
Ich hatte solche Klienten und war immer wieder erschüttert, wie sehr sich die Muster gleichen und wie schrecklich die langfristigen Auswirkungen sind.

Verschwiegen wurde und wird auch, dass es bei den Massenvergewaltigungen im Krieg Jungen als Opfer gibt.
Ich kommunizierte mit einer Frau, die mir von ihrem Vater berichtete. Sie habe nie einen Draht zu ihm gefunden; und dann auf dem Sterbebett erzählte er ihr, dass er mit 14 Jahren von mehreren Soldaten vergewaltigt worden sei. Das war nach dem Ende des II. Weltkrieges. Die Frau weinte bitterlich, weil sie die Andeutungen ihres Vaters nie verstanden hatte (wie auch?) und das alles erst kurz vor seinem Tod erfuhr.

Danke, dass Du hier nachgefragt hast.

Liebe Grüße von Monika
minke52
Geschrieben am: 12.06.2009 00:24  Aktualisiert: 12.06.2009 00:30
User seit: 15.01.2006
aus: Sachsen
Beiträge: 2105
 Re: BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
Na als Paar fand ich die beiden sowieso unmöglich. Jeder für sich allein, damit kann ich leben. Von viel gegenseitiger Achtung war da wohl kaum die Rede, sie nannte ihn Assi und er sie seine Alte. Und dann diese schreckliche Bierwerbung - zumal ich Bierwerbung sowieso hasse.
Ich glaube kaum, dass diese Handgreiflichkeit ernst gemeint war, die haben sich doch beide wohl gefühlt, wenn sie negativ aufgefallen sind. Mich wundert das alles jedenfalls nicht. Nun sind sie wieder im Gespräch, und genau das war die Absicht.
Wenn der liebe Rudi so ein Haudrauf wäre, dann hätte man da schon viel früher Wind bekommen, bei Promis bleibt doch nichts geheim.
Eine Anzeige finde ich in diesem Fall kindisch, da hätte sie anders auftreten müssen.
LG minke
lunka
Geschrieben am: 11.06.2009 23:44  Aktualisiert: 12.06.2009 00:35
User seit: 19.07.2007
aus:
Beiträge: 1222
 Re: BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
"Die Liebe nimmt manchmal sehr merkwürdige Formen an" - hab ich aus einem Film, weiß nicht mehr aus welchen.

Sehr informativer Text, hab viel über verschiedene Aspekte solcher "Liebe-Formen" erfahren.
Gast
Geschrieben am: 11.06.2009 12:18  Aktualisiert: 12.06.2009 00:36
 Re: BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
Zu diesem Thema hätt ich noch eine Frage. Ist das bei Männern genauso? Es gibt ja auch Frauengewalt gegen Männer und das nicht nur psychisch. Würde mich interessieren, wie Männer da reagieren und ob sie mit den gleichen Problemen kämpfen wie betroffene Frauen.

danke

Gruss Helga
MonikaGe
Geschrieben am: 10.06.2009 14:21  Aktualisiert: 10.06.2009 22:12
User seit: 23.09.2008
aus:
Beiträge: 74
 Re: BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
Liebe Helga,

nun, das mit dem Mega-Hinterteil ist also entlarvt
(ich hab echt geschmunzelt)

Zu diesem "sich lassen" noch ein paar Worte:
Vergiss nicht, dass viele Frauen in Kindheit und Jugend Gewalt erdulden mussten. Die empirische Forschung bietet gruslige Zahlen, mit denen ich hier nicht aufwrten möchte. Aber natürlich ist es dann so, dass gerade bei dieser "Klientel" eine Gegenwehr praktisch nicht möglich ist, weil sie nie gelernt haben, wie man sich wehrt und/oder weil sie gelernt haben, dass Gegenwehr zu noch mehr Gewalt führt.

