„Zwei solche Meldungen an einem Tag!“ Muttern wettert über der Tageszeitung: „Nummer eins: Die Kinderarmut wächst! 2006 lebten in Deutschland 1,9 Millionen Kinder unter 15 Jahren von Sozialgeld in einer Hartz-IV-Bedarfs-Gemeinschaft! Und innerhalb eines Jahres ist diese Zahl um mehr als 10 Prozent gestiegen!
Der „Witz“ dabei ist: ausgerechnet im Westen, und besonders im wirtschaftlich starken Baden-Württemberg -plus 13 Prozent- und Bayern -plus 12 Prozent- ist der größte Armutszuwachs zu verzeichnen!“ In Muttern kocht die Wut. „Und nun Schlagzeile Nummer zwei: Immer mehr Deutsche leiden an Übergewicht. Die Erwachsenen sind mir egal, aber 1,9 Millionen übergewichtige Kinder essen sich krank und hocken apathisch vor der Glotze oder dem PC, statt herumzutollen.“ Sie ist atemlos. „Nun soll mir einer erzählen, dass zwischen diesen zwei Meldungen mit ihren identischen Zahlen KEIN Zusammenhang besteht! Und was macht die Politik für unsere „bedauerlichen sozialen Problemfälle“? Frau Familienministerin sponsert Kinderbetreuungsplätze und Elterngeld für Akademikerinnen und das Verbraucherschutzministerium fordert ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die für Kinder entwickelt wurden. Na Bravo! Nicht mal die seit Jahren erfolglos debattierte, verbindliche dritte Stunde Sport für Schulkinder wird eingeführt!“ Sie ringt nach Luft.
Dicke Luft in Deutschland, Muttern: Trotz guter Konjunktur bekommen in dieser Gesellschaft nur die Armen ihr Fett ab.
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 18
User | Diskussion |
---|---|
Gast | Geschrieben am: 01.05.2007 11:23 Aktualisiert: 01.05.2007 11:29 |
![]() Eigentlich nicht verwunderlich. Wenn ich so manche Gemüseabteilung sehe, wo oft schon vergammeltes Zeugs liegt (die Pächter der Märkte müssen schließlich auch sparen, hö hö, das hab ich aus erster Hand), und dann noch einen Preis von sagen wir 7,90 Euro fürs Kilo rote Paprika, da liegt es nahe, dass diejenigen, die weniger im Säckchen haben, immer öfter zum billigen Fastfood greifen. Nicht gesünder, aber bezahlbarer.
Könnt kotzen. Wie wärs mit umgekehrt? Wir bauen schon seit ein paar Jahren einige Sachen selbst an. Tomaten, Gurken, Zucchini, Kräuter ... reine Protesthandlung. Aber so gibt eins das andere. |
|
Gast | Geschrieben am: 30.04.2007 11:09 Aktualisiert: 30.04.2007 16:41 |
![]() In England, so habe ich kürzlich gelesen, ist man dazu übergegangen, Lebensmittelpackungen mit einem Punktsystem zu versehen. Dicken roten Punkt für sehr fetthaltig, grünen Punkt für weniger und gelber Punkt für gerade so gesund - oder so ähnlich.
Ob das jetzt nur ein Versuchsballon ist kann ich nicht sagen. Bei den Verbrauchern kam es gut an, auch bei den Kindern, nur nicht bei den - ratet mal - Lebensmittelherstellern haha. Denn sie meinten, auf der Packung wäre ja (im Kleingedruckten und unverständlich verschlüsselt...ha immer diese leidige pro 100 g Angabe usw.) längst angegeben, wieviel Fett enthalten ist. Das aber der Verbraucher eine schöne visuelle Botschaft sofort entschlüsseln kann, fand eben dieser wesentlich bequemer. |
|
puenktchen | Geschrieben am: 29.04.2007 22:37 Aktualisiert: 30.04.2007 10:07 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: Beiträge: 2227 |
![]() Wenn ich mir vorstelle, dass vor mir an der Kasse eine Mutter mit 2 Kleinkindern steht und in ihrem Einkaufswagen belegte Tiefkühlbröten und Eis hat - wo ist Gemüse??? -, dann noch Pommes (natürlich auch tiefgekühlt) und noch eine große Flasche Tomatenketchup, dann frage ich mich schon, wo die Esskultur in der Familie geblieben ist. Ach ja, ein Berg von Süßigkeiten ist natürlich auch noch mit drin, Nudel - Reis schon nicht mehr -.
Einige essen und ernähren sich eben, die andern füllen nur die Mägen, beide werden satt, wer gesünder???? |
schnuckl | Geschrieben am: 29.04.2007 09:39 Aktualisiert: 29.04.2007 15:54 |
![]() ![]() User seit: 15.05.2006 aus: Saarland Beiträge: 335 |
![]() Mir fällt dazu spontan beim Lesen ein: wir Frauen haben einen gesunden Menschenverstand und sehen die Zusammenhänge schon richtig (siehe Text). Leider sind zu wenige Frauen öffentlich aktiv, wo etwas bewegt werden könnte, eben weil wir uns nun mal (die meisten denke ich schon)um die Kinder kümmern.
Ein Punkt, ansonsten ist diese unsere Gesellschaft so komplex in ihren Abläufen, da bleiben die Interessen der Familien und Kinder immer mehr auf der Strecke, wer soll denn da die Loibbyarbeit machen? die "Betroffenen" haben oft dafür keine Zeit. Irgendwie frustrierend zu beobachten. Die Auswandererwelle derzeit hat sicher auch damit zu tun. |
Brigitta-B | Geschrieben am: 29.04.2007 03:12 Aktualisiert: 29.04.2007 23:01 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Wir müssen wohl einen lang besagten und bekannten Slogan - long live the United States of America - sofort umschreiben:
Long live good old Germany! Traurig aber wahr, dass wir nicht mehr länger über die "bösen Amis" schimpfen können, deren Kinder zu dick und fett sind, nur vor der Glotze sitzen und mit der Playstation spielen. Es ist soweit, die deutschen Kinder sind auch so dick, auch so fett, sitzen auch nur vor der Glotze und spielen mit der Playstation. Wie konnte das passieren? Kümmern wir Eltern uns zu wenig? Kümmert sich die Gesellschaft zu wenig? Kümmert sich die Politik zu wenig? Meiner Meinung nach eine Kombination von Allem: Die Eltern haben resigniert, der Gesellschaft ist es egal, die Politik mischt lieber im Ausland mit, als dass sie zu Hause im eigenen Land in die "Zukunft" = unsere Kinder investieren würde. Brigitta-Barcelona |