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Texte : Petra Höfels- Alle Frauen sind Hausfrauen - überall- Teil II
Veröffentlicht von MarieTheres am 15.02.2008 13:19 (511 x gelesen)

Teil II - Frauen in der dritten Welt

1 Kolonialismus = Kapitalismus

Die Frauen in der Dritten Welt sind zunächst einmal den Prozessen der Kolonialisierung unterworfen. Kolonialismus beinhaltet die Aneignung der Arbeitskraft und Ausbeutung der Ressourcen der gewaltsam unterworfenen Staaten. Aber nicht nur, daß diese Länder durch die Unterdrückungsmechanismen zu den "externen Welt -'Hausfrauen'" degradiert werden (Mies, 1983, S. 117), die kolonisierten Gesellschaften erfahren darüber hinaus eine Umstrukturierung, die dem westlichen Patriarchat angeglichen ist.

Dadurch erleben die Frauen in den südlichen Ländern Ausbeutung in doppelter Hinsicht: Einmal als Teil kolonisierter und systematisch ausgebeuteter Völker, die von den Industriestaaten in ihrer Entwicklung manipuliert werden und gleichzeitig als unterdrücktes Geschlecht, auf dem die gesamte Reproduktionsverantwortung lastet, und dem die strukturelle Gewalt eines patriarchalen Systems entgegenschlägt.



In der Dritten Welt tritt das Problem der doppelten Ausbeutung der Frau in der Wirtschaft und Haushalt in verschärfter Form auf. Frauen stellenetwa 50 % der Erwerbstätigen und sind zu 100% für die Reproduktion und Ernährung zuständig. Selbst wenn Ehemann oder Familienvorstand nicht erwerbstätig sind, ist meist keine Unterstützung im Reproduktionsbereich zu erwarten. Die Stellung der Frau ist in den meisten Ländern der 3. Welt sowohl in der Wirtschaft als in der Gesellschaft den Männern untergeordnet. "Dieser Prozeß geht einher mit der Akzentuierung der geschlechtlichen Arbeitsteilung in der Richtung, daß Mönner den bezahlten, monetarisierten Teil der bäuerlichen Ökonomie kontrollieren, Frauen dagegen die unbezahlten Tätigkeiten" (Bennholdt-Thomson, 1992, S. 204). Die vielfältigen Formen der Frauenarbeit, die sich außerhalb der abhängigen Lohnarbeit befinden werden in den offiziellen Statistiken selten dokumentiert.



1.1 Zerstörung matriarchaler Strukturen

Traditionell hatten Frauen in den ursprünglichen Gesellschaften ihren eigenständigen Wirtschaftsbereich in der landwirtschaftlichen und handwerklichen Produktion oder im Handel und erzielten so zum Teil eine dominante oder zumindest gleichrangige Stellung mit den Männern der Gesellschaft.




"In Westafrika hatten Frauen beispielsweise stets den Markt kontrolliert, und sie waren oft genug wichtige Unternehmerinnen geworden. Die weißen Kolonialherren lehnten diese Strukturen ab, der Markt sollte mit westlichen Vorbildern übereinstimmen. Also wurden die Marktfrauen systematisch unterdrückt. Obwohl die Betroffenen protestierten und demonstrierten wurde die Macht schließlich den schwarzen Männern übergeben [...] im Jahre 1943 entzogen die Briten dem Frauenrat die Handelsaufsicht. Die lokalen Behörden übernahmen diese Funktion, und so wurden die letzten Spuren des Matriarchats zerstört" (Mies, 1990, S. 235).



Mit der Kolonialisierung fand die besondere Stellung der Frauen in diesen Gesellschaften schnell ein Ende Der Prozeß der abhängigen kapitalistischen Entwicklung zerstörte die letzten Reste matriarchalischer Tradition und verschlechterte die soziale und ökonomische Situation der Frauen gegenüber den Männern drastisch. "Die 'koloniale' Produktionsweise, die eine Einheit der verschiedenen Wirtschaftssektoren - einerseits 'traditioneller' Sektor, andererseits 'moderner' Sektor - als Ergebnis zeitigte, umfaßt insofern nicht zuletzt eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Während den Frauen die Reproduktion der Ware Arbeitskraft im Subsistenzsektor vorbehalten blieb [...] bedienten die Männer den 'modernen' Sektor mit ihrer Arbeitskraft" (Schlebusch, S.112).



1.2 Auswirkungen auf die Subsistenzproduktion

Das Kolonialsystem schaffte so erst die klare Trennung zwischen Subsistenz- und Warenproduktion und damit einhergehend die Geschlechterdifferenzierung. Die Subsistenzproduktion (Erhaltung und Erzeugung von Nahrung Kleidung und Behausung etc.) erscheint als "zurückgeblieben" im Vergleich mit der modernen Form der Warenproduktion und der Anpassung an die kapitalistische Marktwirtschaft.

Im ländlichen Agrarbereich kommt es so zu einer Aufrechterhaltung der hier landwirtschaftlichen Subsistenz-Markt-Produktion. Die Reproduktionskosten und die notwendige Reproduktionsarbeit werden von der Familie, d.h. in der Regel von Frau und Kindern getragen. Die geförderte Landwirtschaft vermittelt den Kleinbauern durch Vertragsproduktion ein Mindesteinkommen, bestimmt jedoch neben den anfallenden Kosten für Saatgut auch die Abnahmepreise der erwirtschafteten Produkte. Gleichzeitig entsteht dadurch eine Kontrollmöglichkeit für staatliche Abgaben (Steuern, Wassergeld, etc.). Die Produktion für den eigenen Bedarf ist durch diese Maßnahmen automatisch als "Nebentätigkeit" eingeführt, fällt aber selbstverständlich in den Bereich der "privaten" Reproduktion. "Der anzueignende Mehrwert steigt also in dem Verhältnis wie die Reproduktionskosten von der Familie/Frau selbst getragen werden. Darin liegt der 'profitable' Vorteil der Kleinproduzenten, der Aufrechterhaltung der marginalen Produktion, gegenüber der industriellen und landwirtschaftlichen Lohnarbeit" (Jacobi/Nieß, S. 233). Die Frau erfüllt ganz nebenbei die Haus- und Anbauarbeit, während das Kapital dabei den Mehrwert erwirtschaftet. Zwar sind die Frauen auch weiterhin in den landwirtschaftlichen Wirtschaftszweigen tätig, jedoch wird die von ihnen verrichtete Tätigkeit, gleich derer der Frauen in den Industrienationen, lediglich der Reproduktion der Familie zugerechnet.



Die Haupttätigkeit der Frau in der dritten Welt besteht heute in der "Überlebensproduktion", die für die Existenzsicherung der Familie unabdingbar ist.

Der kapitalistische Sektor profitiert von der Überlebensproduktion der Frauen, ohne die Niedriglöhne, fehlende soziale Absicherung der ArbeitnehmerInnen, Gelegenheits- und Saisonarbeit nicht realisierbar wären.

Selbst wenn die Männer über ein geregeltes Arbeitsverhältnis in unmittelbarer Nähe zur Heimstatt der Familie verfügen, liegt die Organisation der Reproduktion ausschließlich in den Händen der Frauen und gestaltet sich nicht selten äußerst schwierig, da das Einkommen häufig zur Tilgung von Krediten herangezogen wird. "Diese Strategie geht von der Grundannahme aus, daß Frauen auf der ganzen Welt im Prinzip Hausfrauen und Kindererzieherinnen seien, daß sie vom Einkommen eines Mannes abhängig seien und daß die Männer die hauptsächlichen Brotverdiener ihrer Familien seien" (Mies, 1992, S.95).



