
Marie Theres Kroetz Relin - Schwein gehabt!
Datum 25.10.2009 20:12 | Kategorie: Texte
| Der Duft meiner einzigartigen Gewürzmischung strömt durchs Haus. Düfte erwecken bei mir automatisch besonders intensive Erinnerungen. Ob ich will oder nicht: erst steigt mir der Geruch in die Nase und wandert dann ohne Umwege ins Hirn. Das ist auch der einzige Haken dabei. Vielleicht sollte ich dieses Gericht einfach nicht mehr kochen? Schade eigentlich, es gehört zu meinen Lieblingsrezepten. Berta. Sie war meine beste Freundin. Wir wuchsen gemeinsam auf, unsere Wohnorte waren nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Zwei mal Kaff in Oberbayern ist gleich tote Hose auf dem Lande. Umso spannender war es für mich, als Berta in meinem Leben auftauchte. Sie war gebürtige Norddeutsche, musste aber aus „familiären Gründen“ den Wohnort wechseln. Und nur ich kannte das Geheimnis ihres Umzugs: sie war die Tochter eines Mörders! Diese Tatsache löste eine perverse Mischung aus Gänsehaut, Unbehagen, Bewunderung und auch Stolz in mir aus. Schließlich war ich ihre einzige Vertraute in der neuen Umgebung. Ihr Vater, ein chronisch eifersüchtiger Macho, gab vor, beruflich unterwegs zu sein, kam verfrüht von einer Reise zurück und erwischte prompt die Gattin mit ihrem Liebhaber im Ehebett. Der betrogene Göttergatte kam, sah, zückte seine Pistole und schoss. Der One-Night-Stand hatte sich für den armen Lover wahrlich nicht gelohnt. Bertas Vater wurde verurteilt und wanderte in den Knast. Eine gewisse Zeit musste er zwar absitzen, aber er war dank Geld, Macht und besten Anwälten bald wieder auf freien Fuß und so litt nur Berta darunter, die Tochter eines Mörders zu sein. Aber trotz allem hatten wir eine unbeschwerte Jugendzeit.
Ich wurde Journalistin und war in jungen Jahren schon sehr erfolgreich, bis ich bei einer Vernissage den Mann meines Lebens interviewte: den zwanzig Jahre älteren Maler und Star der Kunstszene, Karl Rothendorf. Tja, liebes Schicksal... Ich verliebte mich unsterblich in ihn, wir heirateten und ich bekam vier Kinder. Das war das Ende meiner journalistischen Laufbahn, von nun ab machte ich eine steile „Karriere“ als vierfache Mutter, Muse und Malergattin. Und das in der tiefsten Provinz, denn meines Malers Kreativität blühte am besten in der Abgeschiedenheit und Schönheit der Natur, obwohl er absurder Weise nur abstrakte Quadrate auf die Leinwand pinselte. Ich fühlte mich in dem ausgebauten alten Bauernhof mit dem riesigem Atelier eigentlich recht wohl, nur die Einsamkeit machte mir etwas zu schaffen. Mein Maler hatte mit meinen Freundinnen gar nichts am Hut, jeder Fremde störte seine Schaffenskraft und das wollte ich nicht. Nein, seine Kreativität war mir wichtig, schließlich lebten wir davon und außerdem wollte ich ihn auch als Muse unterstützen, nicht nur aus Liebe, es war meine Pflicht, sozusagen. Zum Glück wohnte Berta jetzt nur dreißig Kilometer von mir entfernt und so konnte ich sie mit meinen Kindern besuchen und wenigsten manchmal der künstlerischen Stille entfliehen. Berta wohnte noch immer in dem gleichen Anwesen, nur jetzt mit vielen Tieren. Sie war zwar hauptberuflich Chefsekretärin eines Chemiebetriebs, betrieb aber nebenbei eine kleine Bio- Schweine-Zucht und besaß außerdem zwei Pferde, einen Esel, zwei Hunde, eine Ziege und zwei Gänse. Es war das reinste Paradies für ihre Tochter und meine Kinder. Nur an Bertas Ehemann konnte ich mich einfach nicht gewöhnen: ein dicklicher, schwitzender Typ aus dem Bankwesen. Ich habe nie verstanden, warum eine attraktive Frau einen so schmierigen Mann an ihrer Seite hatte. Aber vielleicht konnte ich ihn nur wegen seiner Ess- Manieren nicht ausstehen? Ein Mal pro Jahr lud uns die Familie zum Schweinebraten essen ein. Er kochte wirklich hervorragend, das muss man ihm lassen, aber mir verging jedes Mal der Appetit, wenn das Fett an seinen Mundwinkeln herunterlief. Meine Freundin und ihr Quasimodo, wo die Liebe eben hinfällt.
