Ursula Tallafuß- Vom Himmel gefallen

Datum 07.09.2006 23:13 | Kategorie: Texte

Sie ist einfach vom Himmel gefallen und somit eine der wenigen unter uns die nicht geboren wurden. Kein Apgar Index rechtfertigte ihren ersten Klaps auf den Hintern, niemand wischte ihr mit seiner Spucke Flecken von der Wange, auch der glänzende Pubertätsgumpf blieb ihr erspart, genauso wie die Angst vorm“ Sitzen bleiben“ oder die erwischt zu werden; das kannte sie alles nicht.

Aber ungemein lustig fand sie all das, als sie damals da am Rand vom Himmel stand und hinunter schaute, wie die Menschen sich verhielten. Sie lachte sehr. Sie lachte über die Liebe. Sie lachte viel, so viel, dass sie sich den Bauch halten musste vor Lachen. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und sie fiel und fiel hinunter. Die Flügel hatten ihr den Dienst versagt.

Each Time I Make My Mother Cry...

Die Mutter rupft am Baum herum. Sie zupft da ein Ästchen, dort ein Blatt, die Gartenschere liegt ihr zur Hand.
Schnipp. Der Baum will ihre Hilfe. Sie hilft. Schnapp. Die Mutter hat ein Bild, ein gerades Bild von dem Baum.
Sie macht ihre Nähschachtel auf, zieht sich Handschuhe an, um sich nicht selbst zu verletzen. Die Idee mit dem Draht hat sie aus dem Buch „Bonsai“.

Das Kind vergräbt sich oft und tief in the Cures „Lullaby“.
Die Mutter erschlägt daraufhin zuerst alle Spinnen, später jagt sie sie sogar. Und, sie gibt es zwar nicht gerne zu, schulter zuck, aber sie foltert die Spinnen auch, mit den Zigaretten.
Weil sie ihr Leben lang noch nie zugehört hat, hat sie auch the Cures: Spiderman is having me für dinner tonight nicht gehört. (Ja wirst du wohl hören, du Fratz, wirst du wohl hören!)
Die Spinnen verdienen es absolut.
Als das Kind dann später ununterbrochen die Beatles hört, geht die Mutter auf Käfer über. Die Käfer geben sich bei ihr ganz einfach als ganz schlechte Tiere zu erkennen. Für die Marienkäfer benutzte sie deshalb eine Pinzette. Die Rosenkäfer lässt sie einfach platzen. (Du unnützes Ding!)
Da wechselt das Kind zu Hound Dog und die Mutter geht auf Hunde über, aber nur, weil ihr freier Wille es verlangt. (Springst du auch aus dem Fenster, nur weil alle springen?)
Die Punkversion von „Wenn ich ein Vogel wär...“ , die bringt die Mutter zur Verzweiflung. Für die Vögel ist ihr Draht nicht lang genug. Da muss sie weinen.

... An Angel Dies And Falls From Heaven..

„Adele kommst du mal? Das musst du dir ansehen.“
Das Kind hat einen Vater, der hört nicht und redet kaum, aber manchmal, so wie jetzt, fällt ihm doch etwas auf und das erzählt er dann gleich seiner Frau..
„Adele!“
„Moment, bin gleich fertig mit der letzen Vogelschlinge. Irgendwie erwische ich das Federvieh!“
„Das gibt’s doch nicht! Jetzt klettert die auch noch über den Zaun. Adele!“
„Was? Wo? Lass sehen!“
„Du lieber Schwan! Kuck doch mal, igitt, die hat ja Flügel und weiß ist die wie ein Engel, Kurt! Wieso ist denn die nicht tot, wenn ich doch so heulen muss wegen den doofen Vögeln? Hab ich doch gestern erst im Radio gehört, dass die Viecher sterben, wenn Mama weint, wegen dem Nachwuchs.“
„Adelchen, die ist echt nicht tot, schau doch wie die grinst. Und die kommt direkt auf uns zu.“
„Kurtchen, schwarz grinst die, ganz schwarz.“
„Oh.Oh.“
„Oh.Oh“.
„Laaaaaaaau...................f.f.f...ffffff!“

The Angel Has Spread Its Wings...the Time Has Come For Bitter Things... (M.Manson)


© Ursula Tallafuß



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