1.3 Veränderungen der Familienstrukturen

Meist jedoch ist die Notwendigkeit der Überlebensproduktion zusätzlich mit dem Verfall der Familie verknüpft, indem die Männer zum Geldverdienen in die Zentren, zur Wanderarbeit oder ins Ausland abwandern und die Frauen mit der Landwirtschaft, Kindern und Haushalt zurücklassen. Dabei läßt die Zahlungsbereitschaft für die zurückgelassene Familie beim größten Teil der abgewanderten Männer nach einiger Zeit nach bzw. erfolgt nur in unregelmäßigen und immer größer werdenden Abständen. "Oft genug wird der ihnen [den Frauen] zustehende Anteil am Verdienst des Mannes in der Stadt für dessen Bedürfnisse ausgegeben, während sie monatelang vergeblich auf eine Nachricht warten (New Internationalist, S. 23). Auf diese Weise sind viele verheirateten Frauen dennoch alleinstehend.

Hinzufügen lassen sich als Gründe für die hohe Anzahl "alleinstehender" Frauen noch die verschiedenen Formen des Eherechts in einigen Dritt-Welt-Staaten, die z.B. das Verstoßen der Frau beinhalten; die unterschiedlichste Auslegung der Polygamie und der Umgang mit Witwen. All diese Situationen können zur absoluten Rechts- und Anspruchslosigkeit der betroffenen Frauen führen.



1.4 Produktion von Leben

Die zweitwichtigste Aufgabe der Frauen besteht in der "Produktion" zukünftiger Arbeitskräfte. Die in den Entwicklungsländern übliche hohe Kinderzahl ist unter anderem Ausdruck der ökonomischen Notwendigkeit, den Familienunterhalt und die Altersversorgung abzusichern. Traditionelle Praktiken der Geburtenkontrolle sind in dem Maße zurückgetreten, wie sich die Form des Zusammenlebens vom Clan bzw. der Großfamilie auf die einzelnen Familien verlagert hat. Die Verkürzung der Entwicklungsproblematik auf die Bevölkerungsexplosion greift eindeutig zu kurz und enthält eine Wertung in Bezug auf erwünschter und unerwünschter Bevölkerungszunahme. Überdies kommt es immer noch zu Geburtenkontrollkampagnen, bei denen Medikamente eingesetzt werden, die in den Industriestaaten verboten bzw. im experimentellen Stadium sind. Die Frauen werden so ohne ihr Wissen zu Versuchszwecken mißbraucht.



2 Lohnarbeit

In den letzten Jahrzehnten ist ein Trend von zunehmender Erwerbstätigkeit von Frauen weltweit zu beobachten. "In den industrialisierten Ländern stellen Frauen inzwischen 41 Prozent der Beschäftigten, weltweit 34 Prozent" (Wichterich, 1995, S. 145). Die Vereinten Nationen sprechen bereits von einer "Femisierung der Beschäftigung" (UN, 1995, S.48). Obwohl diese Aussage vollkommen wertfrei ist, darf nicht vergessen werden,

? daß eine noch größere Anzahl arbeitender Frauen nicht in den Statistiken auftaucht

? unter welchen Bedingungen Frauen am Arbeitsplatz ausgebeutet werden

? daß finanzielle Notlagen vieler Familien die Frauen zur Erwerbsarbeit zwingen

Weltweit verrichten Frauen heute wie früher (Erwerbs-)Arbeit in den unterschiedlichsten Bereichen. Vergessen wird dabei aber allzu oft, daß die Arbeitsbedingungen, und insbesondere die Lohnzahlung oft eklatante Unterschiede zu denen der Männer aufweisen, die "automatisch" die höhere Position bekleiden. Frauen leisten dabei jedoch immer Mehrarbeit, da die Subsistenzproduktion trotz Erwerbstätigkeit ihre Aufgabe bleibt.

Frauen finden im allgemeinen schwerer Lohnarbeit als Männer, und sie werden schlechter bezahlt. In landwirtschaftlichen Großbetrieben werden die niedersten Tätigkeiten meist Frauen vorbehalten, während sie in bestimmten industriellen Bereichen (Textil, Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik) ein billiges Arbeitskräftereservoir für multinationale Konzerne darstellen. Vielen Frauen bleibt im Überlebenskampf in den Städten nur der Ausweg der Prostitution.

Die einzelnen Arbeitsbereiche von Erwerbstätigen Frauen in der dritten Welt sollen im folgenden dargestellt werden.



2.1 Arbeitsplatz Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist der Arbeitsplatz mit dem größten Frauenanteil.

Mit der Kolonisierung und der Einführung marktwirtschaftlicher Strukturen in der landwirtschaftlichen Produktion haben sich in Bezug auf die Verteilung von Rechten und Pflichten starke Veränderungen nach patriarchalem Verständnis vollzogen. Durch die Einführung der kolonialen Gesetzgebung wurde die Diskriminierung der Frauen manifestiert

In den ursprünglichen Gesellschaften hat das Geschlechterverhältnis keine negativen Auswirkungen zu Ungunsten der Frauen gezeigt: "Die traditionelle Landwirtschaft basierte [...] auf einer Arbeitsteilung, die den Geschlechtern unterschiedliche Zuständigkeiten zuwies und gleichzeitig den rechtlichen Status sowie die soziale Absicherung eines jeden Mitglieds einer Gemeinschaft garantierte" (Schlebusch, S. 117).

Heute jedoch sind die Frauen auch auf diesem Sektor ohne Macht und rechtlich benachteiligt. Zur Anschauung einige Zahlen:

? 1980 waren 71 Prozent der wirtschaftlich aktiven Frauen in der Landwirtschaft tätig;

? die Hälfte aller Nahrungsmittel auf diesem Planeten werden von Frauen produziert;

? lediglich 5 der multilateralen Kredite zur Förderung der Agrarwirtschaft gehen in die Hände von Frauen (Daten nach: Wichterich, 1995, S. 147

? in Lateinamerika leisen ca 40 %, in Asien nahezu 60% und in Afrika fast 80% der Frauen Feldarbeit

? weltweit besitzen die Frauen weniger als 1 Prozent des Landes (Material entnommen: Schlebusch, S. 116)



Im landwirtschaftlichen Bereich wird der für den Verkauf und Export bestimmte Anbau von den Männern dominiert, die Zugang haben zu den landwirtschaftlichen Beratungsstellen und Kreditmöglichkeiten, von denen die Frauen meist ausgeschlossen sind. Somit verloren die Frauen das frühere Ausmaß an Kontrolle über Produktion und Verteilung an die patriarchalen Strukturen des Kapitalismus. "Die Vernachlässigung weiblicher Arbeitskraft bei gleichzeitiger Förderung männlicher Arbeitsproduktivität machte im Ergebnis aus selbständig wirtschaftenden Bäuerinnen Familienhilfskräfte ohne eigenen gesicherten rechtlichen Status" (Schlebusch, S. 118).



