
Ghita Cleri - RollenVer(Ge)ständnisse..........Mann - Frau
Datum 07.04.2009 12:30 | Kategorie: Texte
| Wer will schon eine Rolle ausfüllen, wenn er nicht gerade Schauspieler ist?!
Junger Mann, halte dich an "Frau". Sie versucht seit Jahrzehnten, die Frauen-Rollen abzuschütteln. Und, was hat sie davon, fragst du? Sie schüttelt unentwegt, und immer noch und wieder, stellt sich ihr ein jammernder Mann in den Weg, der flehend bittet: "Ach, tu mir das nicht an, ich komme damit nicht klar, laß mich doch der nette Junge sein. Ich will nur draußen in der rauen Welt den Bösen markieren und dort den großen Boß spielen. Aber du, Frau, kümmere du dich um Alles Sonstige, laß mich in Ruhe und ich bringe die Knete nach Hause und verteile sie....."
So ungefähr?!
Ja, vielleicht habt ihr Männer es wirklich schwer: denn wir Frauen WOLLTEN unbedingt etwas ändern - ihr hingegen MÜSST jetzt etwas ändern.
Wir MUSSTEN lernen, ohne euch klar zu kommen und stellten fest, dass das so sehr gut klappen kann.
Ihr hingegen WOLLT nichts ändern und MÜSST jetzt feststellen, dass es doch nicht so einfach ist, mehr zu sein als nur "da zu sein", einfach nur Mann zu spielen und sonst nichts. Ihr versucht immer noch, den althergebrachten Weg zu gehen und merkt, dass ihr auf dem Weg immer öfter allein gelassen werdet.
Wenn ich dann weiterdenke, erkenne ich: ich wollte in der heutigen Zeit nicht in der Haut eines jungen Mannes stecken, der vor der Riesenaufgabe steht, die Beziehungswelt neu entdecken und erschaffen zu müssen, weil er keine adäquaten Vorbilder hat.
Die Väter haben ja die große Weigerung gespielt, so lange sie es nur konnten. Sie ließen nicht nur ihre Frauen im Stich sondern auch ihre Kinder.
In der Hoffnung, dass sie dazu bereit sind neue Denk- und Handelsmuster in ihr Leben zu integrieren, schließe ich den blasphemischen Gedanken darüber aus, dass leider der Heirats-Beziehungs-Markt für paarwillige junge männliche Menschen ein großes Angebot dort bietet, wo es scheinbar noch einfacher ist, die althergebrachten Muster zu leben. Denn der „Osten“ lockt nicht nur mit billigen Löhnen, sondern angeblich auch mit willigen Frauen, die im Gegensatz zu den einheimischen Frauen bereit sind, Mann noch Mann sein zu lassen. Es mag verlockend sein, doch ob es reichen wird für eine zufriedene Beziehung, ist fraglich in meinen Augen. Es stimmt, Veränderungen können wehtun; Verkrustetes löst sich und hinterlässt wunde Haut, doch die neue fremde Haut kann ein Versprechen sein für ein neues, besseres und respektvolles Miteinander.
Es wird sich zeigen, ob die Veränderungen, die die Frauen vor Jahren angeleiert haben, ihre Früchte auch in der Männerwelt, nachhaltig, tragen werden. Denn es geht beide Seiten etwas an, beide kranken aneinander und können auch aneinander genesen. Und nur GEMEINSAM geht es weiter.
Alle hätten etwas davon, wirklich alle.
© Ghita Cleri
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