Ghita Cleri - Der Weg...........

Datum 12.11.2008 20:18 | Kategorie: Texte

Du gehst.
Deinen Weg.
Gemächlichen Schrittes.
Deinen Weg.
Du hast mich unterwegs irgendwo aufgelesen.
Ich stand da, schaute mich um.
Vielleicht war ich irgendwie am Suchen, wohl nach dem Wohin.

Du trafst auf mich.
An irgendeiner Kreuzung.
Du drehtest dich nach mir um, fordertest mich auf, mitzugehen.
Ich zögerte.
Mein Schritt war nicht wie deiner.
Ich wollte mich umschauen, wollte genau hinsehen wo es langgehen soll.
Wollte wissen wo er langgeht, dein Weg.
Ich sah in deine Richtung.
Ich sah Steine dort liegen; Gestrüpp vor meinen Füßen.
Der Horizont, so dunkel, dunstig, unruhig.
Du warst in meiner Nähe; ich wusste du warst da.

Manchmal sah ich dich nicht. Dann hörte ich dich.
Und immer wieder spürte ich dich, wenn du an mir zogst.
Meist, weil du mich mitziehen wolltest.
Ich wollte dir glauben, wenn du mir versichertest wie einfach dein Weg sei,
und wie klar.
Ich zweifelte, war mir nicht sicher.
War dies mein Weg?
Welche Gefahren würden mir begegnen?
Du lachtest mich aus. Du warst ja da.
Da, um ihn mit mir gemeinsam zu gehen.
Ich fiel in deinen Schritt - und ging los.
Mit dir.

Du gingst zügig weiter.
Auf dem Weg, den du schon so lange beschritten hattest.
Er blieb immer der gleiche Weg.
Ich ging mit, zuversichtlich freudig, neugierig.
Ich strengte mich an, passte mich an.
An den Weg, die Straße - an deinen Schritt.
Mal lief ich, mal stolperte ich, mal blieb ich außer Atem stehen.
Ab und zu blickte ich nach oben und alles war fremd.
Auch um mich herum so Vieles fremd.
Je öfter ich meinen Blick hob, umso öfter stolperte ich.
Manchmal kam ich nicht nach.
Dann bat ich dich, auf mich zu warten.
Du drehtest dich um, beim Warten. Du schautest mich an.
Manchmal war dein Blick ungeduldig.
Meist lag in ihm Unverständnis.
Unbegreiflichkeit.
Dann gingst du wieder weiter.

Ich bat dich, eine andere Abzweigung zu nehmen, der Weg wäre einfacher für mich.
Du warst verwundert.
Warum wollte ich plötzlich deinen Weg nicht mehr gehen?
Er war doch so klar.
Für dich.
Und so bat ich dich, mir deinen Weg zu erklären, dein Ziel zu beschreiben.
Du lachtest mich aus, verstandest die Frage nicht.
Warum konnte ich das nicht selbst erkennen?
Das war doch einfach.

Denn er war so klar.
Dein Weg.
Du gingst ihn doch schon so lange.
Du hattest dich der Straße schon vor langer Zeit angepasst.
Du kamst stets so gut weiter.
Selten zwang er dich zum stehen bleiben.
Du musstest schon so lange nicht mehr über deine Schritte nachdenken.
Du brauchtest doch nur einfach weiter zu gehen.
Und ich brauchte nur das Gleiche zu tun.


Mittlerweile bleibe ich immer öfter stehen.
Manchmal gesellst du dich dazu.
Aber meist gehst du einfach weiter.
Und die Distanz zwischen uns wird immer größer.
Wenn wir reden, werden unsere Stimmen immer lauter.
Und doch werden wir uns bald gar nicht mehr hören.
Und bald werden wir uns auch nicht mehr verstehen.
Sehen tun wir uns längst nicht mehr.

Du gehst unbeirrt weiter.
Es ist dein Weg.
Ich bräuchte ihn nur einfach mitzugehen.
Deinen Weg.

Ich gehe..........


© Ghita Cleri











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