Die "Modernisierung" in den landwirtschaftliche Bereichen hat in Bezug auf Wachstum für die Frauen nur in einem Bereich ihre Gültigkeit: im Wachstum der Aufgaben. Neben dem Verlust an Einfluß und Prestige hat sich die Aufgabenverteilung der patriarchalisch strukturierten Gesellschaft folgendermaßen verändert:

"Seit der Kolonialzeit haben die Frauen in Afrika südlich der Sahara zwei landwirtschaftliche Aufgabenbereiche: 1)) sie sind allein verantwortlich für die Subsistenzproduktion, [...] auch wenn die Männer in die Städte emigrieren; 2) wenn die Männer in cash-crops anbauen, müssen die Frauen [...] unbezahlt auch den Löwenanteil der Arbeit auf diesen Feldern verrichten" (Wichterich, 1986, S. 54).



In gleichem Maße die Modernisierung in der Agrarwirtschaft Fuß faßt, verschlechtert sich die Arbeitssituation der Frauen. Die Einführung von Agrotechniken verdrängt auf der einen Seite die traditionell weiblichen Tätigkeiten. Die technisierten Arbeitsabläufe befinden sich jedoch allein in Männerhand. Die fortbestehenden nicht technisierten Arbeitsabläufe fallen allerdings weiterhin den Frauen zu, ohne Erleichterung der Bedingungen. "Auf der Basis der bestehenden geschlechtlichen Arbeitsteilung erhöhte sich die erforderliche Arbeitsleistung der Frauen, während sich die der Männer durch technische Hilfsmittel eher verringerte. Die unmittelbare Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft für die Frauen ist also Mehrarbeit" (Wichterich, 1986, S. 55).

In ihrer kritischen Bestandsaufnahme zur der Situation der Frauen weltweit kommt die Arbeitsgruppe des New Internationalist ebenfalls zu dem Ergebnis, daß Frauenarbeit gleichbedeutend mit "Mehrarbeit" ist. "So kümmern sich etwa in einem Dorf in Ruanda die Männer um die Bananenstauden und erledigen die Lohnarbeiten, während die Frauen neben dem Haushalt drei Viertel aller übrigen Arbeiten in der Landwirtschaft und die Hälfte der durch Haustiere anfallenden Arbeiten besorgen. Insgesamt arbeiten die Frauen dieses Dorfes etwa dreimal soviel wie die Männer" (New Internationalist, S. 14).

Dabei ist es nicht so, daß die Frauen die Mehrarbeit wegen mangelnder Auslastung verrichten, sondern aus ökonomischen Zwängen nur die Möglichkeit haben, das Überleben ihrer Familie durch Zusatzverdienst zu sichern. In den allermeisten Ländern der Welt ist die Arbeit der Frau außerhalb der Familie für den Lebensunterhalt unumgänglich. "Sie werden zu landwirtschaftlichen Hilfskräften und billigen Saisonarbeiterinnen. Der angestammten Nutzungsrechte und sozialen Sicherungssysteme beraubt, sind sie auf monetäres Einkommen angewiesen, um Lebensmittel hinzukaufen zu können" (Schlebusch, S. 119). Trotz dieser Tatsache bleibt die Hausarbeit allein Aufgabe der Frau, auch wenn die Erwerbstätigkeit des Mannes weniger arbeitsintensiv, d.h. kräftezehrend sein sollte. "Die Ungerechtigkeit dieser Verhältnisse liegt nicht so sehr in der Notwendigkeit außerhäuslicher Zusatzarbeit für die Frau, als in der Rollenerwartung, daß die Frau (und nur sie) auch alle häusliche Pflichten erfüllt" (New Internationalist, S. 15).

Dabei darf nicht vergessen werden, daß der Übergang zur Hausarbeit bzw. Subsistenzproduktion fließend oder zum Teil gar nicht vorhandenist. Der Anbau für den eigenen Bedarf ist Aufgabe der Frauen und in den zunehmend ärmer werdenden Gebieten in der dritten Welt unverzichtbar. Auch in diesem Bereich bekommen sie die Bevorzugung der männliche Agrarwirtschaft deutlich zu spüren "Die Frauen werden gezwungen, für die Subsistenzproduktion neue Anbauflächen in schlechteren Gebieten zu erschließen" (Schlebusch, S. 118), da die angestammten (nutzbaren) Anbauflächen dem Agrobusiness zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus sind die Frauen durch den Verkauf ihrer selbst angebauten Waren zudem im informellen Sektor tätig. "Afrikanische Kleinbäuerinnen, die einen Teil ihrer Feldfrüchte verkaufen, gleichzeitig Bienen halten, Matten flechten und ab und an Hirsebier brauen, betreiben jene typische Mischwirtschaft, die zur dominanten Strategie der Existenzsicherung auf dem Land geworden ist" (Wichterich, 1995, S. 155).

Somit verbleiben die Frauen auf der eine Seite in der Subsistenz und werden auf der anderen Seite zu landwirtschaftlichen Hilfskräften. Dabei kommt es meist zu nur saisonalem Einsatz in den arbeitsreichen, nicht technisierten Arbeitsabläufen, der weit unter Wert bezahlt wird.




Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß durch die Einführung der cash-crop- und Monokulturen sowie in Folge der Monetarisierung der Landwirtschaft die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft extrem abgewertet wurde, obwohl sie weiterhin die meiste Arbeit in diesem Sektor verrichten" (Schlebusch, S. 120).



In Zusammenhang mit der Stellung der Frau im landwirtschaftlichen Sektor muß noch einmal auf die zunehmende Abwanderung der Männer hingewiesen werden. (s. II, 2.3)

Die auf dem Land zurückgebliebenen Frauen sind in doppelter Hinsicht benachteiligt: Sie bleiben oft in den arbeitsreichsten Zeiten des Jahres mit der Landwirtschaft allein und sind bei der Feldbestellung und Ernte ganz auf sich gestellt. Diese vom Partner im Stich gelassenen Frauen sind allzu häufig auch von jeder staatlichen Unterstützung ausgeschlossen und werden bei landwirtschaftlichen Förderungsmaßnahmen und Ausbildungsprojekten meist einfach übergangen" (New Internationalist, S. 23).

Die Frauen sind de facto Haushaltsvorstände und managen neben Haushalt und Familie auch den gesamten landwirtschaftlichen Kleinbetrieb. Ihr Ansehen als "mithelfende Familienangehörige", deren Arbeitseinsatz nicht entlohnt wird, weil er selbstverständlich ist, bleibt jedoch unverändert.



2.2 Arbeitsplatz Industrie - Die Politik der "Multis"

Dank der sogenannten Globalisierung der Märkte findet in den Industrienationen eine Auslagerung der Fertigung in die dritte Welt statt. Die letzten Jahre waren geprägt vom Ab- und Umbau der multinationalen Konzerne, die ihre Produktionsstätten in wachsendem Maße aus den hochindustrialisierten Ländern in die Entwicklungsländer verlagerte, um die dort herrschenden Niedriglöhne und Steuervorteile, den geringen Organisationsgrad der Arbeiterschaft, arbeitsrechtliche Privilegien und neue Absatzmärkte zu nutzen.