Solche Prozesse "sitzen"; sind sogar im Gehirn fest verankert. Es ist für Psycholog/innen sehr schwer, da etwas aufzulösen. Manchmal gelingt das nie

Herzlichste Grüße!
von Monika
Gast
Geschrieben am: 09.06.2009 11:26  Aktualisiert: 10.06.2009 11:44
 Re: BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
Hallo Monika, leider ist es nicht mein Hinterteil
Ich bin natürlich einig mit dir, dass die Männer in diesem Fall die Frauen erniedrigen. Es muss ja aber nicht gleichzeitig bedeuten, dass Frauen sich auch erniedrigen lassen, sprich sich diese Erniedrigung gefallen lassen. Ich für meinen Teil hätte keine Hemmungen mich zu wehren verbal, mit Anzeige und notfalls könnte ich mir vorstellen, dass ich so ausrasten könnte, dass ich mich auf das gleiche Niveau begeben würde und zurückschlagen würde. Früher war ich eher zurückhaltender und hätte ausgeschlossen, dass ich Gewalt ausüben könnte, wenn man mir Gewalt antut. Da bin ich mir heute nicht mehr so sicher. Gewalt löst leider immer eine Spirale aus also Aktion gleich Reaktion. Diese Reaktion muss nicht zwangsläufig Unterwürfigkeit und Angst bedeuten.
Aber ich hab natürlich da keine Erfahrungen und kenne zum Glück auch keine Frau, die geschlagen wird. Du hast da durch deine Arbeit ganz andere Einblicke.

Gruss Helga
MonikaGe
Geschrieben am: 08.06.2009 11:53  Aktualisiert: 08.06.2009 17:27
User seit: 23.09.2008
aus:
Beiträge: 74
 Re: BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
Guter Artikel, Marie Theres.

Einige Anmerkungen:
Bist Du sicher, dass fast jede Frau eine andere kennt, die von ihrem Partner geschlagen wird?
Ich nicht.
Diese Form der Gewalt in diesem Setting ist sehr verschwiegen… Genauer: die Frauen schweigen. Die Täter eh.

Ich hatte Dir mal EU-Daten geschickt. Die zeigen, dass gerade in besser gestellten Kreisen noch mehr verschwiegen wird. Arbeiterfrauen rufen eher die Polizei; weshalb man lange mutmaßte, dass die sog. „häusliche Gewalt“ vor allem in den unteren Schichten vorkommen würde. Motto: „Pack schlägt sich…“
Inzwischen wissen wir, dass dem nicht so ist.

Deine konkreten Beispiele zum Othello-Syndrom sind sehr gut und anschaulich.

Was mir nicht gefiel, war dieser Satz:
„ …wer sich streitet hat eine Beziehung. Wer keine Beziehung mehr hat, der streitet auch nicht mehr.“

Aber Gewalt hat doch mit Beziehung nichts zu tun. Sie ist das Ende jeglicher Beziehung. Ähnlich wie im Verhältnis von Politik und Krieg. Wenn Krieg herrscht, dann bedeutet dies das Ende jeglicher Politik.

Ein echter Streit erfordert Kultur und Respekt. Wer zuschlägt hat keinen Respekt mehr.

@Helga
Abgesehen von Deinem echt geilen Hinterteil
In Gewaltbeziehungen LASSEN sich die Frauen nicht erniedrigen, schlagen usw. Sie WERDEN erniedrigt. Der Täter tut es.

Ich glaube auch nicht, dass es eine Inszenierung war. Simone Thomalla ist eine ernsthafte Schauspielerin, die genügend Aufträge hat. Und sie hat sich augenscheinlich gewehrt.
Dass sie sich von diesem Obermacho vor einiger Zeit getrennt hat, fand ich eh gut. Außerdem ist der viel zu alt und zu langweilig für diese doch noch junge und tuffe Frau ;-)

Was soll’s!
Sie hat eine Zukunft, weil sie aktiv wurde; er hat keine mehr; und vermutlich schwimmen ihm jetzt die Fälle davon. Zu spät gemerkt, Herr Assauer!

In diesem Sinne
Herzlich Monika

P.S. Übrigens: die Zeit der Trennung (wenn die Frau diese vollzieht!) ist nach der aktuellen Forschung eine besonders gefährliche Zeit für die Frauen. Gerade in dieser Zeit werden sie u.a. nach der KFN-Studie (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen 1995) besonders häufig belästigt, gestalkt, geschlagen, überfallen und/oder vergewaltigt. Das ist doch interessant...?
Gast
Geschrieben am: 07.06.2009 16:19  Aktualisiert: 07.06.2009 21:20
 Re: BILD AM SONNTAG - Tatort: Wildes Herz
Das ist kein Kavaliersdelikt und muss angezeigt werden. Ich hoffe aber immer noch, dass alles nur eine Inszenierung war, um mal wieder in die Schlagzeilen zu kommen.
Nichts desto trotz Gewalt egal von welcher Seite muss bestraft werden, ob Promi oder Normalo. Keine Frau und auch kein Mann sollte sich so erniedrigen lassen.



 

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