
Marion KAUNE- Prophylaxe und Behandlung von Stresserkrankungen
Datum 03.10.2006 13:49 | Kategorie: Texte
| PROPHYLAXE UND BEHANDLUNG VON STRESSERKRANKUNGEN NACH DEM KONZEPT SCHLAFFHORST-ANDERSEN
STRESS - NUR EIN MODEWORT?
Egal, in welcher Berufssparte Sie arbeiten, in welcher persönlichen Lebenssituation Sie sich gerade befinden - ein Zustand dürfte Ihnen schon einmal begegnet sein, dem einen mehr, dem anderen weniger: Stress. In diesem Artikel wird ein ernstzunehmendes Phänomen, das in unserer westlichen Welt häufig schon zum Alltag gehört, auf seine Ursachen, gesundheitsschädlichen Auswirkungen und möglichen prophylaktischen Maßnahmen hin untersucht werden.
Stress (engl. stress; Druck, Belastung, Spannung) ist heutzutage ein Modewort geworden. Manch einer braucht den Stress, andere gehen daran zugrunde. Stress kann entstehen aus vielerlei Gründen: Angst, Ärger, Leistungsdruck, Beziehungskonflikt, Mobbing am Arbeitsplatz etc. Aber auch aus ganz "handfesten" Hintergründen kann Stress erwachsen: Infektionen, Verletzungen, Operationen bereiten dem Körper eine Stresssituation, mit der er viel zu tun hat. Im Grunde genommen laufen aber jeweils sehr ähnliche Vorgänge in Gehirn und Körper ab. Dies sei an einem Beispiel verdeutlicht: eine Büroangestellte hat Ärger mit ihrem Chef. Sie haben unterschiedliche Vorstellungen von bestimmten Arbeitsabläufen, finden aber keinen gemeinsamen Konsens. Nun fühlt die Angestellte sich als Arbeitnehmerin (und zumal mit einer hohen Arbeitslosenzahl, also einigen Konkurrentinnen im Nacken) unter Druck gesetzt, Problemlösung zu betreiben. Da ihr Chef wenig kooperativ ist, lastet die Bürde einzig auf ihren Schulter.
DIE STRESSREAKTION IM KÖRPER
Rein physiologisch betrachtet kann folgendes geschehen, wenn die Sekretärin den Chef allein schon von weitem sieht: Im Zentralen Nervensystem, genauer im Zwischenhirn, sitzt der Thalamus, eine Art Umsteigebahnhof oder auch Filter, bei dem alle Reize ankommen. Der Reiz "Chef" wird in diesem Fall vom Thalamus weitergeleitet an den Mandelkern, der diese Erscheinung emotional bewertet. Dann erst gelangt der Reiz zum visuellen Cortex, unserem Sehhirn und wird bewußt wahrgenommen. Die differenzierte Verarbeitung dieses Sinneseindruckes findet in der Großhirnrinde statt. Dort entscheidet sich auch, was im folgenden geschieht: Wird zum Beispiel der Hypothalamus aktiviert, so beginnt er bestimmte Hormone zu produzieren, die wiederum Stresssymptome auslösen. Zu diesen Hormonen gehören die sogen. Katecholamine, von denen die bekannstesten das Adrenalin bzw. Noradrenalin sind. Bei dieser Hormonherstellung ist die Nebennierenrinde von großer Bedeutung (nicht zuletzt deshalb geht lt. Volksmund etwas Stressiges "an die Nieren". Andererseits gibt es über das Limbische System, dessen Bestandteil u.a. der Hypothalamus ist, Verbindungen zum Vegetativen Nervensystem (VNS). Das VNS besteht aus dem Sympathikus und dem Parasympathikus, die gegensinnige, aber auch ergänzende Wirkungen haben. Insgesamt sind sie für die Steuerung lebenswichtiger Organfunktionen zuständig, die hauptsächlich unbewußt und unwillkürlich ablaufen. Im Falle einer Stresssituation nun kommt der Sympathikus zu Zuge: ganz im Sinne des genetisch angelegten Materials für einen solchen Fall (wildes Tier - hier: der Chef - kommt auf Mensch - hier: Sekretärin - zugerannt) reagiert der Organismus nach dem "fight or flight"-Prinzip, d.h. der Körper arbeitet auf Hochtouren und stellt alle höher entwickelten Vorgänge wie das Denken zugunsten von Reflexhandlungen hintenan. Genauer: wenn die Angestellte ihrem Vorgesetzten begegnet, so nimmt z.B. die Pulsrate zu, im Magen-Darm-Trakt kann es zu Kontrationen der Schließmuskeln kommen, die Schweißsekretion kann zunehmen, während die Sekretion der Mundschleimhaut abnimmt. Gleichzeitig sorgt diese Reaktionskette des Sympathikus aber eben auch für eine leichte Verengung der Hirngefäße, weshalb die arme Arbeitnehmerin, die sonst vielleicht sehr kreativ und entspannt ihre Arbeit umsetzen kann, in dem Moment der Begegnung wie blockiert ist. (Ein ähnliches Phänomen wie z.B. der sogenannte Blackout in einer Prüfungssituation).