Damit zieht der Kapitalismus in Form von industrieller Fertigung schlußendlich seine Kreise rund um den Erdball. "Wir erleben heute eine weltweite Expansion eines Industriealisierungsprozesses, dessen Wurzeln auf de Akkumulation von Kapital durch Handelsunternehmen und dessen Investitionen in die ersten Manufakturen zurückgehen" (New Internationalist, S. 39). Dennoch bringt die Ansiedlung neuer Industrien keine Entwicklung für die Dritt-Welt-Staaten, sondern ist lediglich für den Einsatz von Billiglohnkräften und steuerliche Vergünstigungen (wie die eigens für Industrieansiedlungen angelegten Freihandelszonen), also für den Vorteil der Multis ausgerichtet. "Diese Teilindustriealisierung von 'Drittwelt'ländern heisst nicht, dass die 'Drittwelt'länder gross über die Industriern verfügen konnten, [...]. Die Verlegung von Industrieanlagen aus entwickelten in unterentwickelte Länder ist nicht mit einer echten Industirealisierung letzterer gleichzusetzen" (Mies, 1990, S. 143).



Transnationale Unternehmen beschäftigen sowohl in der Chip- als auch in der Bekleidungsindustrie hauptsächlich junge Frauen. "Während Frauen weltweit insgesamt ungefähr nur ein Viertel aller Arbeitsplätze in der Industrie inne haben, bilden sie z.B. mit im Durchschnitt ca fünfzig Prozent aller Arbeitenden das Gros der abhängig Beschäftigten in der Textilindustrie" (Schlebusch, S. 114). Sie werden nach Bedarf eingestellt und nach ein paar Jahren, meist nach der Heirat oder vor der Geburt des ersten Kindes, wieder entlassen. Bedingt durch den meist kurzen Verbleib in einem Unternehmen gelingt den Frauen nur selten bis gar nicht das Erreichen deiner Lohnsteigerung. "Die Löhne staffeln sich für gewöhnlich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit" (Schlebusch, S. 116).

Dabei befinden sich die Frauen größtenteils in der schlechtesten Situation am Arbeitsplatz: "Sie sind kräfteverschleißenden, oft gesundheitsgefährdenden und monotonen Arbeitsbedingungen unterworfen; für Stundenlöhne zwischen 30 Pfennig und einer Mark arbeiten sie 50 bis 60 Wochenstunden; in der Betriebshierarchie reproduziert sich männliche Dominanz, die sich Häufig in sexueller Belästigung äußert" (Wichterich, 1995, S. 153). Diese Frauen, die ihre Arbeitskraft zu Spottpreisen zur Verfügung stellen sind in hohem Maße Übergriffen auf ihre körperliche Integrität ausgesetzt. Dadurch sind sie sowohl im Produktions- als auch im Servicesektor attraktiver, weil sie geringere Lohnkosten verursachen, flexibler verfügbar sind und seltener gewerkschaftlich organisiert sind als Männer. "So verdienen weibliche Arbeitnehmer etwa in Japan und Südkorea um mehr als die Hälfte weniger als ihre männlichen Kollegen" (New Internationalist, S. 42). Die hohe Anzahl an arbeitswilligen jungen Frauen ermöglicht den Konzernen ihre unmenschliche, allerdings für sie profitable Geschäftspolitikpolitik. Lohn- und Arbeitsbedingungen sind nicht verhandelbar, da der Austausch der möglicherweise gesamten Belegschaft dem entgegensteuert. Allein die Androhung dieser Tatsache läßt die Arbeitnehmerinnen von Organisiertheit und Arbeitskampfmaßnahmen absehen.

Im Zuge der Umschichtung von Arbeitsabläufen ändert sich nichts an der Tatsache, daß die unqualifizierten Tätigkeiten den Frauen zufallen. "Auf dem globalisierten Erwerbsarbeitsmarkt für Frauen findet eine Polarisierung der Beschäftigungsstruktur statt" (Wichterich, 1995, S. 166). Frauen werden immer noch bei der Segmentierung des Arbeitsmarktes zum Bodensatz gemacht.



2.3 Handel und Handwerk - Das Bindeglied zum informellen Sektor

Die Tätigkeit von Frauen in Handwerk und Handel durch die Expansion kapitalistischer Unternehmen wurde in den marginalen (sogenannten informellen) Sektor abgedrängt. Die Verdienstmöglichkeiten für Frauen im traditionellen Handwerk und Handel, in den meisten Ländern zu den klassischen Domänen der Frau zählend, erfahren mit der Durchdringung des kapitalistischen Systems auch in diesem Bereich eine Zerstörung der ursprünglichen Selbständigkeit.




"Die Subsistenzproduzentinnen werden durch die Regeln des Weltmarktes gezwungen, ihre Subsistenzproduktion aufzugeben, bzw. diese auf ein Minimum zu reduzieren und zusätzlich bzw. stattdessen Lohnarbeit in der Produktion von Luxusgütern für den Export zu verrichten" (Schlebusch, S.119).





2.4 Heimarbeit - Handwerk in ungeschütztem Raum

In vielen Ländern dieser Welt verrichten Frauen neben der anfallenden Arbeit im Haus auch ihre Lohnarbeit innerhalb der eigenen vier Wände.Dies kann zum einen mit kulturellen Restriktionen zusammenhängen, die den Frauen den Aufenthalt außerhalb des Hauses, bzw. auf der Straße oder ganz allgemein in der Öffentlichkeit, nicht ohne Begleitung eines (männlichen) Familienangehörigen gestatten, zeigt aber zum anderen, wie sehr Frauen auch ohne derartige Strukturen an das Haus gefesselt sind.



Da Hausarbeit und Kinderbetreuung die Frauen nahezu den ganzen Tag in Anspruch nehmen, ist ihnen ein zusätzliches Einkommen nur durch die Verrichtung handwerklicher Tätigkeiten "nebenbei" möglich. "Man sagt, daß ihre Arbeitskraft nicht voll ausgenutzt sei, und nimmt an, daß ihnen derartige Industriezweige eine produktive Beschäftigung und etwas zusätzliches Geldeinkommen verschaffen werden als Ergänzung zum unzureichenden Einkommen der Männer" (Mies, 1992, S. 95). Daß Frauen oft genug als Haupternährerin der Familie tätig sind, wird dabei ebenso außer Acht gelassen, wie die bereits umfangreichen Tätigkeiten der täglichen Subsistenzproduktion im Haus und am Land. "Hausfrauisierung bedeutet hier die gesellschaftliche Definition [von Frauen] als 'müßige' Hausfrauen, und zwar selbst dort, wo keine Verbürgerlichung oder Proletarisierung stattgefunden hatte" (Mies, 1983, S. 118).

Gerade diese Form von Einkommensaufbesserung der Familie durch die Frauen wird von den Männern oft nicht als Arbeit anerkannt. Mit den Worten "Meine Frau arbeitet nicht" antworten die meisten Männer weltweit auf die Frage nach den Einkommen in der Familie. Gleichgültig, ob sie erwerbstätig sind, die Produkte der Frauen als Zwischenhändler verkaufen oder gar ganz vom Einkommen ihrer Frau abhängig sind. DerMythos der "müßigen" Hausfrau wird gerade durch Heimarbeit verstärkt. Der Arbeitsplatz zu Hause erweckt den Anschein, daß die Frauen ihre Arbeit als "Freizeitbeschäftigung" verrichten, sich nach der Hausarbeit "zur Entspannung" einer anderen Tätigkeit widmen.

