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Texte : Marie Theres Kroetz Relin - BILD Erotik-Bibliothek Nr. 9- A.-M. Villefranche
Veröffentlicht von MarieTheres am 12.09.2006 11:33 (588 x gelesen)

Feuerwerk der Sinne

Stellen Sie sich vor, Ihre geliebte Großmutter stirbt mit 81 Jahren und hinterlässt Ihnen in ihrem „liebevollen Vermächtnis, ein goldenes Armband, eine Menge Geld und einen fest verschlossenen, altertümlichen Schrankkoffer.“

Der Anwalt übergibt Ihnen „den Schlüssel in einem Umschlag“ auf dem in der charakteristischen Handschrift Ihrer Großmutter Ihr Name geschrieben steht. Zusammen mit dem Schlüssel enthält er einen Brief, in dem sie schreibt, dass sie ihnen ihre „Kleinen Memoiren“ vermacht. Sie lassen die Zeit verstreichen, bis Sie die Kiste öffnen: sie enthält „ein Bündel Papier. Die Tinte war verblasst, das Papier brüchig und vergilbt, die Handschrift aber unverkennbar.“ Sie beginnen zu lesen. „Erstaunen ist ein schwaches Wort, um meine Gefühle zu beschreiben.“ - Ihre Großmutter hat nämlich sämtliche erotischen Abenteuer der gesamten Familie, in humorvoller Art und Weise, gnadenlos festgehalten. Und Sie erkennen die „Leute aus ihrer Kindheit.“! Nur die Namen wurden verändert. So wurde aus der Familie Villefranche die Familie Bissard. Und alles was der guten Anne-Marie „unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut wurde“, hatte sie heimlich aufgeschrieben: eine Fülle von Geschichten, die die „moderne“ Zeit zwischen 1925 und 1928 fast lebendig werden lassen: von Josephine Baker, über die Kreuzfahrten nach New York und die Titantic, der „revolutionären“ kurzen Mode, der vornehmen Bussi-Bussi-Gesellschaft, samt wunderbaren Impression aus der „Stadt der Liebe“, dem Paris der 20ziger Jahre, bis zu den Eindrücken des 1. Weltkriegs und wie die „amerikanischen Einflüsse die Jugend verdirbt.“ Frech, poetisch, unglaublich humorvoll und sehr erotisch, hat sie ihre Familie beschrieben. Ich begann natürlich beim Lesen sofort einen Familienstammbaum aufzustellen, damit ich genau wusste, wer denn nun mit wem was hat. Anne- Marie nennt sich selbst nur ein einziges Mal in ihrem Buch, unter Pseudonym als Octavi.
Den Vorgang des Lesens kann man durchaus mit dem sexuellen Akt vergleichen: erwischt man ein langweiliges Buch, dann ist es „ohne ein Vorspiel und die ganze romantische Komödie, Liebe zu machen, von der Ouvertüre bis zum letzten Vorhang dauert nie länger als ein paar Sekunden“, man bleibt unbefriedigt zurück und fühlt sich wie „ein Taschentuch, das zum Schnäuzen gebraucht wurde.“ Bei Villefranches „Liebesreigen“ wird man jedoch „wie ein Buch geöffnet“. Man liest schnell, will das Ziel, den Höhepunkt erreichen und trotzdem lässt man sich Zeit, denn „Ich liebe es, jedes Mal aufs neue herauszufinden, wie ich diese letzten entrückte Momente, bevor der Körper zu explodieren droht, bis zur Grenze des Erträglichen hinauszögern kann.“ Eine authentische Familiensaga, die einem Feuerwerk der Sinne gleicht. „Aber wie schnell vergehen doch die Erinnerungen an die Liebe und wie unmöglich kann man sie wieder einfangen, wenn sie einmal vorüber sind.“
Stimmt, außer man hat eine so wunderbar verrückte Großmutter wie Anne-Marie: Danke fürs Einfangen!




© M.Th. Kroetz Relin 10.09.06

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User Diskussion
puenktchen
Geschrieben am: 16.09.2006 23:17  Aktualisiert: 17.09.2006 16:09
User seit: 24.10.2005
aus:
Beiträge: 2227
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - BILD Erotik-Bibliothek Nr...
Welch wunderbares Feuerwerk, warum stellen wir uns denn nur vor, dass vor uns nichts existiert hat? Wir wären ohne Vorleben unserer Vorgänger nicht auf dieser Welt.

Ist es nicht schön, daß Sexualität nicht neu erfunden werden mußte, es gab sie schon immer. Macht Euch einfach frei von der Vorstellung, dass nur die "Jungen" ein Recht auf Sex haben, denn ohne unsere "Alten" wären wir alle nicht hier.

Auch das ist eine Sache von Einstellung, Perspektive und Offenheit.

LG
Annemarie
Brigitta-B
Geschrieben am: 13.09.2006 12:14  Aktualisiert: 14.09.2006 00:00
User seit: 23.10.2005
aus:
Beiträge: 4761
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - BILD Erotik-Bibliothek Nr...
Mich hätte so ein Koffer auch sehr interessiert ...

aber nicht von meiner Oma, sondern von meinem Opa!!! Er war Offizier bei der Schweizer Kavallerie. Wau, er sah so gut aus hoch zu Ross in der Uniform ... er muss doch einige tolle Geschichten erlebt haben, bevor er meine Oma gekennengelernt und geheiratet hat ...
Gast
Geschrieben am: 12.09.2006 22:12  Aktualisiert: 12.09.2006 22:23
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - BILD Erotik-Bibliothek Nr...
Ich hatte zwei Omas, eine davon hatte pechschwarz gefärbte Haare, viel Schminke, Stöckelschuhe, Krampfadern..und wenn die mich aus der Volksschule holte, hockte sie gerne auf dem Mäuerchen vor der Schule und hatte ihren Rock gar nicht hübsch hochgeschoben.
Wie gut, dass sie mich immer mit einem anderen Kind verwechselt hat ( das hat dann gezappelt als sie es unbedingt mit Heim nehmen wollte) und wie gut dass sie mir kaum was "vererbt" hat.
Ach ja....die lieben Erinnerungen.



ursi
Blackforest
Geschrieben am: 12.09.2006 17:59  Aktualisiert: 12.09.2006 20:14
User seit: 23.10.2005
aus:
Beiträge: 1927
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - BILD Erotik-Bibliothek Nr...
Hallo Marie Theres,
Du bist ganz schön fleißig! Mit dem Lesen komme ich fast nicht mehr mit

Mach weiter so - das gefällt mir!

Grüße
Wolfgang End
Gast
Geschrieben am: 12.09.2006 12:58  Aktualisiert: 12.09.2006 15:41
 Re: Marie Theres Kroetz Relin - BILD Erotik-Bibliothek Nr...
Ich würde mich riesig freuen, wenn mir so etwas passieren würde. Nicht, weil ich voyeuristisch veranlagt bin, sondern weil ich dann endlich wüsste, dass meine Oma nicht nur Oma war.

Ich besorg mir das Buch



 

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