DISSTRESS UND EUSTRESS
Je nachdem, wie lange - um bei diesem Beispiel zu bleiben - der Stress der Angestellten mit ihrem Chef währt, kann dauerhafter Schaden entstehen, es kann zum sogen. Anpassungssyndrom kommen und somit zu Anpassungskrankheiten und psychosomatischen Krankheiten wie extremen Schlafstörungen, Angstzuständen, Beeinträchtigungen des Magen- und Darmtraktes mit entzündlichen Prozessen oder ähnlichem. Diese Krankheiten ziehen wiederum ziehen anderes nach sich - jeder, der nur einmal wenige Nächte schlecht schlafen konnte, weiß, wie desolat man sich den ganzen Tag fühlen kann, Leistungs- und Konzentrationsschwächen treten auf und können bspw. in verantwortlichen Positionen üble Folgen haben. Mit anderen Worten: Wer für sich sorgt, sorgt auch für andere. - Diese langandauernde Form der Belastung bezeichnet man als Disstress. Andererseits gibt es eine positive Form des Stresses, den sogenannten Eustress, der lediglich eine kurzdauernde physiologische Anpassung an alltägliche Anforderungen darstellt. Diese wirken sogar anregend und leistungsstärkend. Eine solcher wäre z.B. die erwähnte Prüfungssituation. Der Stress wendet sich dann - bei erfolgreichem Bestehen - in positive Gefühle um, die mehr als wichtige Streicheleinheiten für die menschliche Seele sind. Anerkennung vor sich selbst und im gesellschaftlichen Geflecht sind hier von Bedeutung.
GEFAHR ERKANNT - GEFAHR GEBANNT?
Wenn es in diesem Artikel auch um Prophylaxe für Stresserkrankungen gehen soll, dann ist damit der Versuch unternommen, vor Augen zu führen, dass es um individuellen Umgang mit einwirkenden Stressfaktoren geht. Damit ist natürlich der Umgang mit dem Disstress gemeint, denn nur bei dieser Form entstehen Kankheiten, weil es zu einer Diskrepanz zwischen den Anforderungen und deren subjektiven Bewältigung kommt. Hier gilt es, individuelle Maßnahmen zu ergreifen und diese auch dauerhaft anzuwenden. Dies kann nur in Form eines Prozesses geschehen, für den man mitunter viel Geduld mit sich selbst aufbringen muß. Ein Weg, mit Stress umzugehen kann der sein, sich den Stress bewußt zu machen. Das Bewußtsein kann es - nach einigem Training - schaffen, die auftretenden Symptome zu minimieren. Ein populärer Weg dahin ist das Autogene Training. Über das bewußte Selbsteinreden von Formeln zur Beruhigung kann das Vegetative Nervensystem unmittelbar erreicht werden. Vielleicht wäre das eine Hilfe für unsere Sekretärin. Denn ansonsten könnte ihr Stress überhand nehmen und das Vegetative Nervensystem könnte andersherum ihr Bewußtsein beeinträchtigen (z.B. durch Kollabieren).
