Ein bis zwei Mal im Jahr gehe ich zur professionellen Zahnpflege, lass meine Beißerchen auf Hochglanz putzen und zahle dafür 80 €. Ich reiche die Kosten erst bei der gesetzlichen Krankenkasse, dann bei der Zusatzversicherung ein – hat immer prima geklappt. Jetzt ist Schluss mit lustig.
Die Gesetzliche kann plötzlich nichts mehr erstatten, da es sich um keine „Routineuntersuchung“ handelt, die Private erklärt, dass sie eine Vorsorge nicht erstattet. Ich versuche zu kontern, dass ich seit gut 15 Jahren kein Loch im Zahn flicken musste. Es hilft nichts! Dann leiste ich mir den „Friseur für die Zähne“ eben selbst, denn ich bin es mir wert. Das gleiche Trara bei den alternativen Heilmethoden. Warum zahle ich überhaupt die hohen Beiträge? Aber nun kommt die gesundheitliche Diskriminierung: Ausgerechnet wir Frauen, die schon sämtliche Verhütungsmittel selbst bezahlen müssen, sollen ab sofort von den bayerischen Frauenärzten nur noch gegen Privatrechnung behandelt werden! Schuld daran ist die neue Honorarregel: Für eine kranke Patientin pro Quartal erhält ein Gynäkologe 15,60 € brutto. Zwar sind die Vorsorgeleistungen nicht betroffen, aber was, wenn sich z. B. eine Geschlechtskrankheit – wohlgemerkt: übertragen durch einen Mann! – in der Frau breitmacht? „Sie haben eine Honeymoon-Zyste – entweder ich behandle Sie gegen Bares oder Sie leben damit!“ Aber sicher, Doc, wir Frauen müssen immer alles austragen ... Hauptsache, Männer können auf Kasse zum Urologen gehen!
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 04
User | Diskussion |
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lunka | Geschrieben am: 20.01.2009 23:03 Aktualisiert: 21.01.2009 11:01 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() bei mir zahlte AOK die professionelle Zahnreinigung schon seit ca. 4 Jahren nie.
Eine Private hatte ich nie abgeschlossen (die wollen sowieso nur Geldscheine sehen, kranke Menschen brauchen die nicht. Mit einem faulen Zahn hat man eher keine Chance, sich privat zu versichern z.B.). Da unterscheiden die nicht Männer / Frauen. Jetzt sind also auch die Frauenärzte dran. Keine Sorge, Urologen werden folgen. Mit dem neuen Gesundheitsfond wird man es anscheinend so machen: die Grundleistungen erstmal durch gesetzliche versichern (dafür mit elektronischer Gesundheitskarte, mit zentralen Datensammlung von Krankheiten für eben diesen Gesundheitsfond) und sogenannte "Extras" privat zusätzlich versichern. Kein Witz, meine Bekannte bekam schon von Barmer einen Werbebrief, sie kann bei der Barmer eine Zusatzversicherung für ihre Kinder abschließen, Krankenhausbehandlung durch den Chefarzt und andere kieferorthopädische Leistungen inklusive für 20 € monatlich! So wird es ablaufen, die Ärzte sind da auch nicht begeistert, na und? Hauptsache man kann mit dem Gesundheitssystem mehr Geld machen, sprich es einfach durch solche private Zusatzversicherungen (weil die normale Leistungen gestrichen werden aus dem Katalog der Gesetzlichen) ein Hintertürchen zur Privatisierung öffnen, darum geht es da momentan. Und 2 Klassen Medizin ist ja noch ein Hilfsmittel für Selektion. Arme werden weniger behandelt und haben weniger Chancen im Leben, jetzt auch gesundheitlich. |
Gast | Geschrieben am: 19.01.2009 11:36 Aktualisiert: 19.01.2009 12:17 |
![]() donkey, ulla und uschi müssen sich über ihre Zahngesundheit oder ihre 3. Zähne keine Gedanken machen. Es ist nicht nur ein Problem von Männer- und Frauenmedizin, es ist ein Problem von 2 Klassenmedizin.
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MonikaGe | Geschrieben am: 18.01.2009 10:00 Aktualisiert: 18.01.2009 14:32 |
![]() ![]() User seit: 23.09.2008 aus: Beiträge: 74 |
![]() Klasse, dass Du dieses aktuelle Desaster ansprichst!
Es gibt noch mehr Wahnsinn: Ab März 2009 ist die psychiatrische Versorgung von Patient/innen nicht mehr gesichert. Will heißen: Ärzt/innen und Therapeut/innen "dürfen" noch 10 Minuten beraten. Kein Witz. Man stelle sich das einmal bei schwer traumatisierten Menschen vor, die sich nur ganz langsam öffnen und deren Therapie zahlreiche Stunden erfordert. Übrigens haben wir das Ganze Herrn Seehofer zu verdanken. LG Monika |
donkey | Geschrieben am: 17.01.2009 18:11 Aktualisiert: 18.01.2009 14:26 |
![]() ![]() User seit: 18.10.2007 aus: Beiträge: 1141 |
![]() Ja, ja Frauengesundheit und Männergesundheit
standen schon immer gleichberechtigt nebeneinander. ![]() @ Marie-Theres: Mir kam gerade der Gedanke, ![]() ![]() Auf die Antwort wäre ich gespannt.... |