Sie wissen was eine Ente ist? Nein, nicht die Ente auf dem Teich, sondern die in der Zeitung: Früher war es für Journalisten viel schwerer, Informationen zu überprüfen, deshalb setzte man bei unbestätigten Nachrichten das Kürzel nt davor, das lateinische "non testatum". So wurde aus nt einfach Ente, der Name für eine ungeprüfte Meldung mit vielleicht unglaubwürdigem Inhalt.
Das war früher, aber heute? Hier ein kleines Beispiel aus meinem Leben: mein Ex-Gatte, Franz Xaver Kroetz, hatte zwei Premiere-Karten für einen Zirkusabend und fragte mich, ob ich ihn begleiten wolle. Gerne, warum nicht? Uns war klar, dass viel Presse anwesend sein würde und so lächelten wir beide freundlich in die Kamera. „Erwischt!“ war am nächsten Tag groß in der Zeitung zu lesen: „Kroetz flirtet mit der Ex, in trautester Innigkeit fährt der Autor Schmusekurs auf der Gefühls-Achterbahn.“ So steht’s geschrieben, schwarz auf weiß. Und ganz nebenbei wurde ich auch noch ein Jahr älter! Jedenfalls löste die Meldung ein leises Rauschen in der Medienlandschaft aus und sämtliche Blätter wollten etwas über die „Versöhnung“ wissen. Soso. Das ist nur ein nettes, harmloses Beispiel, das tut niemanden weh. Aber ich frage mich, welche „Enten“ meine Journalisten-Kollegen sonst noch in die Welt setzen, da wo es drauf ankommt: in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft? Willkommen im Infotainment à la non testatum?!
Sehr frei nach dem Motto:
Ente gut, alles gut.
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 11
User | Diskussion |
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Gast | Geschrieben am: 10.03.2008 17:25 Aktualisiert: 10.03.2008 18:49 |
![]() Hihi - Brigitta, von meiner Mama kenne ich diese nicht ganz unzynischen gemeinten Schlagzeilen über die Dings:
DOPPELMORD IM SCHLÜSSELLOCH und DINGS SPRACH ZUERST MIT DER FRIKADELLE! Auf die Fragezeichen kommts wahrscheinlich an, und die vagen Füllwörter. Wer großzügig damit umgeht, kann ja fast alles schreiben, bevor drunter steht: End(t)e. So, nun gehe ich mal in meine Gerüchteküche, ein paar Fakten in den Topf werfen und süß-sauer würzen. |
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puenktchen | Geschrieben am: 09.03.2008 13:55 Aktualisiert: 09.03.2008 18:46 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: Beiträge: 2227 |
![]() Wie schon des öfteren festgestellt, ist die Presse nicht der Wahrheit verpflichtet und Papier ist geduldig, Hauptsache, sie haben mal wieder einen Knüller gelandet.
Es freut mich immer wieder, wenn ich solche Sachen lese, dass ich tun und lassen kann was ich möchte, ohne dass es am nächsten Tag -ausgeschmückt und verdreht- in der Zeitung steht. |
Brigitta-B | Geschrieben am: 09.03.2008 12:41 Aktualisiert: 10.03.2008 12:19 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() In der Schweiz gibt es diesbezüglich den landläufigen Spruch: BLICK - schweizerisches Pendent zur BILD-Zeitung - sprach zuerst mit dem Toten! Mit anderen Worten: Alles, was im BLICK steht, entspricht 100% der "Wahrheit"
![]() Brigitta-Barcelona |
lunka | Geschrieben am: 08.03.2008 21:52 Aktualisiert: 09.03.2008 13:30 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() Unsere Medien sind ja nur an ihren Verkaufszahlen und nicht an der Wahrheit interessiert, sind nicht alle objektiv und man sollte denen nicht alles glauben.
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Blackforest | Geschrieben am: 08.03.2008 11:14 Aktualisiert: 08.03.2008 18:27 |
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![]() Wenn man sich nicht wehrt, dann ist es hinterher auch noch 'wahr'!
Für die Leser ist es auch wahr. Es stand ja schließlich in der Zeitung. Bein Friseur, unter der Haupe und die Haare eingerollt, stelle ich den Leser (ich meine auch Leserinnen) vor und daneben die Friseurin, die Fachfrau für gesellschaftlichen Angelegenheiten. Sie weiß ganzgenau wie es bei Hofe zu geht! Grüße Wolfgang End |