Am 9. Januar wäre Simone de Beauvoir, die Mutter des Feminismus, 100 Jahre alt geworden. Die große französische Intellektuelle zeigte mit feinem Gespür die damaligen sozialen Machtverhältnisse und gesellschaftlichen Demütigungsstrategien. 1949 (!) erschien ihr Buch „Das andere Geschlecht".
Der Kernsatz dieses Buches „Man wird nicht als Frau geboren, sondern wird es" durchbrach die traditionelle, rollenverteilte Zeit und machte klar, dass die Kultur, die Gesellschaft, darüber bestimmt, wie Frauen und Männer sich verhalten, arbeiten, kleiden. Und die Frage: „Was ist eine Frau?“ wurde beantwortet: Eine Frau ist ein Mensch, der frei entscheiden darf, für oder gegen die Ehe, für oder gegen eine Familie. Keiner hat das Recht, ihr diese Entscheidung abzunehmen oder sie in Frage zu stellen.
Zwar dürfen Frauen heute frei entscheiden, doch der Staat lässt uns eindeutig die Konsequenzen spüren. Auf meinem Einkommensteuerbescheid bekomme ich als alleinerziehende Mutter die Benachteiligung zu spüren:
In der Ehe mit einem Alleinverdiener gab es einen steuerlichen Kinderfreibetrag von 3.648 € pro Kind, als Geschiedene und erst recht Alleinverdienende nur noch 1.824 €! Der zusätzliche Freibetrag für Betreuung oder Ausbildung beläuft sich bei Ehepaaren auf 2160 € und halbiert sich für einen Elternteil auf 1080 €. Lohnsteuerklasse II und 1308 € Freibetrag werden der alleinerziehenden Mutti nur anerkannt, bis einen neuen Mann einziehen lässt. Dann wird sie nämlich wieder als Single besteuert!
Übrigens ziehen 2,2 Millionen Mütter ihre Kinder ohne Partner groß!
Wo bitte geht’s hier zur Gleichberechtigung?
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 05
User | Diskussion |
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Subura | Geschrieben am: 29.01.2008 13:20 Aktualisiert: 30.01.2008 14:03 |
![]() ![]() User seit: 27.02.2007 aus: Niederrhein Beiträge: 7887 |
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ghic | Geschrieben am: 29.01.2008 13:20 Aktualisiert: 30.01.2008 10:01 |
![]() ![]() User seit: 18.01.2008 aus: Braunschweig Beiträge: 124 |
![]() Ein Mann als Alleinerzieher seiner Kinder, wird bedauert und bewundert.
Eine Frau als Alleinerziehende, wir nicht beachtet und als selbstverständlich empfunden. Die Veränderung muß als erstes in den Köpfen der Gesellschaft geschehen, vorher wird keine gesetzliche Änderung möglich sein. Wir sind weit entfernt von GLEICHbeRECHTigung. Es gibt sie nicht, das ist Fakt. Ob nun Simone de Beauvoir, George Sand oder wie die einzelnen Frauen heißen und hießen - sie waren Ausnahmen und meist Teil einer Gesellschaftsschicht, in der es nicht so wichtig war, wieviel Unterhalt wofür und für wen gezahlt wurde. Es ist die "Frau von nebenan" um die es geht, um uns Frauen in der Masse und Menge, und diese Frauen können sich nicht erlauben davon auszugehen, daß es demnächst anders werden kann. Dann bleibt für Viele die, fälschlicherweise als einfacher Weg angesehene, Entscheidung: die der Anpassung. Und ich glaube, genau dort steht unsere Gesellschaft jetzt. "Man wird nicht als Frau geboren sondern zur Frau erzogen", stimmt immer noch. Es geht hier und dabei um die Rolle der Frau mit den mit ihr verbundenen Pflichten und Verhaltensmuster, es geht nicht um das biologische Sein der Frau - diesen Unterschied sollte jede intelligente Frau mittlerweile begriffen haben.... Nichts für ungut, doch in diesem Sinne ghic |
Gast | Geschrieben am: 29.01.2008 09:33 Aktualisiert: 29.01.2008 10:27 |
![]() Zahlen und Menschen mischen, das geht meist in die Hose. Irgendwie scheint bis in die Politik noch nicht durchgedrungen zu sein, dass allein erziehen mitunter teurer ist als zu zweit erziehen. Den Frauen fehlt immerhin nach einer Trennung oder auch ohne vorherige Verbindung 'n bisschen mehr als der Mann. Vielleicht kann man Sozialverlustversicherungen erfinden? Scheidung und Hauptverdiener weg = Xtausend Euro Schadensersatz?