Die Nachteile dieser Art von Beschäftigung liegen allerdings auf der Hand und gehen wieder einmal ausschließlich zu Lasten der Frauen:

Da die Organisation von Rohstoffen und der Zwischenhandel in den Händen der (Ehe-) Männer liegt, bleibt der Verdienst für die meisten Frauen ebenso unsichtbar, wie ihre Arbeit für Wirtschaftsstatistiken. Sie fallen unter die Kategorie "mithelfende Familienangehörige" und entrichten ihre Arbeit meist unentlohnt. Christa Wichterich nennt diese Art von Tätigkeit außerhalb des öffentlichen Raums eine Art "Dunkelkammer für die Statistiken" (Wichterich, 1995, S. 159), die bezeichnend für das Geschlechterverhältnis im informellen Sektor ist.



Heimarbeit ist mittlerweile in die unterschiedlichsten Bereiche vorgedrungen. Neben dem klassischen Sektor von Handarbeiten wie häkeln oder nähen werden in Indien beedis, kleine Zigarillos von Frauen in Heimarbeit gerollt (vgl.: Wichterich, 1995, S. 159) und sogar die Zulieferarbeit der Elektronikmultis wird im süd- und ostasiatischen Raum von Frauen in Heimarbeit verrichtet.

Auf diese Weise verbleibt die Tätigkeit im informellen Sektor und ist mit allen Nachteilen dieser Form von Arbeit behaftet: Die Frauen verfügen über keinen Arbeitsschutz, verrichten Akkordarbeit und produzieren zu minimalen Stücklöhnen. Die Kündigung kann ebenso schnell erfolgen wie die Anwerbung; die nächste Frau ist immer bereits zur Stelle, der nie versiegende Strom arbeitswilliger und einkommensschwacher Frauen ermöglicht es, die Ausbeutung immer weiter fortzusetzen und ständig unmenschlichere Bedingungen zu diktieren.

Die Vorteile für die Industrie liegen auf der Hand: Sie bedient sich dabei ebenfalls des Mythos der müßigen Hausfrau, "es ist der Arbeitsplatz 'Heim' und damit der Anschein, daß die Frauen diese Arbeit als Freizeitbeschäftigung verrichten, der Arbeitgebern als Rechtfertigung für die Überausbeutung und wahre Hungerlöhne dient" (Wichterich, 1995, S. 159). Die Nachfrage nach Arbeit und die Unsichtbarkeit der Tätigkeit bilden die Grundlage für Niedriglöhne bei gleichzeitiger Ausbeutung der Frauen. Die Frauen sind zu einer "anonymen Masse von atomisierten 'Naturkräften' reduziert, die angezapft werden können, wenn die Fabrikanten Aufträge erhalten" (Mies, 1992, S. 100). Bleiben die Aufträge jedoch aus enden s, ist auch das Auskommen der Produzentinnen vollkommen ungesichert. Die Verpflichtungen der Industrie enden gleichzeitig mit den Aufträgen.



Als Beispiel für die blühende Wirtschaft mit in Heimarbeit erzeugten Gütern untersuchte Maria Mies die Spitzenproduktion in Indien.

Im vorigen Jahrhundert wurde die Technik des Häkelns in der Gegend von Narsapur von Missionaren eingeführt. Die Frauen lernten die Herstellung von Spitzenwaren, die in England von den Missionsorganisationen verkauft wurden. Deren Erlös wurde abzüglich der Kosten für neues Garn den Arbeiterinnen ausgezahlt.




"Der Anfang dieser Industrie scheint also ausschließlich Sache von Frauen gewesen zu sein. Eine Frau ergriff die Initiative, produziert wurde von armen Frauen, und die Vermarktung übernahmen Damen der Gesellschaft in Schottland und England, die auf diese Weise ehrenamtlich und karitativ die Missionare unterstützten. Keine dieser Frauen, die an dem Prozeß beteiligt waren, arbeitete für Profit oder lebte von der Arbeit der direkten Produzentinnen" (Mies, 1992, S. 96).



Auffällig an der Entstehung der Spitzenproduktion als Industriezweig ist, daß aus einer Initiative von Frauen für Frauen (die ohne jedes Profitdenken begonnen hat) eine Industrie nach den Regeln der kapitalistischen Marktwirtschaft entstanden ist, als die Männer erkannten, daß dort Gewinne zu erzielen sind, und im folgenden die Frauen auszubeuten begannen. Als man damit begann, die Spitze auf kommerzieller Basis zu exportieren, wurde ein arbeitsteiliges System in die Produktion der Erzeugnisse eingeführt: "Manche Frauen stellten ein bestimmtes Muster her [...], andere machten Spitzenbänder usw." (Mies, 1992, S. 96f.). Die Frauen beschäftigen sich also nur noch mit Teilstücken ihres Produktes. Sie bekommen das Rohmaterial von Zwischenhändlern der Exporteure, sogenannten Agenten nach Hause geliefert, denen auch die fertiggestellten Produkte auszuhändigen sind, und die den Lohn nach Menge und Qualität der gelieferten Ware auszahlen.

Auf diese Weise kann die Leistung der Frauen besser kontrolliert werden, der Stücklohn niedriger gehalten werden und die "Entfremdung" der Arbeiterin auch hier eingeführt werden.

Wichtigster Aspekt ist jedoch die Vereinzelung der Produzentinnen, da auf diesem Weg die Arbeit als Heimarbeit durchgesetzt ist und durch nicht vorhandene gemeinsame Tätigkeit auch keine gemeinsamen Forderungen entwickelt werden können. Die Industrie entzieht sich allen Nebenerscheinungen, wie Schutzbestimmungen und Lohnforderungen und somit jeglicher Verantwortung gegenüber den Produzentinnen.

Weiter noch: die Arbeit der Frauen bleibt weithin unbekannt, da sie für die Öffentlichkeit unsichtbar innerhalb des Hauses verrichtet wird."Sogar in Narsapur wußten viele Leute nicht von der Existenz dieser Spitze produzierenden Frauen" (Mies, 1992, S. 100). Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß schätzungsweise bis zu 200 000 Frauen, die in der sogenannten Heimindustrie arbeiten, nirgends in der offiziellen Statistik zu finden sind (Zahlen entnommen: Mies, 1992, S. 100). Diese Frauen existieren offiziell nicht als Arbeiterinnen. Sie bleiben unsichtbar und erhalten für ihre industrielle Tätigkeit ebensowenig Ansehen wie gemeinhin für die ohnehin von ihnen verrichtete Hausarbeit.



2.5 Prostitution - Dienstleistung oder Ware?

Gerade junge Frauen im asiatischen Raum bleibt als einzige Erwerbsmöglichkeit der Verkauf ihres Körpers. Daß die Frauen sich in einer ausweglosen Situation befinden, ist nicht allein in dem vermuteten (und oft bestätigten) Zwang zur Prostitution zu sehen, sondern auch in der Tatsache, daß von dem Einkommen der Mädchen in den Zentren ganze Familien auf dem Land ihr Überleben sichern. Denn auch wenn die meist jungen Mädchen unter dubiosen Versprechungen in die Ballungszentren und Touristenhochburgen gelockt werden, ist das Ziel der Reise meist bekannt und wird aufgrund mangelnder Alternativen dennoch in Kauf genommen. Dieser Sektor sollte jedoch auch oder gerade wegen der von Männern entwickelten Moral als Arbeitsbereich anerkannt werden. "Frauenarbeit hat noch in einem weitern Bereich in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutng zugenommen: Frauen, die europäischen, ammerikanischen und japanischen Männern in der Touristen- und Sexindustrie diene, vor allem un Asien und Afrika" (Mies, 1990, S. 145). Es sind aber gerade die verlogenen Moralvorstellungen, die dazu Führen, daß Frauen Arbeitsschutzmaßnahmen und Rechte auf körperliche Unversehrtheit verwehrt bleiben.