Das Konzept Schlaffhorst-Andersen kommt mit einer anderen, vermischten Form der Stressbewältigung daher. Der Grundgedanke, der sich von Erstellung eines Konzepts zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts über Begründung einer Schulform und schließlich der staatlichen Anerkennung wie ein roter Faden hindurchschlängelt, ist der Gedanke der Regeneration beim Menschen, undzwar sowohl des Geistes wie auch des Körpers durch die vorhandenen Mittel Atmung, Stimme, Sprache, Haltung und Bewegung. Ein Weg mit dem Ziel guter Standfestigkeit im Leben.
STIMMUNG GUT, STIMME GUT! WIE DAS KONZEPT SCHLAFFHORST-ANDERSEN DAZU BEITRAGEN KANN.
Ein besonderes Augenmerk liegt bei dieser Arbeit auf der Stimme als einem schnell erkrankenden Medium. Gestresste Menschen sprechen häufig buchstäblich ohne Punkt und Komma, oft auf gleichbleibender Tonlage, manchmal auch ziemlich verbissen zwischen den Zähnen hindurch. Die Modulationsfähigkeit der Stimme geht verloren, sie schöpft ihre Möglichkeiten nicht aus und bei entsprechendem Bewußtsein kann daraus Frustration entstehen. Vor allem im Wechselspiel mit den täglichen Kommunikationspartnern. Häufig haben gestresste Menschen auch nicht mehr die Fähigkeit, ihren Gesprächstpartnern zuzuhören oder sich anderweitig auf sie einzustellen. "Die Stimme soll in jeder Situation tragfähig bleiben und den Kontakt zum Hörer aufrechterhalten" (Coblenzer/Muhar, 1976) Um dies an einem weiteren Beispiel aus dem Berufsalltag zu belegen: Insbesondere LehrerInnen haben häufig Probleme mit dem Umgang ihres Stimmorganes und nicht zuletzt deshalb, weil dem psychischer Stress voranging, bzw. weil die Stressbewältigung nach dem Praxisschock einen falschen oder gar keinen Weg gegangen ist. Folgen sind erhöhte Anfälligkeit für Katarrhe der Luftwege, schnelles Ermüden, Heiserkeit. Daraus resultiert oft eine Schonhaltung, vom "Recht auf Krankheit" wird häufig Gebrauch gemacht. Für LehrerInnen und andere Berufsgruppen, die viel über ihre Stimme arbeiten müssen, werden nach dem Konzept Schlaffhorst-Andersen sowohl Fortbildungen in der Gruppe angeboten, als auch auf kassenärztlichem Rezept Einzeltherapien bei bereits geschädigtem Stimmorgan durch ständig wiederkehrende Infekte oder etwa Stimmlippenödeme, -knötchen o.ä. durchgeführt. Schlaffhorst-Andersen-Lehrer/-Therapeuten arbeiten dergestalt, dass im Dialog mit den KlientInnen wesentliche Stressmerkmale herausgefiltert werden und eingeschliffene Muster festgestellt werden. Ganz basal wird dann häufig zunächst an der Wahrnehmung der Atmung gearbeitet, am Atemrhythmus (der häufig aus den Fugen geraten ist) als Grundlage für einen ökonomischen Gebrauch der Stimme, sowie an der Parallelität von Bewegungs- und Atmungsablauf. Dann werden alltagstaugliche Umgehensweisen mit dem Stress gesucht, d.h., es werden konkrete Situationen aus dem Arbeitsalltag formuliert und es kann dann eine Art "Ernstfalltraining" absolviert werden, in dem es immer wieder um den Einsatz der Stimme bei z.B. hohem Lärmaufkommen geht oder etwa um den Umgang mit auffälligen, allzu lauten Kindern.