Mein Leben wurde noch einsamer, als Karl sich einbildete, unbedingt ein Haus auf Mallorca kaufen zu müssen. Seine Kreativität war durch die lang anhaltenden Winter gefährdet, er litt unter schweren Depressionen. Im sonnigen Süden aber stand seiner Schaffenskraft nichts mehr im Wege und er verdiente gutes Geld mit seinen Bildern. Wir lebten also von da an auf einer spanischen Finca, natürlich mitten in der Pampa und kamen nur noch in den Sommermonaten nach Bayern. Ich mochte das südländische Leben, vermisste aber trotzdem meine Heimat. Auf Mallorca hatte ich zwar das Meer vor Augen, was meine Seele doch ein wenig tröstete, aber sehr abwechslungsreich war mein Leben trotzdem nicht: Kindererziehung, Haushalt, liebende Gattin. Das war’s. Höhepunkte erlebte ich nur am Kochtopf. Die Highlights des Jahres waren die Reisen von der spanischen Pampa ins bayrische Kaff (oder umgekehrt), um jeweils die verwaisten Häuser zu putzen. Es war zum Kotzen. Eine Putzfrau hätte mein Göttergatte ja nicht ertragen können, die künstlerische Atmosphäre hätte dramatisch gelitten- pfft! - und abgesehen davon, war er einfach zu geizig. Warum sollte er auch unnötig Geld ausgeben, er hatte ja mich.
Mein Leben war öde und einsam, an der Seite meines egoistischen und eifersüchtigen Malers. Mucho Macho! Ich war außer mir vor Freude, als Berta ihren Besuch auf Mallorca ankündigte. Endlich eine Abwechslung! Vor lauter Freude vergaß ich sogar die strengen Regeln unseres Hauses und betrat sein Atelier zum ersten Mal, ohne wie sonst demütig anzuklopfen. „Nur damit du Bescheid weißt, mein Liebling, Berta kommt uns im Oktober ein Woche besuchen.“ Ich lächelte und zeigte ihm die Zähne. Zu meinem Erstaunen nickte er und sagte „Schön. Das wird Dir gut tun.“. „Hoppla, funktioniert das immer so einfach?“ dachte ich, sagte frech „Jawohl!“ machte auf dem Absatz kehrt und schloss leise die Tür.
Voller Erwartung fuhr ich zum Flughafen, der heiße Wind piff mir um die Nase. Mein Gott, ich hatte Berta soviel zu erzählen, sie würde mein Ventil für den großen, aufgestauten Frust sein. Meine Ehe war schon lange nicht mehr das, was sie einmal war. Ich wollte raus aus meinem goldenen Käfig, wollte gerne wieder berufstätig sein, wollte wenigsten ein bisschen leben. Hauptberuflich Mutter, immer die volle Verantwortung und trotzdem klein gehaltene Gattin. Urlaub war bei uns ein Fremdwort, denn wir wohnten ja schon auf einer Insel. Ha, ha. Und „Freizeitgestaltung“ verabscheute mein Göttergatte. Sein oberstes Gebot hieß: ICH DARF KEINE HEITERKEIT ZULASSEN! Hätte ja seiner Kunst schaden können. Ein Künstler muss leiden, das war zumindest sein Motto. Und die einzige, die darunter litt, war ich. Mein Alter war eben ein Gesellschaftsmuffel, außer er stand im Mittelpunkt. Vernissage, bäh. Alleine durfte ich nicht ausgehen. Er war einfach zu eifersüchtig. Einmal „unerlaubtes“ Tanzen gehen, hatte für mich wochenlang Konsequenzen: entweder strafte er mich mit seinem ewigen Schweigen, Sexentzug oder mit endlosen Diskussionen, um mich dann zu vögeln und sich dabei vorzustellen, ich hätte ihn betrogen. Dieser alte geile Sack mit seiner Spanner-Mentalität! Und ich dumme Nuss war ihm immer treu.