Viele Länder in der Dritten Welt arrangieren eigens ihr Image als Sextourismusland und entwickeln Kampagnen, die den Charme der jungen Frauen in die Schönheit des Landes unverhohlen mit einbinden. "Der Tourismus in 'Drittwelt'-Länder, vor allem nach Asien, wurde in den siebziger Jahren zu einer Wachstumsindustrie und wird weiterhin von den internationalen Hilfsorganisationen als Entwicklungsstrategie propagiert. [...] Vor allem die Regierungen von Thailand und den Philippinen bieten ihre Frauen als Teil eines Tourismuspakts an" (Mies, 1990, S. 174). Daß daneben die Prostitution oft genug offiziell verboten ist, kommt den Männern in dieser Industrie mehr als gelegen. Arbeitsschutz oder gar -rechte bleiben den Frauen verwehrt, die Behörden machen sich die Lage der Frauen und Mädchen dadurch gleichsam zu nutzen, wie sie die Geld- und Devisenflüsse in ihr Land kontrollieren.

Neben der Illegalität, die den Frauen gegenüber oft als Druckmittel von seiten ihrer Zuhälter ebenso wie durch Behörden und Polizei eingesetzt wird, kommt das wachsende Gesundheitsrisiko durch Aids als zusätzliches Dilemma auf die Frauen zu. "Dabei gehört es zur Perversität des Geschäfts, daß immer jüngere Mädchen rekrutiert werden, weil bei ihnen die Infektionsgefahr geringer scheint" (Wichterich, 1995, S. 158). Die weißen Männer mit ihren gefüllten Brieftaschen ermöglichen es, daß die Bordelle immer wieder neue junge Mädchen anwerben.



Dieses Gewerbe unterstreicht in besonderem Maß die Ausbeutung der Frau durch den Mann und die damit verbundene Unterdrückung. Aufgrund von Männern aufgestellten (aber für sie nicht gültigen) Moralvorstellungen erfährt diese Art der Dienstleistung eine besondere Form der Abwertung, die nicht selten ein Abdrängen der Tätigkeit in die Illegalität mit sich bringt.

Nicht vergessen werden darf, das sich viele der Dienstmädchen, die international als Haushaltshilfen angeworben werden, in einer Situation befinden, die nur hauchdünn von der Prostitution abgegrenzt ist. Der einzig nachweisbare Unterschied liegt meist nur in der nicht vorhandenen Bezahlung der jungen Frauen für ihre (sexuellen) "Dienste". Sie sind zusammen mit den Prostituierten die modernen Sklaven, die in der heutigen Zeit unter aller Augen eingesperrt werden und recht- und besitzlos gehalten werden.



3 Informeller Sektor

Der sogenannte informelle (traditionell ungeschützte) Sektor gilt innerhalb der wirtschaftlichen Kategorien immer noch als "Marginalbereich" des Wirtschaftens, obwohl dort eine zunehmend größere Anzahl von Menschen beschäftigt ist. "Die Analyse der Produktionsverhältnisse in der Dritten Welt zeigt, daß nicht nur in Bezug auf die Frauenarbeit, sondern auch insgesamt die Verallgemeinerung der Lohnarbeit nicht stattfindet und daß vielmehr umgekehrt eine Tendenz der Institutionalisierung von Nichtlohnformen zu beobachten ist" (Bennholdt-Thomsen, 1992, S. 207).

Die Masse der Weltbevölkerung, nämlich Frauen, Bauern, HandwerkerInnen, und KleinhändlerInnen besetzen diese Form von Erwerbstätigkeit, die in der Debatte um die Lösung des Beschäftigungsproblems der marginalisierten Massen zunehmend an Bedeutung gewinnt.




"Der neueste 'hit' der Debatte verspricht der sogenannte 'informelle Sektor' zu werden, der im Unterschied zum sogenannten 'formellen Sektor' der Ökonomie zwar Lohnarbeit kennt, aber eben keine 'normale'. Es ist jener Bereich, in den die ehemaligen Proletarier abgeschoben werden [...] die sogenannte 'Eigenarbeit', 'Schattenarbeit', Subsistenzarbeit und, meist vergessen Hausarbeit, also, generell (Lohn-) Arbeit, die nicht 'frei' ist." (v.Werhof, S.118).



Als kennzeichnend für den informellen Sektor gilt, daß die Arbeitsbereiche nicht an ein festes Beschäftigungsverhältnis im Sinne von Arbeitsvertrag und Aufgabeneingrenzung gebunden sind. Die meisten Beschäftigten in diesem Bereich bezeichnen sich als "selfemployed" als selbstbeschäftigt, durch ihr Angebot von Dienstleistungen oder durch den Verkauf von (selbst hergestellten) Lebensmitteln und Waren auf Märkten bzw. an den Straßenecken in den Zentren. "In der Debatte über diesen Sektor wird bisher tunlichst übersehen, daß er absolut nichts Neues ist. Neu ist nur, daß er nun zur 'Alternative' für die Exproletarier wird" (v.Werlhof, S. 118).



3.1 Frauen im informellen Sektor

Frauen in der dritten Welt befinden sich noch häufiger außerhalb der geregelten Lohnarbeit als dies in den Industrieländern der Fall ist. Sie sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen , als Männer, aber dennoch gezwungen, für den Lebensunterhalt ihrer Familien zu sorgen.

Da sie in doppelter Hinsicht von Arbeitslosigkeit betroffen sind (von ihrer eigenen Erwerbslosigkeit und von der Arbeitslosigkeit ihrer Männer), müssen sie auch in doppelter Weise die Folgen auffangen.




"Es ist ja nicht wahr, daß 'Arbeitslose' nicht arbeiten. Sie sind Lohnlose, Einkommenslose und müssen daher viel mehr arbeiten als die 'Beschäftigten', um überhaupt zu überleben. Sie tun alles, wirklich alles, was möglich ist, um sich ein minimales Einkommen zu verschaffen. Da eine einzelne Tätigkeit zu wenig abwirft, müssen sie viele auf einmal tun: sie sind gleichzeitig Kleinbauern und Saisonlandarbeiter, Kleinhändler und Kleindienstleistende, Produzenten und Verkäufer selbst hergestellter Waren, Prostituierte und Teilzeitlohnarbeiter, Vertrags- und Heimarbeiter [...]" (v.Werlhof, S. 121)



Insbesondere Frauen nehmen die Nischenwirtschaft im informellen Sektor in zunehmendem Maß als Einkommensmöglichkeit für ein zumindest geringes monetäres Einkommen wahr. Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung setzt sich jedoch auch im informellen Sektor fort: "Frauen bedienen den informellen Sektor in den 'klassischen' Frauenbereichen: als Köchinnen, Wäscherinnen, Dienst- und Kinderfrauen usw.. Die weibliche Arbeit im informellen Sektor läßt sich von weiblicher Hausarbeit vielfach nicht trennen" (Schlebusch, S. 121). Die Tätigkeit richtet sich meist nach dem Grad der Bedürfnisse der im formellen Sektor Beschäftigten. Die Tätigkeit der Frauen erfordert meist keine Ausbildung, wie viele der Männerberufe selbst im informellen Sektor. Eine Einweisung in den Arbeitsalltag erfahren die meisten Frauen schon als kleine Mädchen durch Mithilfe im Haushalt, Handel oder bei der Heimarbeit. Auch dies ist als Zeichen für die fließenden Grenzen zwischen Hausarbeit und Frauenarbeit im informellen Sektor zu betrachten.

