
Erika Weder - Es gibt so Tage...
Datum 12.06.2006 09:11 | Kategorie: Texte
| ...da sollte man ganz einfach im Bett bleiben. Wenn schon am frühen Morgen Ärgernisse auf mich warten, habe ich überhaupt keine Lust, meinen Astralkörper aus dem Bett zu hieven. Meist ist es mein Hund, der mit allen vier Pfoten auf meinen losen Nervenenden rumtrampelt. Ich werde wach, ein Blick auf die Uhr: 6.19... Ich muss auf die Toilette – wie schon zwei Mal diese Nacht. Nach etlichen misslungenen Bauchoperationen will meine Blase nicht mehr so richtig, es passt nur noch ein kleines Bisschen rein. Ich sitze also auf der Bettkante und warte, bis sich der eklige Krampf im Bauch löst und ich aufstehen kann. Ich wackele ins Bad mit der Absicht, mich gleich wieder hinzulegen. Von wegen! Bella randaliert unten vor der Haustür, will raus. Es ist heller Tag, also will der Hund schauen, was es draußen Neues gibt.
Ich kann ihm nicht die Haustüre aufmachen und mich wieder hinlegen – also bleibe ich auf. Um 6.25 Uhr sitze ich am Küchentisch und frage mich, was ich da soll!
Nun hat sich vor etwa 2 Wochen bei mir etwas eingeschlichen, was es noch nie gab:
Ich frühstücke! Ich weiß von fünf Jahrzehnten, die ich morgens absolut nichts essen konnte, nur Kaffee, eine Zigarette und gut war es!
Seit kurzem mache ich mir Frühstück, richtig mit Brot oder aufgebackenen Semmeln, 2 gekochten Eiern, Honig und Marmelade. Dass mir der Honig (übrigens muss ich Anja fragen, ob sie noch von dem neuseeländischen Honig hat, der ist unübertrefflich!) auf das frisch gewaschene und gebügelte T-Shirt tropft, ist ja normal. Bereits Getragenes wird nie fleckig, genau wie angeschlagenes Geschirr nie runter fällt...
So, nun ist es viertel nach sieben – was fange ich mit dem Tag an? Einkaufen? Nee, außer Eiern und Backpulver fehlt nichts. Und das bloß, weil ich endlich mal einen Kuchen backen will - ich weiß zwar nicht für wen, aber die Tatsache an sich, dass ich seit Jahren nicht mehr gebacken habe, stört mich doch ein bisschen. Deshalb auch der Schweinebraten an Pfingsten, der drei komplette Mahlzeiten geliefert hat.
Ich mache mir noch einen Kaffee und setze mich an das Notebook, mal gucken, was sich im HFR – Forum getan hat in der Nacht. Einiges Neue, einiges Lustige, aber auch etliche Ärgernisse. Es gibt Themen, die mich nicht interessieren. Ich will mich jetzt nicht darüber auslassen, aber es gibt einige Schreiber (innen), die einen Nerv in mir berühren, der schmerzt. Wieder mal reiße ich mich zusammen und schreibe nichts dazu. Wahrscheinlich gäbe ich nur Grund, mich wieder in der Luft zu zerreißen.
Um halb neun spiele ich Hausfrau, räume das Geschirr in den Spüler, Honig, Brot, Marmelade in den Schrank, Butter in den Kühlschrank (ich weiß genau, dass ich mich bei der nächsten Mahlzeit über die harte Butter ärgere, weil ich die 12 Cent sparen wollte, die die irische Butter mehr gekostet hätte. Die würde aber nicht hart!) Ich wedele mit dem Lappen über die Arbeitsfläche, hänge im Bad frische Handtücher auf, mache mein Bett und räume den Wohnzimmertisch auf.
So, fertig! Es ist noch nicht mal 10 Uhr und ich habe nichts mehr zu tun. Ein Tag ohne Aufgaben und ohne Aussicht auf Überraschungen kann schrecklich lang sein.
© Erika Weder lebt in Niederbayern
|
|