„Kleines Köfferchen?“ lachte ich Berta entgegen, „Das sieht aber eher nach mindestens vier Wochen Urlaub aus. Da wird mein Alter aber ganz schön erschrecken!“ Wir umarmten uns. Ach, tat das gut, ein Stückchen Heimat in die Arme zu schließen. Während der gesamten Autofahrt schnatterten wir wie zwei Gänse. Ich überschwemmte sie geradezu mit meinem Elend und freute mich, dass sie ähnliche Probleme mit ihrem Quasimodo hatte. Zwei Frauen, viel unausgesprochene Gefühle, eine Welle der Einigkeit. Aber wider erwarten zog sich mein Göttergatte nach dem Abendessen nicht sofort in sein Atelier zurück, sondern plauderte mit uns bis spät in die Nacht. Wahrscheinlich war er froh, endlich wieder Deutsch sprechen zu können, denn auf spanisch konnte er nach wie vor nur ein „Hola“ und „mucho trabajo “ stammeln, mehr nicht. Am nächsten Tag war Familienausflug am Strand angesagt und zu meiner Verwunderung ließ er auch heute seinen Pinsel liegen. „Ein Künstler, auch wenn er nichts tut, tut etwas!“ sagte er, klopfte mir auf den Hintern und sprang wie ein „junger Gott“ kopfüber ins Wasser. Lächerlich. Die Kinder hechteten beigeistert hinter her, denn sie hatten normalerweise zwar einen Vater der immer da war, aber trotzdem keine Zeit für sie hatte. „Also für einen Künstler ist dein Mann doch einfach knuffig. Da kann man sich gar nicht vorstellen, dass er auch ein Ekel sein kann.“ Berta räkelte sich im Sand und genoss die Sonne. „Knuffig!“ dachte ich und schloss die Augen. Ich musste eingedöst sein, jedenfalls wurde ich von einem Flüstern und Wassertropfen geweckt. Ich drehte meinen Kopf: mein „jugendlicher Held“ stand über die liegenden Berta gebeugt, ihre Augen blickend bewundernd zu ihm auf. „Oh, haben wir Dich geweckt? Karl will mir den Hafen im nächsten Ort zeigen. Kommst Du mit?“ „Die Kinder müssen noch Hausaufgaben machen, morgen ist ja wieder Schule...“ stammelte ich verwirrt. „Ach, ich würde gerne etwas von der Insel sehen!“ sagte sie strahlend zu ihm. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne das Angebot deines Mann annehmen. Aber nur, wenn es dir wirklich nichts ausmacht!“ Sie streichelte beruhigend meine Hand.
Ich kommandierte die Kinder zu den Hausaufgaben ab. In meinem Kopf brodelte es. „Mit mir geht er nie aus dem Haus, nicht mal zum Einkaufen! Dabei hasst er doch meine Freundinnen.“ Ich legte energisch die Wäsche zusammen. Ich war wütend. Mein weiblicher Instinkt flüsterte mir zu und zeitgleich schämte ich mich für meine Gedanken. Berta war schließlich meine beste Freundin. Wie betäubt machte ich das Abendessen, brachte die Kinder ins Bett und setzte mich vor den Fernseher. Ich zappte rum und blickte immer wieder auf die Uhr. Es war schon elf. Ich rief auf seinem Mobiltelefon an. Typisch, es war ausgeschaltet. Wahrscheinlich hatte er es nicht mal dabei. Bei Bertas klingelte es durch. Und klingelte. Ich malte Kreise auf Zeitungspapier. „Hallo ihr Lieben, wo seid ihr? Kann euch nicht erreichen.“ Keine Reaktionen auf meine SMS. Gegen zwei Uhr morgens kamen die beiden bestens gelaunt zur Tür herein. Beleidigt rauschte ich an ihnen vorbei. „Bist du sauer oder was?“ „Ja! Wo wart ihr solange?“ „Wir waren am Hafen und sind dann noch ein Bier trinken gegangen.“ Mir schossen die Tränen in die Augen. „Mit mir gehst du nie ein Bier trinken. Nie! Und jetzt auf einmal mit Berta. Warum habt ihr mir nicht Bescheid gegeben? Hä? Ich hätte ja nachkommen können! Warum waren eure Telefone aus?“ Ich steigerte mich in meine Wut und Enttäuschung und entwickelte mich zur Furie. „Du bist hysterisch! Du wirst doch nicht auf deine beste Freundin eifersüchtig sein! Das ist ja lächerlich!“ schrie er mich an. „Karl, ich glaube Deine Frau ist nervlich überlastet.