Muttern steht am Herd, aus dem Radio ertönt Wolfgang Amadeus Mozart. Sie rührt im Takt in ihrer Suppe und spricht mit dem Kochtopf: „Ist das nicht wunderbar, Wolferl? Kunst macht Politik!
Wenn du das erlebt hättest: Man nehme eine drei Jahre alte Inszenierung, den „Idomeneo“ unter der Regie von Hans Neuenfels. In der Oper wird der abgeschlagene Kopf des islamischen Propheten Mohammed neben den ebenfalls abgeschlagenen Köpfen von Jesus Christus, Buddha und Neptun gezeigt. (Steht zwar im Libretto nicht drin, ist aber dafür „modern“). Dann sorge man für eine ältere, mitdenkende Abonnentin bei der Deutschen Oper Berlin, würze dies mit der emsig geschürten Angst vor Terroranschlägen und melde es dem Berliner Innensenator und dem Landeskriminalamt. Diese äußern ihre Bedenken vor „gewalttätigen Aktionen". Man setze die Oper noch vor der geplanten Wiederaufnahme ab und sofort brodelt das Süppchen auf höchster Flamme (Immerhin leben 3,5 Millionen Muslime in Deutschland). Die größte Boulevardzeitung machte die Absetzung der Oper zur Schlagzeile, eine weltweite Welle der Empörung über die Kunstfreiheit wird ausgelöst, aber mit einem wunderbaren Fazit: nach der ersten deutschen Islamkonferenz wollen nun alle Teilnehmer gemeinsam mit Innenminister Wolfgang Schäuble die umstrittene Inszenierung gucken gehen. Genial!“ Leckeres Kunstsüppchen, Muttern!
Verfeinert mit Mozarts Original Zitat: "Gemeint und geschissen ist zweyerlei." Eben, Wolferl!
© M.Th. Kroetz Relin erschien in Die Aktuelle Heft 41
User | Diskussion |
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Angela | Geschrieben am: 10.10.2006 07:03 Aktualisiert: 10.10.2006 09:09 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: mit dem Herzen im Süden Beiträge: 172 |
![]() Erschreckend, wenn sich die Kultur unseres Landes, unser Lebensverständnis am Befinden von religiösen Fanatikern ausrichtet....vielleicht wird uns eines Tages dann auch das Lachen verboten??
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jippie | Geschrieben am: 09.10.2006 10:00 Aktualisiert: 09.10.2006 12:27 |
![]() ![]() User seit: 30.12.2005 aus: Beiträge: 3928 |
![]() Also glaubt ihr das, das Werbung war?
Werbung auf die schlechte Tour? Dazu sollte man vielleicht wissen das durch das Theater vorab eine Erklärung an die Presse rausgegangen ist, den Grund der Absetzung des Stückes nicht zu veröffentlichen. Auch das die Teilnehmer der Islamkonferenz geschlossen das Deutsche Theater besuchen wird stimmt nicht. Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, will sich die Mozart-Oper "Idomeneo" nicht anschauen. "Für mich ist es nicht zumutbar, eine Szene anzusehen, in der dem Propheten der Kopf abgeschlagen wird." Er könnte seine zahlreichen "Schäfchen" aufklären. Schließlich ist Kilzilkaya einer der wichtigsten Teilnehmer der Islamkonferenz. Ich finde die Diskussion trotzdem punktgenau richtig! Öfter als wir glauben wurden Dinge schon im Vorfeld nicht aufgeführt, nicht ausgesprochen, nicht gespielt damit man die Gefühle des „bärtigen Mannes“ nicht verletzt. |
Brigitta-B | Geschrieben am: 08.10.2006 23:46 Aktualisiert: 09.10.2006 08:53 |
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![]() Toleranz? Wie denn, wo denn, wenn Muttern sich hier bereits für ihr Kunstsüppchen verteidigen muss?