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Gast | Geschrieben am: 28.01.2008 11:39 Aktualisiert: 28.01.2008 12:45 |
![]() "Man wird nicht als Frau geboren, man wird es" („On ne naît pas femme, on le devient“).
Stimmt dieser revolutionäre Satz heute noch? Für mich stimmt er nicht ganz. Ich fühle mich total als Frau und möchte auch nicht um der Gleichberechtigung wegen irgendwie männlich wirken oder sein. Mit meinem Frausein habe ich keinerlei Problem, ich lebe es voll aus. Dass wir immer noch in einer von Männern dominierten Welt leben, nehme ich zähneknirschend zur Kenntnis, versuche auch das meine zu tun, um eine Änderung zu schaffen. Aber ich bin und bleibe Frau. Ich glaube auch nicht, dass Simone de Beauvoir diesen Satz so revolutionär gemeint hat, wie wir ihn gerne sehen würden. Für mich war sie eine exzentrische Frau, die einfach ihr Leben so leben wollte, wie sie es für richtig hielt. Da hat es vor ihr schon Andere gegeben, die ihr Leben nach ihren Vorstellungen gelebt haben. Ich erinnere hier an George Sand oder auch an Rosa Luxemburg. Ich persönlich glaube ja, dass sich SdB eigentlich mit ihrem Lebensstil an Sartre rächen wollte, der sie offensichtlich und häufig betrog. "Das andere Geschlecht" als die Bibel des Feminismus zu bezeichnen halte ich auch für übertrieben. Dieses Buch war ein Meilenstein, weil es zum ersten Mal so provozierend ausgesprochen wurde, dass Frauen benachteiligt und unterdrückt werden. Heute wirkt es ein bisschen wie ein Anachronismus. Helgamaus |
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Gast | Geschrieben am: 28.01.2008 11:16 Aktualisiert: 28.01.2008 12:41 |
![]() Weiß jemand wie das prozentuale Verhältnis von alleinerziehenden Müttern zu alleinerziehenden Vätern ist?
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ghic | Geschrieben am: 27.01.2008 19:25 Aktualisiert: 27.01.2008 19:31 |
![]() ![]() User seit: 18.01.2008 aus: Braunschweig Beiträge: 124 |
![]() Gleichberechtigung - der ewige Traum!
