Erika Weder- Reisevorbereitungen

Datum 02.05.2007 17:48 | Kategorie: Texte

Ich stehe vor meinem Kleiderschrank. „Eigentlich habe ich gar nichts anzuziehen für einen Urlaub...“ Hmmm. Dann korrigiere ich mich selbst: „Du fährst doch nicht ins Luxushotel, sondern in ein Ferienhäuschen in Ungarn. Du willst in die Weinberge, spazieren gehen, Ruhe genießen, mit Elke ein paar gemütliche Tage verbringen – wozu brauchst da neue Klamotten? Also konzentrier dich!“
Der Koffer steht geöffnet auf dem Bett. Ein paar Hosen, T-shirts, Blusen vielleicht? Den Blazer – die Strickjacke lege ich auf die Seite, die werde ich zum Fahren anziehen, ist bequemer. Diesmal werde ich wenigstens Garderobe dabei haben...

Ich hatte Elke abgeholt und wir waren gemeinsam nach Ungarn gefahren. Kaum angekommen, stellte ich fest, dass sämtliche Garderobe, die frisch gebügelt am Schrank hing, immer noch dort hing – einfach vergessen, einzupacken.

Also gut, die schwarze Hose mit der hellbraunen Bluse, drunter das T-shirt, einmal angezogen. Die blaue Hose mit dem weißen Pulli, Jacke drüber....So wandert ein großer Teil des Kleiderschrankinhaltes in den Koffer. Wäsche, Nachthemden, Morgenmantel (morgens ist es auf der Terrasse noch frisch).

Nun die Tasche mit dem wichtigen Kram: Medikamente, Nachtlamperl (in dem Ferienhaus gibt es seltsamerweise keine), eine Taschenlampe, Bettwäsche, Nähzeug, Nagelfeile und –schere, den Fotoapparat und ein kleiner Kerzenständer mit Kerzen für die Terrasse. Dieser Kerzenständer hat ein ganzes Kilo Nerven gekostet, als ein Grenzer mein Gepäck gründlich filzte und behauptete, es handele sich um eine Antiquität. Nur mit Mühe konnte ich ihn vom Gegenteil überzeugen.

Was sonst noch? Schuhe, genau. Ein Regenschirm. Den hätte ich gebraucht, als wir bei strömendem Regen an der Grenze standen und die Grenzbeamten uns nicht durchlassen wollten. Elke war der Geldbeutel gestohlen worden und die Ersatzpapiere waren den Burschen neu. Es hat Stunden gedauert, bis wir ausreisen durften und wir waren nass bis auf die Haut...

Die Landkarten darf ich nicht vergessen. Hätte ich die damals dabei gehabt, wäre ich nicht einen ganzen Vormittag in Slowenien rumgeirrt, bis mir aufgefallen war, dass ein großes „A“ auf einem Hinweisschild nach Österreich deutet...

Das Badezeug nicht vergessen. Ich muss lachen, wenn ich an unseren ersten Besuch im Thermalbad in Lenti denke. Das seltsam riechende Wasser, grünlich und voller Schwebstoffe, aber gesund soll es sein. Wir stiegen todesmutig in ein rundes Becken, an dessen Rand schon ein paar Leute saßen, wir wollten an die gegenüber liegende Seite, ich schwamm ein paar Züge – und wäre beinahe abgesoffen. Das Wasser ist so salzhaltig, dass ich meine Füße nicht runternehmen konnte. Ich rettete mich gerade so an den Rand...

Den Picknickkorb packe ich morgen früh. Cappuccinopulver, heißes Wasser in der Thermoskanne, ein paar frische Wurstsemmeln nehme ich mir vom Metzger mit, Obst ist da, ein paar Kekse auch, Mineralwasser – alles steht bereit und muss nur noch eingepackt werden. Und nicht vergessen, den Korb vor den Beifahrersitz stellen. Im Kofferraum hilft er wenig, wenn ein furchtbares Gewitter aufzieht und es in Strömen regnet. Ich konnte mich damals gerade noch auf einen Parkplatz retten, das Wasser stand auf der Autobahn. „Da mache ich gleich Kaffeepause“, dachte ich mir und dann – oh nein, der Picknickkorb ist im Kofferraum, der Schirm auch, die Zeitungen auch. So saß ich 20 Minuten da und schaute dem Regen beim regnen zu.

So, eigentlich müsste alles da sein, noch den Waschbeutel und Handtücher, dann ist alles perfekt. Koffer zu, der Beutel passt in die Reisetasche. Nun kann es losgehen.

Ich gehe ins Bett, stelle mir den Wecker auf 6 Uhr, gegen 7 will ich losfahren und ab in den Urlaub.

Morgens werde ich wach, es ist viertel vor 7, ich stelle mir meinen Rollator gerade vor mein Bett, ziehe mich hoch und schlurfe unter ekligen Rückenschmerzen ins Bad. Dann in die Küche, mein Gehwagerl gibt mir Halt. Ich richte einen Cappuccino her und überlege, welch seltsamen Traum ich in der Nacht hatte– es war sehr real. Dann fällt es mir ein: ich wollte nach Ungarn...


© Erika Weder



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