"Die soziale Definition von Frauen als Hausfrauen ist notwendige Vorbedingung für die unbegrenzte Ausbeutung ihrer Arbeit in den Heimindustrien und im informellen Sektor" (Mies, 1992, S. 95).

Die meisten Frauen, die außerhalb der Landwirtschaft erwerbstätig sind, arbeiten im informellen Sektor. "Ihre Unterbeschäftigung oder der Verlust ihrer traditionellen Verdienstmöglichkeiten in der Agrarwirtschaft zwingt viele Frauen, eine Erwerbstätigkeit in einem anderen Wirtschaftsbereich zu suchen, um die Existenz ihrer Familien zu sichern" (Wichterich, 1986, S. 59). Sie sind dort überproportional repräsentiert, was jedoch nicht als Zufall betrachtet werden darf, ist der informelle Sektor doch als "Schnittstelle von Subsistenz und Markt, von kapitalistischer und moralischer Ökonomie, von sichtbarer und unsichtbarer, von bezahlter und unbezahlter Arbeit" (Wichterich, 1995, S. 155) anzusehen. Begründet wird der überdurchschnittlich hohe Anteil von Frauen durch die Merkmale dieses Arbeitsbereichs: arbeitsintensive Produktion, einfache Technologie, geringe oder gar nicht vorhandene Qualifikation der Arbeitskraft, schlechte Bezahlung, geringer gewerkschaftlicher Organisationsgrad, das Fehlen von Kranken- und Altersversicherung sowie die Umgehung von Arbeitsschutzbestimmungen. Die meisten der im informellen Sektor Tätigen arbeiten im Handels- und Dienstleistungsbereich. "Seine Attraktivität besteht für Frauen nicht nur im leichten Zugang, sondern vor allem darin, daß sich informelle Erwerbstätigkeit mit Haus- und Familienarbeit, teils auch mit Landarbeit verbinden läßt" (Wichterich, 1995, S. 155). Wichterich bezeichnet diese Frauen als "Pendlerinnen" zwischen Subsistenz- und Marktwirtschaft. Die Frauen sind ständig bemüht, die Haushaltskasse und den Kochtopf gleichzeitig zu füllen.

Die Hälfte aller gelderwerbenden Frauen im Süden arbeiten im informellen Sektor, wovon wiederum fast die Hälfte "selbstbeschäftigt" ist, in Afrika sogar zwei Drittel. "Sie arbeiten auf eigene Rechnung oder sind, wie es euphemistisch in der Ökonomensprache heißt, 'Mikro-Unternehmerinnen'" (Wichterich, 1995, S. 144). Ihre Leistung liegt vor allem in der eigenständigen Beschaffung von Arbeit und Einkommen, denn sie warten nicht auf einen Arbeitsplatz sondern bilden sich selbst einen. Da den Frauen oft nichts anderes übrig bleibt, als die Versorgung von Haus und Familie mit einer zusätzlichen Arbeit im informellen Sektor aufzubessern, kann der informelle Sektor als einzige Existenzsicherung, bei gleichzeitigen familiären und somit hausfräulichen Verpflichtungen, angesehen werden.





3.2 Risiken im informellen Sektor

Dennoch muß die Bedeutung einer Tätigkeit auf diesem Gebiet in ihrem vollen Umfang betrachtet werden. Je nach Arbeitsbereich ist das Einkommen mit verschiedenen Unabwägbarkeiten verbunden:

Der Verkauf von Obst oder Souvenirs auf Märkten oder als fliegende Händlerin am Strand ist in Bezug auf die Höhe des Einkommens starken Schwankungen unterworfen. So sind die Frauen, sofern sie nicht ihre selbst produzierten Waren zum Verkauf anbieten an, auf Groß und Zwischenhändler angewiesen, deren Position in Männerhänden ist und die entsprechend mit den Frauen und deren Situation umgehen.

Die Qualität der zugewiesenen Ware läßt oft zu wünschen übrig und schlägt sich auf den Absatz nieder. "Wenn sie stunden- und tagelang am Straßenrand sitzen um ihre Produkte loszuwerden, und schlußendlich nur ein paar Groschen verdient haben, dann ist nur ein kleiner Teil ihrer Arbeit bezahlt" (Wichterich, 1995, S. 144). Bedingt durch ihr geringes Einkommen gelingt es den Frauen jedoch nicht, durch zurücklegen und sparen ihres Verdienstes ein Auskommen zu erreichen, daß die Expansion ihres Gewerbes ermöglicht. Im Gegenteil: Händlerinnen oder Handwerkerinnen leihen oft bei privaten Geldverleihern das Geld, das sie investieren müssen, um ihren Handel, ihre Rohstoffe oder ihren Stand auf dem Markt finanzieren zu können. Die Kredite müssen sie zu solch überhöhten Zinsen abbezahlen, daß nicht selten ihr gesamter Gewinn in die Taschen der Kreditgeber fließt bzw. neue Kredite zur Tilgung der Schulden aufgenommen werden müssen Die Frauen geraten so in eine "Verschuldungsspirale". "Im informellen Sektor ist das Einkommensspektrum zwar breit, doch die meisten Frauen bleiben unter der Mindestlohnmarge" (Wichterich, 1995, S. 163). Ein Aufstieg in ein festes Gewerbe mit gesichertem Einkommen gelingt gerade den Frauen nur in den seltensten Fällen. Die ständige Rechts- und Einkommensunsicherheit läßt die Frauen nicht über die Deckung des nötigen Bedarfs hinauskommen. "Für die Mehrzahl der informell beschäftigten Frauen ist ihre Tätigkeit individuelle Armutsverwaltung, gerade genug, um die täglichen Ausgaben für das Allernötigste zu decken" (Wichterich, 1995, S. 163).

Darüber hinaus steigt durch den unbegrenzten Zugang zum informellen Sektor der Konkurrenzdruck, wodurch die Absatzmöglichkeiten sinkenund die Preise ins bodenlose zu fallen drohen. In einigen Teilen Afrikas z.B. sind Märkte und Kundschaft in einer Art Kartell verwaltet und über Generationen weitergegeben. "Die 'Gemüse-Mamas' in Nairobi wachen darüber, daß keine fremden Verkäuferinnen in ihre Reviere eindringen [...]; Mütter vererben Revier und Kundschaft an ihre Töchter" (Wichterich, 1995, S. 160). Das bedeutet, daß sich der Gewinn für die Frauen bei steigendem Arbeitsaufwand noch verringert.

