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Texte : Weibsstück - Abgemolken
Veröffentlicht von MarieTheres am 19.07.2008 04:26 (512 x gelesen)

Saftige bayrische Wiesen, der Himmel weiß und blau. Ich besuche meine Freundin und ihren großen Bauernhof mit über 100 Stück Vieh im Stall. Die Vorfreude, endlich mal wieder kuhwarme Milch zu trinken, lässt meinen Gaumen im Dreieck springen.

In ihrer Küche setze ich das Glas an meine Lippen und lasse die Köstlichkeit in meine Gurgel laufen. Mein Gott, schmeckt das gut! „Wie war denn der Milchstreik für Dich?“ frage ich sie. „Schrecklich, ich hab gar nicht hinschauen können. Täglich haben wir 600-700 Liter Milch wegschütten müssen, aber gebracht hat es uns nichts! Der Verbraucher zahlt zwar jetzt 10 Cent mehr pro Liter, aber wir Bauern bekommen nicht einen Penny mehr. Der Streik war das letztes Druckmittel für unsere Zukunft. Aber wenn wir nicht mal hier bei uns faire Preise durchsetzen können, wie sollen dann die Menschen in der dritten Welt ihre Arbeit verteidigen? Der Düngewert für Milch liegt bei 23 ct, aber der Preis für Mineraldünger ist in einem Jahr um über 120 Prozent gestiegen, wir bekommen pro Liter aber nur 39,3 ct! In Polen ist die Milch genauso viel wert, aber sie haben viel geringere Betriebskosten. Und während des Streiks wurde polnische Milch eingeführt und als „bayrische Landmilch“ verkauft. Tja. Weißt Du, man könnte die Milch von fast überall herfahren, von Weißrussland ins Allgäu, denn der Transport kostet nur 5 ct pro Liter! Ich fordere Weltmarktlöhne, das wäre unsere einzige Überlebenschance. Aber wie, wenn Bauern und Verbraucher von der Industrie abgemolken werden?“


© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 30


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User Diskussion
lunka
Geschrieben am: 22.07.2008 21:45  Aktualisiert: 24.07.2008 10:07
User seit: 19.07.2007
aus:
Beiträge: 1222
 Re: Weibsstück - Abgemolken
irgendwann kommt die sowieso, die eine Welt, mit einer Regierung, jetzt nennt sich das Globalisierung.

An uns liegt nur, ob dies eine faire Welt sein wird oder nicht, ob wir frühzeitig die Fehler im System und deren Verursacher erkennen werden, ob wir die auch sehen können und wollen. Denn es funktioniert ja immer gleich: Reichtum und Ausbeutung gehen Hand in Hand. Bloß ist das nicht immer bewußt und sofort zu sehen.

Zuvor hat man China für Milchknappheit verantwortlich gemacht, um die Preiserhöhung zu vermarkten.
Dann kam der Streik (Milch wurde weg geschüttet, war doch viel da ), die Preise gingen wieder hoch.
Aber gewonnen haben am Ende (warten wir erstmal ab, denn es gibt da kein Ende) trotzdem nur die, die schon vorher gute Gewinne mit Milch gemacht haben, die Zwischenhändler, die Endhändler etc., die großen Konzerne.
Aber nicht die Erzeuger,
das find ich als Verbraucher sehr schade.

Ich wünsche mir, dass ich mich aufraffen würde und die Milch direkt beim Bauer kaufen werde, denn da gehört auch mein Geld hin, denn er liefert ja die Milch, nicht Nestle & Co.
Und damit es den Kühen besser gehen wird (und nicht Nestle Chef & Co).

Ich habe nicht mal meine Möglichkeiten wahrgenomen, um mal hin zu fahren und beim Bauer an der Ecke mal nachzufragen, wie es mit der Milch aussieht.

Danke dir, M. Th., dass du mich darüber aufklärst.
Blackforest
Geschrieben am: 19.07.2008 07:18  Aktualisiert: 19.07.2008 09:11
User seit: 23.10.2005
aus:
Beiträge: 1927
 Re: Weibsstück - Abgemolken
Man könnte als Verbraucher auch Briefe schreiben!
Aber leider schauen die meisten Menschen nur zu. Vielleicht wird noch geschimpft und dann an der falsche Stelle.

Grüße
Wolfgang End



 

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