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Texte : Marie Theres Kroetz Relin - Muttern geht in die Luft
Veröffentlicht von anja am 02.07.2006 20:47 (511 x gelesen)

„Hallo, ich hätte gerne für meinen Sohn einen Flug im August nach Teneriffa gebucht.“ flötet Muttern ins Telefon. „Ja, allein. Er kann dort kostenlos Urlaub zu machen.“ sagt sie stolz.

„Gibt es einen Flug? Super, bitte buchen sie den!“ freut sie sich und lauscht der Stimme aus dem Hörer. „Wie? Eine Gebühr für alleinreisende Kinder? 30 Euro. Naja, das ist ok. Und was kostet das Ticket? Wie bitte!?“ Muttern stockt der Atem. „376 Euro? Plus Gebühr?“ Der Blutdruck steigt, das Herz rast, eine unglaubliche Wut macht sich in ihr breit. „Für ein Kind soll ich über 400 Euro für den Flug bezahlen? Und die Schnäppchen-Flüge? Hier steht 59 Euro, nach Teneriffa und zurück!“ brüllt sie ins Telefon. „Wie, das gilt nur außerhalb der Ferienzeit? Ich sage Ihnen mal was: In Deutschland werden Familien ausgebeutet wo es geht! Mit Kindern sind wir an die Ferienzeit gebunden und als Dankeschön der Gesellschaft zahlen Eltern den doppelten, dreifachen oder sogar vierfachen Preis für ein Ticket! Und damit nicht genug: lasse ich mein Kind für ein oder zwei Tage die Schule schwänzen, damit ich den günstigeren Flug ergattere, droht mir ein Bußgeld der Schulbehörde von bis zu 1000 Euro! Das ist widerlich! Was für eine Abzockerei! Dafür leisten sich Singles einen Urlaub in der Karibik! Rutschen Sie mir doch den Buckel runter, ich fahre mit meinem Sohn an den Baggersee!“
Muttern, nicht in die Luft gehen, das ist während der Ferien zu teuer.


© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 27

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Die hier veröffentlichten Artikel und Kommentare stehen uneingeschränkt im alleinigen Verantwortungsbereich des jeweiligen Autors.
User Diskussion
Gast
Geschrieben am: 03.07.2006 10:01  Aktualisiert: 03.07.2006 12:42
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern geht in die Luft
Nee, nee. Ich sag`s ja, ich sag`s ja. Wo führt das alles hin.
Also für mich bedeutet Revolution: erstmal vor der eigenen Haustür kehren.
Die besondere, meditative Herausforderung in einem so reichen Land wie Deutschland besteht darin, sich dem Sog des Trends zu entziehen. Sich zurücknehmen, beobachten was um einen herum passiert und sich fragen: Will ich das, oder will ich das nicht. Dann kann man einen größeren Kreis ziehen und fragen: Tut es meinem Umfeld gut, oder schadet es eher. Dann kann man durchaus global werden und fragen: schadet es der Umwelt oder tut es ihr gut. Dann fängt man an Zusammenhänge zu verstehen. Tut es z.B. der schönen Insel Mallorka gut, wenn sich Millionen Touristen über sie wälzen, oder sind am Ende des Sommers die Wasservorräte beängstigend knapp.
Mit dem Sog des Trends meine ich auch, daß es schwer fällt sich dem zu entziehen, wenn das eigene Kind von der Schule kommt und schreit: Mama, mama, die Rebekka fliegt mit ihren Eltern nach xyz, ich will auch!!!! Oder wenn andere Familien schon im Dezember anfangen vom urlaub zu träumen. Und der muß besonders exotisch sein. Dann schielt man neidisch auf die doppelverdienenden Kinderlosen und schon ist der Tag versaut.
(Das alles ist nicht speziell an Dich gerichtet, liebe Marie-Theres, denn wenn ich das richtig verstehe, wohnst Du auch dort).
Da ich von verschiedenen Menschen umgeben bin, die mir alles mögliche zuflöten, was sie alles im Urlaub machen wollen, spüre ich zunächst Ärger, Neid (Karibik mit 2 Kindern ausgeschlossen), dann eine große Leere. Nach einer Stunde ist alles vorbei und dann setzt meine Hirntätigkeit wieder ein.
Jetzt kann ich mich fragen: will ich mich überhaupt mit meiner Familie in der größten Hitze irgendwohin bewegen? Die Pfalz ist doch schön, viele Seen, Burgen usw. Nee, eigentlich nicht. Wichtiger ist mir, dass wir alle uns nach einem anstrengendem Jahr wieder näher kommen, und wo wir das tun, ist mir wurscht.
Somit hat die Fluggesellschaft keinen Zugriff auf mich.
In den Herbstferien sieht es schon wieder anders aus. Da ist die Saison vorbei und die Preisklassen anders. Und das Klima freundlicher, und das Mittelmeer fantastisch, da die 40-Grad-Celsius- Tage vorbei und die Strände wieder nett.
Will jetzt endlich zum guten Ende kommen. Ich meine, daß wir die Selbstverständlichkeit, ja sogar Notwendigkeit des obligatorischen Reisens überprüfen sollten, jeder für sich. Und wenn man dann hinter die Gier, den Ärger und die Werbung schaut (da der Alltag ja so beschissen, dass man schon werben muss: Nix wie weg!), dann kann man eine echte, unabhängige Entscheidung treffen, die Sinn macht. Es ist auch bekannt, dass Werbeagenturen Hundertschaften von Psychologen beschäftigen, die genau an diese Gefühle andocken und die unterste Ebene ansprechen, nämlich die des "Habenwollens" und damit machen sie das große Geld. Und die Verbraucher fühlen sich aufgrund dieser (Selbst-) Verarschung ohnmächtig.
Angebot und Nachfrage. Nur wenn die Nachfrage schon im Bauchchakra und nicht im Hirn entwickelt wird (ich will alles haben, und noch mehr), na ja, dann bekommt man halt alles. Zum entsprechenden Preis.

In diesem Sinne
Alles Gute
Doppelherz
Geschrieben am: 03.07.2006 09:54  Aktualisiert: 03.07.2006 12:41
User seit: 13.05.2006
aus:
Beiträge: 184
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern geht in die Luft
So isses, Marie-Theres!

Schön sind auch die Superangebote mit Kinderrabatt. „Für 1 Kind von vier bis einschließlich elf Jahren gibt es 50% Ermäßigung bei Übernachtungen im Doppelzimmer mit zwei Erwachsenen.“ Da freuen sich die Eltern im Urlaub schon auf die nächsten Kinderlein. Und die Erwachsenen mit mehr als einem Kind sind sowieso schon im nicht enden wollenden Glückstaumel, angesichts der bevorstehenden Urlaubsplanung.

LG Doppelherz
Blackforest
Geschrieben am: 02.07.2006 21:52  Aktualisiert: 02.07.2006 22:11
User seit: 23.10.2005
aus:
Beiträge: 1927
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - Muttern geht in die Luft
Hallo, sehr gut!
Gut getroffen. So ist unsere scheinheilige Gesellschaft.
Grüße
Wolfgang End



 

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