“, sagte Berta in therapierenden Ton „Vielleicht brauchst Du fremde Hilfe. Einer meiner besten Freunde ist Psychiater...“ Ich war sprachlos. Karl und Berta hatten sich solidarisiert, jetzt herrschte Einigkeit zwischen den beiden und ich saß da wie eine Blöde. Die restliche Woche mit Berta war qualvoll: mein Göttergatte spielte den Gesellschafter, verständnisvollen und jugendlichen Allerweltskünstler. Berta übernahm die Rolle der rührenden und besorgten Traumfrau, mit dem wunderbaren Resultat, dass mich beide als „krank“ erklärten. Berta reiste ab und unsere Freundschaft wurde auf Eis gelegt. Zwei Jahre dauerte der Ehe-Unterdrückungs-Terz, der immer mehr auch mit Drohungen und Gewalt gepaart war, bis es mir zu bunt wurde und ich mich entschied, die Scheidung einzureichen. „Ich habe gehört, dass du Probleme hast. Ich wollte dir nur sagen: ich bin immer für dich da, falls du Hilfe brauchst.“ Ich zuckte zusammen, als ich Bertas Stimme am Telefon hörte. Zwei Jahre hatten wir nicht telefoniert. Sie erwischte mich in einem schwachen Moment, ich war froh, dass jemand zuhörte. Ich erzählte ihr von all meinen Sorgen. Einfach alles. Und Berta war da. So wie früher. Sie hatte sich mittlerweile von Quasimodo getrennt. Ihre Erfahrung kamen mir nun zu Gute: sie vermittelte mir einen Anwalt, ich ließ mich von ihm beraten und wir planten meinen schnellen Auszug in den Sommerferien. Berta würde meine Kinder übernehmen und mir den Tieranhänger für den Umzug leihen. Perfekt!
Die Abreise stand vor der Tür. Wegen der überfüllten Flüge flog mein Noch- Mann mit meinem Sohn eine Woche früher nach Bayern. Mir war das recht, denn es bedeutete weniger Arbeit für mich. „Und was mache ich, wenn er sich bei mir melden sollte?“ fragte Berta am Telefon. „Nichts. Du tust so wie immer.“ Ich wählte immer wieder unsere Telefonnummer. Ich erreichte weder Mann noch Sohn in Deutschland. Endlich, am vierten Tag hatte ich ihn an der Strippe. „Ist es schön Zuhause?“ hinterfragte ich ihn vorsichtig. Und er erzählte mir alles.. Ich rang um Luft und formulierte umgehend einen Brief an meinem Anwalt: „Sehr geehrter Herr Dr., auf Grund der neuen "Freundschaftskonstellationen" hab ich mich nun für eine "neutralen" Anwalt in meinem Scheidungsanliegen entschieden. Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht, denn ich hatte mich bei Ihnen gut beraten gefühlt. Was ich aber nicht möchte, ist eine Verquickung zwischen privaten Angelegenheiten und einer Scheidung. Sie und ich sind beide mit Berta sehr befreundet, sie war meine Vertraute und die Freundschaft zu ihr war mir viel wert. Mein Mann und mein Sohn haben am Samstag Berta besucht (ich habe davon nichts gewusst, Berta informierte mich erst gestern darüber) und beide haben zwei Nächte bei ihr geschlafen (darüber hat mich Berta nicht informiert, das musste ich gestern Abend per Zufall von meinem Sohn erfahren). Mein Mann wiederum weiß nicht, dass sie mir als Anwalt von Berta empfohlen wurden. Kurz: Meine Situation ist bereits sehr diffizil und ich möchte nicht auch noch zusätzlich in ein "Freundschaftschaos" involviert sein. Ich bitte um Verständnis. Mit freundlichen Grüßen.“
Wie hatte ich mich in einem Menschen so täuschen können? In Bayern zog ich innerhalb zweier Tage aus dem ehelichen Bauernhof in eine kleine Wohnung um, während Berta von meinem zukünftigen Ex-Mann vor den Kindern als die neue „Ersatzmami“ deklariert wurde. Diese Schlampe! Und dem nicht genug: vier Wochen später erhielt ich eine Rechnung von ihrem Anwalt in Höhe von 4900 Euro! Für ein einziges Beratungsgespräch! Mir blieb nichts anderes übrig, als einen Anwalt gegen diesen Anwalt einzuschalten. Es war die reinste Horrorzeit und ich kotzte täglich über die Ungerechtigkeiten des Lebens. Aber ich schaffte es doch noch, mein neues Leben auf die Reihe zu bekommen: ich kehrte zurück in mein Berufsleben, war bald wieder finanziell unabhängig und zog die Scheidung durch. Ein Jahr später erhielt ich eine eMail von Berta, in der sie mir erklärte, dass ihr alles so leid täte und sie ihre beste Freundin vermisse. Ich überlegt mir lange, wie ich darauf reagieren sollte. Nun stand ich vor ihrer Tür, mir war ein wenig mulmig zu Mute. „Hallo Berta. Ich war gerade auf dem Weg zum Flughafen. Vielleicht hast Du recht: ich vermisse dich auch, wir sollten Frieden schließen. Life goes on.