
Marie Theres Kroetz Relin- Muttern und das Spiegelbild
Datum 12.11.2006 15:43 | Kategorie: Texte
| „Frau von der Leyen, Sie sagen wörtlich: Wenn Kinderschicksale Schlagzeilen machen, handelt es sich häufig um Kinder, die in Hochrisikofamilien geboren werden. In Fällen, in denen gegen den Willen der Eltern interveniert werden muss, um das Kindeswohl zu sichern, ist der Staat in seinem Wächteramt gefordert. Und wir haben auch die rechtlichen Möglichkeiten, müssen sie nur konsequent anwenden“. Muttern besprüht den Badezimmerspiegel mit Putzmittel. „Sie sagen weiter: "Wir müssen aus Fehlern, die gemacht wurden, lernen" Gut so! Aber haben Sie sich die neue und allererste! Studie von UNICEF über die weltweite Gewalt gegen Kinder durchgelesen?“ Muttern wischt energisch. „Wahrscheinlich nicht, denn sonst hätten Sie gewusst, dass die meisten Morde an Kindern KEINE Schlagzeilen machen!“ Sie hält inne und besieht sich im Spiegel. „Soll ich es Ihnen mal vorlesen?“ Katzenaugen funkeln ihr entgegen. „Doch dazu muss das Thema enttabuisiert werden. Bis heute wird nur die Spitze des Eisbergs der Gewalt wahrgenommen – die alltägliche Gewalt findet im Verborgenen statt. Einer der Hauptgründe dafür ist Angst.“ Sie senkt den Blick. „Entschuldigen Sie, Frau von der Leyen, mir gehen diese schrecklichen Zahlen nicht aus dem Kopf. Allein in Deutschland werden zwei Kinder pro Woche ermordet! Doch die vielen blau geschlagenen Seelen werden kaum erwähnt...“ Sie hat Tränen in den Augen und legt den Putzlappen nieder. Kinder sind das zukünftige Spiegelbild unserer Gesellschaft, Muttern!
Weitere Informationen zur Studie von UNICEF – Gewalt gegen Kinder unter: www.unicef.de
© M.Th. Kroetz Relin erschien in Die Aktuelle Heft 46
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