
Ursula Tallafuß - In DuBio PrO ReWe
Datum 13.03.2008 10:41 | Kategorie: Texte
| „Darf ich einen Blick in ihre Tasche werfen?“ Nachdem es auf eine Frage nun mal mehrere Antworten geben darf, entscheidet sich Hausfrau für: „Nein, dürfen sie nicht.“ Die Verkäuferin macht ein überraschtes Gesicht; eines mit großen Augen. Trotzig versucht die Hausfrau ein Gesicht wie der Räuber Hotzenplotz zu machen. Dazu unternimmt sie einen verwegenen Seitenblick und bläht die Nasenflügel auf. Die Verkäuferin, dermaßen eingeschüchtert, dreht sich Hilfe suchend zu den anderen potentiellen Dieben, die da warten und auch bezahlen wollen, um. „Machen sie keine Sperenzchen“, rufen die der Hausfrau zu, „sondern ihre Tasche auf.“ „Nein, warum“, sagt die Hausfrau, die Daumen an ihrem breiten Ledergürtel einhakend, „ich hab die Kaffeemühle von der Großmutter ja gar nicht gestohlen!“ „Das kann ja jeder sagen“, belehren sie die potentiellen Diebe hinter ihr. “Aber freilich“, sagt die Hausfrau „freilich kann das jeder sagen. Sie da zum Beispiel, ja sie mit dem grünen Hut mein` ich. Sie müssten es sogar sagen, dass wir hier nicht herkommen um zu stehlen, weil sie ja so eine gute Staatsbürgerin sind wie ich. Oder, oder sind sie es gewesen?“ Die Diebe und die Verkäuferin halten für einen Moment die Luft an. Diesen Moment nutzt die Hausfrau um sich aus der Geschäftstür zu schwingen. Draußen gönnt sie sich erst einmal eine Prise Schnupftabak. „Zuerst so unschuldig aussehen und dann solche Gedanken haben“, denkt sie sich vor niesen und gruseln schauernd. „Irgendwer von denen da drinnen hat die Kaffeemühle von der Großmutter vielleicht sogar in echt gestohlen. Was kann man da nur machen? Den Kasperl holen? Eben hab`ich es noch gewusst! Was macht man im Zweifel, was macht man im Zwei... „In dubio pro Rewe!“, entkommt es ihr dann. „Pfui Schwefel und Schusterpech!“
© Ursula Tallafuß
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