
Ursula Tallafuß - Schatten
Datum 04.02.2008 18:50 | Kategorie: Texte
| Er liest sie redet. Später redet sie nicht mehr und er liest. Später liest er dann nicht mehr und sie redet auch nicht. Ab und An sagt sie : „Hm“, und sieht ihn erwartungsvoll an. Die Zeit rinnt mit ihr wie zähes Zeugs von ihr ab und er sagt nichts. Er sagt nichts. Dann hört er Radio- jetzt lacht er. Er lacht- er wechselt das Programm, er fordert sie auf. „Darf ich bitten?“ Sie weiß nicht was jetzt sagen so nimmt er sie an der Hand und um die Hüften –und dann tanzt er mit ihr. Dann tanzt er mit ihr und dann tanzt er einen umgedrehten Walzer mit ihr. Die Donau so blau aus Frau ohne Schatten wird Schatten ohne Frau. Abrupt lässt er los, das geht ihm zu nah. Lieber liest er wieder und setzt sie vor den Fernseher. Er setzt sie hin und nebenbei bemerkt er, dass sie ihm dunkler so viel besser gefällt. Sie gefällt ihm und er nimmt sie sich. „Willst du mein Schatten werden?“ fragt er und sie muss sich entscheiden. „Ja ich will“ sagt sie dann und sie vereinigen sich. Sie vereinigen sich und plötzlich ist da der Wahnsinn . Der Wahnsinn ist da, denn ab jetzt ist sie ihm hinten nach und das macht ihn wahnsinnig geil auf ihre schwarzen Augen und sie bückt sich wenn er sich bückt wahnsinnig geil jedesmal. Jedesmal. Jetzt sagt sie nicht mehr „Hm“, jetzt sagt sie „Ah“. Er sagt „Ah. Er liest nicht mehr und sie redet nicht.
© Ursula Tallafuß
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