GÄHNEN MIT GENUß
Beginnen Sie gleich mit der Stressbewältigung und nehmen Sie sich Raum, um etwas über regenerative Übungen der Konzept-Gründerinnen Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen zu erfahren. Ersonnenen wurden fünf Regenerationswege: Atmen, Schwingen, Kreisen, Tönen, Rhythmus. Atmung als einem zwar unwillkürlichen, aber dennoch nutzbaren Vorgang sowohl zur Regeneration als auch für den ökonomischen Gebrauch mit den Stimmwerkzeugen. "Die Stimmleistung bezeichnen wir dann als ökonomisch, wenn die erwünschte Wirkung ohne Kraftverschwendung erreicht wird. Dabei stehen Bereitstellung und Verbrauch der Atemluft im Vordergrund" (Coblenzer/Muhar, 1976). An der Vertiefung des Atems kann jeder arbeiten und es wird von nahzu allen Klienten als ein echtes Erlebnis betrachtet, einmal "so richtig durchatmen zu können", außerdem das Moment der Pause in der Atmung als Lösung zu nutzen. In diesem Sinne darf auch ausgesprochen gern und herzhaft gegähnt werden. Was ansonsten in unserer Gesellschaft eher als eine Art Langeweile-Reaktion aufgefaßt wird und deshalb als unhöflich gilt, darf hier exessiv betrieben und als Atemreaktion ausgelebt werden. - Was die Arbeit mit der Atmung anbelangt, macht sich Schlaffhorst-Andersen unter anderem einen Umstand zunutze, der jedem zugänglich ist: die Phantasie. In Form von Vorstellungsbildern kann Atmung vertieft werden, z.B. durch das Vorstellen von Gerüchen. Nehmen Sie sich nun einige Minuten Zeit und stellen Sie sich einmal in aller Ruhe Ihren Lieblingsduft vor. Vielleicht ist das ein Kuchenduft aus der Küche Ihrer Mutter oder auch eine Blume, an der Sie an einem strahlenden Sommertag kaum vorbeigehen konnten, weil Sie bereits von Ferne Ihren Duft erahnen konnten. Schnüffeln Sie ruhig ein wenig und lassen Sie sich von den guten Düften tief durchströmen. - Merken Sie, wie gut das tun kann und wie durch diese einfache Vorstellung Ihre Atemmuskulatur angeregt wird? Wenn Sie jetzt auch noch einen Gähn-, Seufz- oder Räckelimpuls verspüren, dann gehen Sie dem nach! Jede Atem- Sprech- und Stimmlehrerin freut sich über derartige Impulse, denn es ist ein Zeichen dafür, dass die Atmung angeregt ist und das der Organismus sich regenerieren möchte. Ganz nebenbei wurde durch eine so schlichte Übung im übrigen Ihr Vegetatives Nervensystem in positiver Weise erreicht.
DIE VERFLACHUNG DER ATMUNG
Der Atmung kommt im Gegensatz zu östlicheren Kulturen eine viel zu geringe Bedeutung in unseren Breitengraden zu, weshalb es vermehrt zu flacher Atmung kommt, was eine schlechtere Sauerstoffversorgung des Blutes mit sich bringt. Und nicht nur das; nicht selten hört man in Therapiestunden Sätze wie: "Ich wußte gar nicht, wie tief ich atmen kann" oder "Das tut gut und gibt Kraft." Wobei es sich ja um ganz einfache Nutzung der Mittel seines eigenen Körpers handelt! Margarethe Saatweber, selbst seit vielen Jahren Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin, hat ein Buch mit dem Titel "Einführung in die Arbeitsweise Schlaffhorst-Andersen" geschrieben. Dort beschreibt sie den Umgang mit psychischem Stress ganz schlicht, aber treffend: "Man baut psychische Spannungen durch Atem- und Stimmeinsatz ab." Dazu gehört für sie neben dem Tönen auch das Schreien. Wenn der Körper im Prinzip bei psychischem Stress ebenso reagiert als würde er noch im Urwald leben, dann fehlt nämlich genau dieses als Reaktion: der (Angst- oder Angriffs-)Schrei. Nicht umsonst werden in Kampfsportarten Schreie zur Kraftunterstützung bei der Bewegung eingesetzt, auch sind jedem die gellenden Angriffsrufe der Indianerstämme ein Begriff. - Lt. Saatweber führt "der unterdrückte Schrei sofort in die Verkrampfung. ... Gestörte Atmung ist immer Verkrampfung, Willkür und Unruhe." Dies läßt sich wiederfinden im Störungsbild des Stresserkrankten: Unruhe, ständiges unproduktives Nachdenken, Magenkrämpfe, Schlaflosigkeit. Das Element der Lösung, der Regeneration zwischendurch fehlt. Die Arbeit daran steht bei Schlaffhorst-Andersen im Vordergrund.