Zuletzt ist die Situation im Straßenverkauf hinsichtlich der Legalität nicht eindeutig geklärt. "Auf den Märkten indischer Städte müssen die Gemüsehändlerinnen jederzeit fürchten, von Polizisten vertrieben zu werden [...] Die Regierungen kriminalisieren Teile des informellen Sektors, um sie durch Lizenzen indirekt besteuern zu können. [...] Da sich Frauen jedoch häufig keine Lizenz leisten können, arbeiten die illegal und sind damit ständig der Schikane städtischer Ordnungshüter und der Gefahr der Vertreibung und Inhaftierung ausgesetzt" (Wichterich, 1995, S. 157). Die Frauen sind unter diesen Umständen einer ganz anderen Form von Verfolgung ausgesetzt als ihre männlichen Kollegen im informellen Sektor. Neben dem fehlenden Rechtsschutz gegenüber ihren (männlichen) Arbeitgebern müssen sie sich mit massiver Belästigung durch die Männer in ihrer Umgebung und am Arbeitsplatz auseinandersetzen.



4 Entwicklung als Projekt des Patriarchats

Im Gegensatz zu der in den Industrieländern anfallenden Arbeit wird in Entwicklungsländern in viel weitreichender Form über die Grenzen der Hausarbeit hinaus die Erhaltung des Überlebens in ursprünglicherer Form geleistet.

Obwohl die Tätigkeit der Frauen in den Entwicklungsländern den scheinbar klar definierten Bereich der Hausarbeit überschreitet handelt es sich auch dabei um unbezahlte Reprodutktionsarbeit, was als weltweit verbindendes Element der Situation von Frauen angesehen werden kann. Die Selbstverständlichkeit ihrer Tätigkeit und die damit einhergehende Ausbeutung schlagen sich in der Verweigerung der wirtschaftlichen Anerkennung ihrer Arbeit nieder.

"All die Tätigkeiten von Frauen an den Schnittstellen von bezahlter und unbezahlter Arbeit und erst recht ihre Gratisarbeiten bleiben in sämtlichen Wirtschaftsstatistiken unterbelichtet oder ausgeblendet" (Wichterich, 1995, S. 144). Genau in diesem Punkt liegt jedoch die Falle für die Ausbeutung der Frau. Die Grenze zwischen Reproduktion und Erwerbsarbeit ist in den meisten Fällen verwischt. Aus der Tätigkeit der Frau erwächst nicht selten "ganz nebenher" ein Einkommen für die Familie.



Für Frauen in der Dritten Welt haben die Modelle der sogenannten Entwicklung keine Gültigkeit. Ihre Tätigkeiten werden ebenso wie ihre Arbeitsleistung vollkommen ignoriert.

Auch mit der politischen Unabhängigkeit der südlichen Länder bleibt eine wirtschaftliche Abhängigkeit zur Nordhalbkugel bestehen. Unter dem Zauberwort "Entwicklung" eignen sich die Industrienationen Rohstoffe und Arbeitskraft der sogenannten Entwicklungsländer unter ausbeuterischen Bedingungen an, die keinen Unterschied zum Kolonialstatus erkennen lassen. Marktwirtschaft und Kapital sind die neuen Kolonialherren der Dritten Welt.

"'Entwicklung', d.h. Kapitalakkumulation und Kommerizialisierung der Wirtschaft zum Zwecke der Surplus- und Profiterzeugung, war folglich ein Prozeß, Reichtum auf eine besondere Art zu schaffen und zu reproduzieren, ein Prozeß, der gleichwohl Armut und Enteignung mit sich brachte" (Shiva, 1989, S. 11). In den Entwicklungsländern bilden die Subsistenzbauern/bäuerinnen -zu ihnen gehören ein großer Teil von LandarbeiterInnen ohne eigenen Besitz- einen erheblichen Teil der armen ländlichen Bevölkerung, die in den Entwicklungsprozeß nicht einbezogen werden. Solange jedoch innerhalb der traditionellen Strukturen die Selbstversorgung der Gemeinschaft als gesichert gelten konnte, war diese Armut nur an unseren kapitalistischen Vorstellungen gemessen vorhanden.




"Subsistenzwirtschaften, in denen die Grundbedürfnisse durch Selbstversorgung befriedigt werden, sind nicht arm im Sinne von depraviert. Weil sie nicht enthusiastisch an der Marktwirtschaft partizipieren und keine für den Markt produzierten und über ihn distributierten Güter konsumieren, behauptet man, sie wären arm - selbst dann, wenn sie alle Bedürfnisse durch Selbstversorgermechanismen befriedigen können" (Shiva, S. 21).



Die Entstehung dieser sogenannten Armut ist also nur in engem Zusammenhang mit dem Eingriff des kapitalistischen Systems und der Kapitalakkumulation, als solche zu sehen. Subsistenzwirtschaft ist in erster Linie als Produktionsform zu betrachten, die primär oder völlig der Eigenversorgung und nicht bzw. nur in geringem Maße der Belieferung von Märkten dient. Sie verbleibt außerhalb des monetären Kreislaufs bzw. der Volkswirtschaft eines (Entwicklung-)Landes. Subsistenzwirtschaft bedeutet ein Leben auf dem Subsistenzniveau, vielfach ist die (Über-) Lebensfähigkeit innerhalb dieses Systems in Frage gestellt. "Subsistenzarbeit ist diejenige Arbeit, die zur Schaffung und Aufrechterhaltung des menschlichen Lebens- und Arbeitsvermögens verrichtet wird, und deren Intention nicht der Verkauf der Arbeitsprodukte ist. Darunter fällt sowohl die Arbeit von Hausfrauen in Industrieländern als auch die Arbeit von bäuerlichen Kleinproduzenten in den Ländern der Dritten Welt, sofern die dem unmittelbaren Konsum dient" (Jacobi/Nieß, S. 40).

Erst die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen (Boden und Mensch) und die Einführung eines monetären Systems pauperisierte die Bevölkerung der Kolonien und verlagerte die Subsistenzproduktion (also die Arbeit von Frauen, vergleichbar mit der Arbeit der Frauen in den Industrienationen) außerhalb des Produktionsprozesses.

Das kapitalistische System entwarf die Regeln, nach denen diejenige Arbeit, die außerhalb von Kommerzialisierung liegt, aus seinen ökonomischen Kategorien auszuschließen sei. Die Bedeutung dieser Arbeit für das System werden ignorieren, die Tätigkeiten erfahren Unterordnung, Abwertung und Ausbeutung.

Durchgesetzt werden konnte dieses Modell der Ausbeutung nur unter Herabwürdigung, Unterdrückung und Ausschluß der Frauen aus den Entscheidungsprozessen. Die Diskriminierung der Frau und ihre fehlende Teilnahme an der sogenannten Entwicklung ist ein Punkt, der im Zuge der Kolonialisierung neben dem Kapitalismus in den Ländern der Dritten Welt Einzug hielt. "Die ökonomischen und politischen Prozesse kolonialer Unterentwicklung trugen deshalb deutlich den Stempel des westlichen Patriarchats" (Shiva, S. 15).

Das Modell des westlichen Kapitalismus, eng verknüpft mit dem westlichen Patriarchat, führt zu einem internen Kolonialismus in den südlichen Ländern. Die Frauen werden zur Kolonie des Mannes, zur Kolonie des Kapitals.

Mit freundlicher Genehmigung von Petra Höfels http://www.zpr.uni-koeln.de/~petra/hausfrau.html

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