Melisande riss die Augen auf. Konnte das wirklich sein? Oder hatte sie es nur geträumt?
Sie blickte neben sich – und direkt in Martins Gesicht, das so überwältigt aussah, wie sie sich fühlte.
Martin und Melisande strahlten sich an. Und begannen, um Worte zu ringen.

„Also diese Nacht....also, das war ja wirklich...“
„Ja, nicht? Das war das Wunderbarste, was mir seit langem...“
„Phänomenal! Unglaublich!“
Sie küssten einander und begannen dann, nachzurechnen.
„Das waren sechs Stunden, oder?“
„Ich denke eher, sieben!“
„Sieben Stunden! Am Stück! Ha! Kein Wunder, dass ich mich wie neugeboren fühle!“
Martin hüpfte aus den Federn, reckte sich noch einmal, wobei er die Muskeln auf seinen Oberarmen spielen ließ, und stolzierte dann in Richtung Bad. Nicht, ohne mit dem Hintern zu wackeln.
Melisande sank aufseufzend auf ihr Kissen zurück.
Frisch und duftend sprang Martin wieder an ihre Seite, schlüpfte unter die Decke. „Weißt du, wie herrlich ich diese Nacht fand? So aufregend wie meinen ersten New York Marathon.“
„Und bei mir“, hauchte Melisande, „kam es ziemlich dicht heran an diesen Sonnenuntergang in Chile. Du hast ja die Fotos gesehen – die Flamingos im Salzsee, die Berge, darüber eine Explosion von Farben...“
Sie küssten sich leidenschaftlich.
Danach schwärmte Martin: „Heute früh fühle ich mich so stark wie damals, als ich bei Günther Jauch 64.000 Euro gewonnen habe!“
„...und ich mich wie nach Abgabe meiner Dissertation! Und so glücklich wie... ja, wie damals, als ich dich traf und wusste: der ist es.“
Wieder lagen sie sich in den Armen.
„Du hast Recht“, sagte Martin, „Das ist Glück. Wie bei unserem ersten Kuss. Wie auf unserer Hochzeit. Wie damals, als du mir sagtest, dass du schwanger bist.“
Melisande grinste: „Sag doch gleich: wie damals, als Julia geboren wurde.“
Beide seufzten.
„Bevor Julia geboren wurde...hättest du dir das träumen lassen?“ fragte Martin.
„Dass das hier unser nächster Höhepunkt sein würde?“ Melisande schüttelte den Kopf.
„Dass so was Banales mal so ein Luxus werden würde!“
„Früher hatten wir es ja auch, wann immer wir es wollten. Aber in den letzten acht Monaten – noch nie!“
Und gemeinsam riefen sie: „Sieben Stunden Schlaf am Stück!“ Und lachten. Laut. Vielleicht zu laut. Die Antwort war Brüllen aus dem Kinderzimmer.


@ Petra Plaum