In einer Therapiestunde mit einer Schlaffhorst-Andersen-Therapeutin kann man seine Stimme als ureigenstes Ausdrucksmittel erfahren. Nicht etwa in Form von Schrei-Therapie, aber in Form von Bekanntmachen mit der eigenen Stimme und mit den Möglichkeiten des eigenen sprachlichen Ausdrucks. Der Philosoph Hegel beschreibt ganz treffend: "Die Sprache ist das Haus des Seins.". Insofern wird am ganzen "Sein" des Klienten gearbeitet im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe. Der Regenerationsweg Kreisen z.B. hilft, sich zu zentrieren, bei sich zu bleiben und - im Falle des Stresses mit anderen - nicht die Probleme anderer zu sehr in sich aufzunehmen. Konkret kann das so aussehen, dass man sich für einige Zeit auf einen großen Gymnastikball (Pezziball) setzt und darauf (man macht es fast automatisch, weil der Ball zur Bewegung einlädt) zunächst mal ein bißchen hüpft und schließlich fest darauf sitzen bleibt und lediglich mit dem Oberkörper um die eigene Achse kreist. Natürlich darf der Ball dabei auch bewegt sein. Zur Ruhe zu kommen und bei sich zu sein bedeutet schließlich nicht, statisch zu sein und abzuschlaffen. Es ist vielmehr als Sammlung von Energien zu sehen. Sollten Sie keinen solchen Ball besitzen, so ist das Kreisen auch auf einem Stuhl oder sogar im Stehen möglich. Dies allerdings am besten mithilfe einer Schlaffhorst-Andersen-Lehrerin, damit sich keine Fehler einschleichen. - Das Kreisen bringt eine Verlagerung des Gewichtes mit sich, jeder Punkt des Kreises benötigt ein anderes Zusammenspiel der Muskeln, d.h. die Muskulatur muß flexibel sein. Ansonsten ist ein Beibehalten der Aufrichtung während einer solchen Gewichtsverlagerung nicht möglich. Es werden außerdem die Nerven des sogen. Gammasystems angesprochen, die die Muskelspindeln in der Aufrichtungsmuskulatur ennervieren. Häufig ist bei gestressten Menschen eine eingefallene Haltung zu beobachten, ein leicht geduckter Rücken etwa. Insgesamt ist der Muskeltonus gering. Hier kann eben mit dem Kreisen oder auch einer rhythmisch-schwingenden Bewegung Abhilfe geschaffen werden.
Ein Schwingen des ganzen Körpers kann ähnliche Auswirkungen auf den Körper haben. Allerdings sind schwingende Übungen eine sehr pragmatische Spezialität des Konzeptes Schlaffhorst-Andersen und weniger gut zu beschreiben, weshalb an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen werden kann, ohne das es zu Mißverständnissen kommt. Dass allerdings Schwingen und Rhythmus einen Bezug zueinander haben und dass gerade dieses Zusammenspiel wirkungsvoll für Stressabbau ist, das sei noch erwähnt. Nicht umsonst tut auch Tanzen gut, was letztlich nichts anderes als schwingende, rhythmische Bewegung ist. Allerdings wird heutzutage weniger denn je getanzt - oder wann haben Sie zuletzt eine Nacht durchgetanzt?
