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Texte : Ursula Tallafuß - Wir wissen wo sie ist
Veröffentlicht von MarieTheres am 16.11.2007 10:13 (304 x gelesen)

Vermisst: Frau Mitte Dreißig

Unbemerkt von allen Gießkannen und Wasserkrügen stand der Farn am Kasten.
Öffnete man das Fenster, bewegten sich seine Blätter leicht im Luftzug. Heute war das Fenster - wie meistens geschlossen.

Die Frau hätte gerne eines oder zwei der Blätter gehabt um sich daraus Assecoires zu ihrem neuen Kleid zu drehen.
Es wäre das perfekt Grün zu dem perfekten Braun.
Deswegen holte sie sich die Trittleiter aus der Küche, schob sie vor den Kasten (ein Erbstück der Oma), erklomm die zwei Sprossen und streckte ihre Hände nach dem Topf aus.
Sie hatte schon viele Tpfe von vielen Kästen geholt, abgeduscht und wieder zurückgestellt, darum hatte ihr Körper auch das ungefähre Gewicht eines solchen Mikrokosmos gespeichert. Nur dieser Farn stand schon ewig unberührt da oben.
Siue nahm also den Farn in die Hand und wurde von seinem Gewicht dermaßen überrascht, dass sie rücklings die kleine Leiter hinunterfiel. Dabei schlug sie so unglücklich mit dem Kopf auf, dass sie das Bewusstsein verlor.
Der Farn war ebefalls gefallen, aber er lag nicht am Boden, sondern stand aufrecht auf dem Bauch der Frau, als wäre nichts gewesen. Aber etwas hattte sich durch den Sturz in ihm verändert und er begann es zu spüren.
Seine Blätter zitterten, als käme von irgendwo der Wind.
Er war erregt.
Im Inneren seines Topfes begann sich etwas zu lösen; wäre die Frau bei Bewusstsein gewesen, hätte sie hintereinander vier schmatzende Geräusche wahrnehmen können. Ein Schmatzen für jedes Ding, dass sich in seinem Topf löste. Die Frau war aber nun einmal gerade nicht hier und so unternahm ihr Körper nichts gegen das Schauspiel, dessen Bühne sein Bauch geworden war.
Nur das Rotkehlchen draußen auf der Fensterbank konnte sein Köpfchen einfach nicht von den Geschehnissen abwenden und kiebitzte aufgeregt durch den Vorhang.
Zuerst sah es, wie sich eine kleine grüne Hand aus dem Topf schob und dann noch eine.
Ein Zwitschern entfuhr ihm, als die kleinen, grünen Hände dem Farn aus seinem Geschirr halfen, es sah, wie sich zwei kleine Füße nach schoben, wie sich der Farn auf dem Bauch der Frau erhob.
Das Vögelchen verstummte.
Der Farn stand.
Er stand und dann beugte er sich zu dem Nabel der Frau. Eine Weile zögerte er, doch dann umschlossen seine Blätter die ovale Öffnung, er saugte und dann wuchs er.
Er wuchs, bis er so groß war wie ein Kindergartenkind, dann lies er von ihr ab..
Zielstrebig schmatzten seine Füßchen in das Schlafzimmer, er holte das braune Kleid aus dem Schrank und umhüllte sich mit ihm.
Dann verließ er das Haus.
Er ging Richtung Wald.
Als die Frau eine Stunde später erwachte, fühlte sie sich merkwürdig; merkwürdig leicht. Sie setze sich auf, griff sich an den Kopf, blickte umher.
Dabei bemerkte sie, dass der Farn fehlte. Der Topf war noch da, aber das Plastikgestrüpp fehlte.
Die Frau wollte sich darüber wundern, aber es gelang ihr nicht. Sie war zu leicht dafür geworden.
Es wunderte sie auch nicht, dass sie ihr Kleid nicht mehr fand.
Es wurde ohnehin bald dunkel und dahin wo sie wollte, brauchte sie kein Kleid.
Sie verließ das unversperrte Haus um in den Wald zu gehen.
Gemeinsam mit den Sternen.
Da fand auch das Rotkelchen seine Stimme wieder; es flötete: „das perfekte Grün zu dem perfekten Braun“ und der große Wald schien sein Stimmchen zu multiplizieren.


© Ursula Tallafuß

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Die hier veröffentlichten Artikel und Kommentare stehen uneingeschränkt im alleinigen Verantwortungsbereich des jeweiligen Autors.
User Diskussion
Gast
Geschrieben am: 16.11.2007 16:56  Aktualisiert: 18.11.2007 16:07
 Re: Ursula Tallafuß - Wir wissen wo sie ist
Was rauchst'n du? Das ist ja putzig



 

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