“ lächelte ich und zeigte ihr die Zähne. Berta umarmte mich, mit Tränen in den Augen. Wir gingen in die Küche. „Kaffee? Ich habe gerade einen gekocht.“ „Gerne!“ Mein Blick streifte den Schweinebraten, den Berta zubereiten wollte. „Ach ja.“ sagte ich „Ich würde gern mal wieder einen Braten von deinen glücklichen Schweinen essen! Kann ich Dir nicht ein Stück abkaufen?“ „Ich schenk Dir eins!“ antwortete Berta, glücklich, dass ich ihr offensichtlich verziehen hatte und schenkte den Kaffee ein „Ich hol dir gleich ein Stück aus der Gefriertruhe, der kann dann während des Flugs in Ruhe auftauen.“ Beim Verabschieden nahmen wir uns in die Arme. „Schön war’s, wenn auch kurz. Aber ich muss meinen Flieger erwischen.“ „Danke, dass du gekommen bist.“, hauchte sie „Und noch mal sorry für den starken Kaffe, der hat heute einfach widerlich geschmeckt.“ „Kein Problem.“ grinste ich.
„Wie, Berta ist tot? Ich hab sie doch erst vorgestern besucht!“ Mein Herz raste. „Einfach umgekippt? Ach so. Ja, sie hatte ja immer Angst vor einer erneuten Lungenembolie. Schrecklich. Ich werde sie vermissen.“ Ich hängte langsam den Hörer ein, ging in die Küche und holte genüsslich den Schweinebraten aus dem Kühlschrank. „Heute gibt es ein Festessen, liebste Berta, dir zu Ehren!“ sagte ich zu dem Stück leblosen Fleisch, während ich die Gewürzmischung vorbereitete. „Du warst nicht nur die Tochter eines Mörders und einer Schlampe, sondern auch die Freundin einer Mörderin, weil du selbst eine Schlampe warst. Wie gut, dass ich dir als gute Freundin sofort beim Abwasch geholfen habe. Strychnin kann im Körper nicht nachgewiesen werden. Höchstens im Kaffee... Ja meine Liebe, diesmal habe ausnahmsweise ich Schwein gehabt!“ sagte ich und schob zufrieden den Braten ins Rohr. „Und was für eins!“
© M.Th. Kroetz Relin 2009 aus Shortstory-Rezepte - Vom geilen Spargel bis zum mörderischen Keks
Italienischer Schweinebraten
Zutaten für 5 Personen :
1 kg Schweinebraten Petersilie
2-3 Rosmarinzweige , Oregano oder getrocknet 2-3 Esslöffel
4-5 Knoblauchzehen Olivenöl
Schale 1 unbehandelten Zitrone Salz
1 Tl Nelkenpulver Pfeffer
1 Peperoni (Vorsicht )
Zubereitungszeit : 1 Stunde 45 Minuten
1. Ofen auf 200 Grad vorheizen.
2. Schweinebratenhaut in Rauten einschneiden.(Vorsicht, nicht das Fleisch verletzen)
3. Zitronenschale fein reiben - Knoblauch schälen und pressen – Petersilie, frischen Rosmarin und Peperoni fein hacken.
4. In einem Schüsselchen, Rosmarin, Knoblauch, Zitronenschale, Oregano (3 Teelöffel), Nelkenpulver Peperoni, Salz, Pfeffer und 3 Esslöffel Olivenöl kräftig verrühren.
5. Den Schweinebraten salzen und pfeffern und ihn in einem Bräter mit zwei Esslöffel Olivenöl kräftig rundum anbraten.
6. Die Gewürzpaste auf der Schweinebratenhaut gleichmäßig verteilen.
7. Den Braten ins Rohr schieben und ca 1/12 Stunden bei 200 Grad braten lassen. Immer wieder mit Wasser begießen, aber Vorsicht, dass die Gewürzpaste nicht runter geschwemmt wird.
8. Nach 1 1/2 Stunden die Gewürzpaste mit einem Löffel in die Bratensoße schieben und die Schweinehaut mit dem Grill krustig braten.
9. Dazu passt : Breite Bandnudeln oder selbstgemachte Semmelknödel, Salat oder Gemüse je nach Saison und natürlich ein guter Rotwein!
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