SELBSTHEILUNGSKRÄFTE FÜR SICH NUTZEN LERNEN
Den Schlaffhorst-Andersen-Lehrern bzw. -Therapeuten geht es immer um die Aktivierung der Selbstheilungskräfte eines Menschen. Ein Umstand, der auch in der wissenschaftlichen Betrachtung des Menschen immer mehr Beachtung findet. So sind seit Jahren Yoga oder Autogenes Training populär und effektiv. Die Homöopathie führt auch nicht mehr das Schattendasein wie bspw. in den 70er Jahren. Oder betrachten Sie nur den Zusammenhang zum jüngst wieder neu untersuchten Placebo-Effekt: Es ist hinlänglich bekannt, dass wir Menschen durch Placebo-Effekte tatsächlich gesund oder zumindest gesünder werden können. (placebo, lat. "Ich werde gefallen" Es gibt mittlerweile selbst Schein-Operationen, die z.B. Knie-Arthrose-Patienten wieder gesund machen (siehe GEO Nr. 10, 2003). Auch existieren Untersuchungen darüber, dass im Grunde unwirksame Medikamente dann am Besten wirken, wenn Sie von Autoritätspersonen wie dem Arzt persönlich und nicht etwa "nur" von der Krankenschwester verabreicht werden. Was soll dies alles aussagen? Die Einstellung des Klienten/Patienten und dessen Glauben an bestimmte Wirkungen können für eine Gesundung durchaus ausreichend sein, mit anderen Worten: die Selbstheilungskräfte müssen lediglich angestoßen werden und dann sind Medikamente in vielen Fällen gar nicht so nötig, wie die Pharmaindustrie glauben machen will. Wertvolle Gesprächsminuten werden oft mit dem Einsatz medizinischer Geräte oder der schlichten Vergabe von Tabletten vergeudet.
SCHLAFFHORST-ANDERSEN IST KEIN PLACEBO-EFFEKT
Schlaffhorst-Andersen nun ist kein Ersatz für bestimmte Medikamente in schweren Fällen wie etwa Krebserkrankungen. Aber es stellt eine echte Alternative zur Medikamentenhörigkeit vieler dar, die im Grunde die Fähigkeit ihres eigenen Körpers, mit Krankheiten und Belastung fertig zu werden, gering einschätzen. Von hoch entwickelter Medizin umsorgt, haben wir dieses Vertrauen verlernt. Wer sich mit seinem eigenen Körper im Sinne der immer wieder selbst einsetzbaren Regeneration beschäftigt, der hat auf jeden Fall bestmögliches getan, um sich im Gleichgewicht zu halten. Verbunden mit maßvoller sportlicher Aktivität und ausgewogener Ernährung kann dergestalt dem Stress Einhalt geboten werden, ehe er überhaupt zu dauernder Belastung wird.
Ein Verzeichnis sämtlicher Atem-, Sprech- und StimmlehrerInnen erhalten sie beim Deutschen Bundesverband der Atem-, Sprech- und StimmlehrerInnen (dba), Holstenwall 12, 20355 Hamburg. Tel.: 040/357 138 00; e-mail: info@dba-ev.de
Wenn Sie sich für die Ausbildung zum staatl. anerkannten Atem-, Sprech- und Stimmlehrer interessieren, können Sie Informationen erhalten unter: CJD Schule Schlaffhorst-Andersen, Bornstraße 20, 31542 Bad Nenndorf. Tel.: 05723/94 18-0; e-mail: cjd.schule@schlaffhorst-andersen.de oder www.schlaffhorst-andersen.de
Literaturverzeichnis:
Margarethe Saatweber: "Einführung in die Arbeitsweise Schlaffhorst-Andersen", Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein 2002 Horst Coblenzer/Franz Muhar: "Atem und Stimme - Anleitung zum guten Sprechen", Österreichischer Bundesverlag, Wien 1976 Clara Schlaffhorst/Hedwig Andersen, 1950 neu herausgegeben von Wilhelm Menzel: "Atmung und Stimme", Möseler Verlag, Wolfenbüttel 1996 Arne Schäffler/Nicole Menche (Hrsg.): "Biologie-Anatomie-Physiologie, Kompaktes Lehrbuch für die Pflegeberufe", Urban & Fischer Verlag, München-Jena 2000 Willibald Pschyrembel (Hrsg.): "Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 259. Auflage", de Gruyter Verlag, Berlin 2001
Eigene Aufzeichnungen aus dem Medizin-Unterricht im 5. Semester 2003
Uta Henschel: "Die Kraft, die aus uns selber kommt", GEO Nr. 10, S. 38 - 47, 2003 Stefan Klein: "...ohne Risiken und Nebenwirkungen", GEO Nr. 10, S. 48 - 64, 2003
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