Toleranz beginnt bereits in der Köchin/im Koch, die/der das Kunstsüppen zusammenstellt und es dann im Kochtopf garen lässt. |
MarieTheres | Geschrieben am: 08.10.2006 20:55 Aktualisiert: 08.10.2006 20:55 |
Webmaster ![]() ![]() User seit: 03.10.2005 aus: Bayern - Teneriffa Beiträge: 1399 |
![]() Hi jippie,
Danke für Deinen Hinweis: "Muttern,bitte auch über den Kochtopf hinausschauen!" Bitte die Kolumne noch mal lesen ![]() 1. spreche ich Hans Neuenfels NICHT seine künstlerische Arbeit ab (Hans Neuenfels wurd übrigens von meinem Vater, Veit Relin, entdeckt :yo ![]() 2. mische ich mich in keine Religion- Diskussionen ein, sondern dokumentiere nur den deutschen subvensionierten Theaterbetrieb 3. und das Zitat von Mozart verfeinert das Kunstsüppchen Dicken Gruß M.Th. |
Blackforest | Geschrieben am: 08.10.2006 19:00 Aktualisiert: 08.10.2006 20:38 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Hallo,
solche Methoden sind mir nicht fremd. PR ist eine eigene Welt und hat seine eigenen Gesetzen. In Baden-Baden hat man mir mal ein Bild zugehängt. Eine Tafel war daneben :Nur Tolerante dürfen den Vorhang lüften. Ich habe dort noch nie so viel tolerante Leute auf einen Fleck gesehen und das Bild war in der Zeitung. Grüße Wolfgang End |
jippie | Geschrieben am: 08.10.2006 17:47 Aktualisiert: 08.10.2006 20:38 |
![]() ![]() User seit: 30.12.2005 aus: Beiträge: 3928 |
![]() Aber natürlich steht diese Szene Neuenfels so nicht im Libretto.
Sowohl Mozart zu seiner Zeit ,als auch Neuenfels mit seiner Neuinszenierung , haben ganz klar eine Botschaft: Die Fesseln der Fremdbestimmtheit zu kappen! Wer könnte da besser herhalten als die stärksten Religionen unserer Zeit? Man kann die Inszenierung Neuenfelds gut finden aber auch nicht. Aber Neuenfels die künstlerische Arbeit abzusprechen halt ich persönlich für bedenklich. Die Zeit vom 23.3.2003 zur Uraufführung Neunfels „Idomeneo“ MTh,wenn du jetzt meinst man hat 3,5 Millionen Muslime in Deutschland unter Generalverdacht gestellt, dann hast Du die Diskussion nicht verstanden. Hier stehen nicht Muslime im Fokus, sondern der Islam als Religion mit all seinen Verboten, Vorschriften, Anweisungen und der Gewalt die in seinem Namen geschied. Und genau da ist die Diskussion richtig. Den Finger in die Wunde legen! Warum sollte man den Propheten Mohammed nicht hinterfragen? In seinem Namen geschied gerade Frauen soviel Unrecht und Demütigungen. Mohammed hatte unter anderem übrigens eine 6 jährige zur Ehefrau. Als sie 9 war hat er die Ehe vollzogen. Wir müssen kritisieren dürfen! Diese Religion wird schließlich unter unser aller Augen praktiziert. Ein bezeichnendes Beispiel für die Intoleranz dieser Religion ist doch der Mord an Theo van Gogh. In seinem Kurzfilm „Submission (Part I)" verurteilt er genau diese Verbrechen an Frauen im Namen Allahs. Er bezahlte es mit seinem Leben. Hingerichtet von einem militanten Moslem. Der Film wurde nur einmal ausgestrahlt. Warum? Der Inhalt des Filmes ist schnell erzählt: Vier Frauen berichten von erlittenen Misshandlungen und man sieht vier durchsichtig bekleidete Frauenkörper, beschrieben mit fünf Suren aus dem Koran, die das Recht auf Gewalt gegen Frauen legitimieren. War das auch keine Kunst? Muttern,bitte auch über den Kochtopf hinausschauen! |