Gleiches Recht für Alle, ist in keiner Form machbar. Nein, nicht weil das aus Prinzip der Fall wäre oder gar in der Natur der Sache läge. Nein, Gleichberechtigung bedeutet, daß die, die mehr Rechte (be)nutzen, von diesen unbe"recht"igten Rechten etwas abgeben müssen. So lange das freiwillig geschehen soll, kann die Gegenseite lange warten: es wird in keinster Weise geschehen. Diese eigenartige Art der Besteuerung z.B. soll dazu führen, daß Frau sich lange überlegt, bevor sie sich zur AlleinErziehung entscheidet. Sie könnte wohl eher zum Wohl der Menschheit, d.h. dem aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ideal, entscheiden und das eigene persönliche Wohl hintenan stellen. Das ist das immerwährende Diktat des reaktionären Patriarchats. Dagegen haben Frauen, vor allem auch meiner Generation, angekämpft. Es brachte zwar etwas, jedoch blieb es dabei: die Norm ist immer noch männlich! Simone de Beauvoir ist, wie sie selbst es mal formulierte, unbewußt und von ihr ungewollt zur Ikone des Feminismus hingestellt worden, hat diese Verantwortunng aber auch nie abgelehnt. Zu sehr hat sie wohl selbst fühlen und einsehen müssen, daß auch noch die umfassendste Intelligenz und der größte Einsatz für die Sache, immer nur, wenn überhaupt, kleine Erfolge gebiert. Hier in Deutschland hat die unvergleichliche, von ihrem WahlLieblingsland Frankreich bestimmt stark inspierierte, Alce Schwarzer nach dem Krieg in emanzipatorischer Hinsicht, Pionierarbeit geleistet. Manchmal frage ich mich, ob die jungen Frauen heutzutage wissen, wie fragil immer noch ihre Rechte sind und wie schnell sie unterwandert werden und dies von den unermüdlich betriebenen Anstrengungen der konservativen Männer und Frauen, die das Ziel haben, diese Rechte wieder aufzulösen. Ich ziehe gerne den Vergleich mit dem Kampf um die Arbeitnehmerrechte heran, der vor einem Jahrhundert viele Menschen der arbeitenden Bevölkerung veranlaßte, ihr Leben für die Sache aufs Spiel zu setzen. Heute lassen diese Arbeitnehmer, die an ihre Recht als Selbstverständlichkeit geglaubt hatten, sich alles nehmen, wofür andere Generationen so hart und konsequent gekämpft haben. Deshalb ist es gut immer wieder daran zu erinnern, daß Menschenrechte in jeder Form zwar eine Selbstverständlichkeit sein sollen es aber längst noch nicht sind - nirgendwo auf der Welt. |
Gast | Geschrieben am: 27.01.2008 17:17 Aktualisiert: 27.01.2008 19:30 |
![]() Es wird schon wieder am Scheidungs- und Unterhaltsrecht gebastelt. Natürlich zu Lasten der Frauen.
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Gast | Geschrieben am: 27.01.2008 01:13 Aktualisiert: 27.01.2008 15:59 |
![]() Das Steuerklassensystem gehört generalüberholt. Ehepaar, er (Überraschung!) verdient wesentlich mehr als sie, er hat Klasse III, sie V - hallo? Gehts noch? Mit welcher Begründung wird einer Ehefrau mehr Geld abgezogen, als ihrem Mann? Oder spielt mir mein Gedächtnis einen Streich?
Gleichberechtigung - moment, muss mir eben die Lachtränen aus den Augen wischen - haha - nicht während meiner Lebenszeit. |
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lunka | Geschrieben am: 26.01.2008 22:41 Aktualisiert: 27.01.2008 15:58 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() Das Steuerrecht ist dermassen kompliziert und ungerecht,
am härtesten trifft es aber immer die, die am meisten Unterstützung benötigen. Und die anderen, die diese nicht nötig haben, ziehen aus dem Steuerrecht die meisten Vorteile. Danke dass dieser Text auf diese Tatsachen aufmerksam macht. |
Blackforest | Geschrieben am: 26.01.2008 17:38 Aktualisiert: 26.01.2008 19:31 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Klar die Regierung, die den Staat vertritt, will Kinder!
Auch ist die jetzige Situation der Regierung stets vorraus, d.h. die Regierung tappt zu ungunsten der Bevölkerung hinterher. Wie weit eine Regierung und auch Politiker ehrlich sind, zeigt gerade die vollendete Gegenwart. Ein Ex-Wirtschaftsminister nimmt Position für einen Energie-Konzern. Also können wir von günstigen Strompreisen nur träumen, solange wir diese Pharisäher nicht in die Wüste schicken. Grüße Wolfgang End |