
M.C. - Ich gab ihm seine Chance.
Datum 04.02.2006 21:00 | Kategorie: Texte
| Hallo Marie Theres,
gleich vorab, ich bin absolut kein Schriftsteller und so wird das wohl eher ein Bericht. Es ist auch das erste mal, dass ich was am PC schreibe. Ich war alleinerziehende Mutter eines Sohnes, als ich meinen Mann im Mai 2001 kennen gelernt habe. Ein großer, charmanter Mann mit unglaublich viel Charisma. Er kam irgendwann in den Laden, in dem ich gearbeitet habe und ließ sich ausführlich von mir beraten. 2 Wochen lang gingen wir immer wieder in der Mittagspause Kaffee trinken. Ich war gefesselt von seinem gepflegten Erscheinungsbild, von seiner fröhlichen Art und habe schon jeden Tag auf ihn gewartet. Dann holte er mich eines Tages nach Feierabend ab und brachte mich nach Hause. Er lud mich und meinen Sohn zum Essen ein. Christopher verstand sich auf Anhieb mit ihm und wir begannen die Wochenenden miteinander zu verbringen. Eine zarte Beziehung begann. Was mich von Anfang an verwunderte war das unsere Beziehung überhaupt nicht körperlich war, wir hatten total selten Sex. Aber wir unternahmen viel und mein Sohn fand ihn richtig toll.
Nach 2 Monaten zogen wir zusammen und das Dilemma nahm seinen Anfang. Er war unglaublich dominant, aber ich dachte, das müsse so sein, da er schließlich 18 Jahre älter war als ich und damit mehr Lebenserfahrung hatte. Ich war erst 26 und mein Leben war bis dahin ein Überlebenskampf zwischen meinem Sohn und der Arbeit. Ich musste uns ja satt bekommen.
Immer wieder stritten wir und er bestrafte mich mit Liebesentzug. Mann, war ich doof. Ich hing an ihm wie eine Klette. Mein Sohn war doch sooo glücklich, weil er endlich eine zweite Bezugsperson hatte und mein Mann verwöhnte ihn. Er half ihm bei den Hausaufgaben, spielte mit ihm am Computer und unternahm viel mit ihm. Alles das was der leibliche Vater nie mit ihm gemacht hat. (Ich habe meinen Sohn mit 18 Jahren bekommen und wir „Eltern“ trennten uns 3 Monate nach der Geburt) Also blieb ich und folgte seinem Rat an mir zu arbeiten und hinterfragte mich immer mehr. Mein Mann redete mir so erfolgreich ein, dass unsere Beziehung an meiner Sturheit krankt und ich eigentlich zu allem zu blöd wäre. Ich hab mich zerrissen zwischen Vollzeitjob und Haushalt. Die restliche Zeit bettelte ich um seine Liebe. Ich hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein mehr. Um ihm näher zu sein machte ich den Motorradführerschein, da das eines seiner Hobbys war und er es nur mit meinem Sohn teilte, passen ja nur zwei aufs Motorrad. Ich nahm ein Kredit auf, weil mein Mann plötzlich Dauercamper sein wollte und wir einen Wohnwagen und ein festes Vorzelt dafür brauchten. Das war überhaupt nicht das, was ich im Innersten wollte aber er redete mir wieder ein, wie toll das an den Wochenenden und in den Ferien sein würde.
Zwischenzeitlich stritt ich mit dem Vater meines Sohnes um Unterhalt, das hab ich eigentlich die ganzen Jahre getan, jeden Weg beschritten der möglich war, aber ohne Ergebnis.
Mein Mann hatte dann den Einfall meinen Sohn zu adoptieren. Er selbst hatte bis dahin keine leiblichen Kinder und er liebte meinen Sohn. Ich rief bei der Behörde an, was dafür nötig wäre, denn meinem Sohn ging es ja so gut, ich hätte alles dafür getan, dass das so bleibt. Die einzige Möglichkeit war heiraten. Also heiratete ich einen Mann, der mir überhaupt keine Liebe entgegen brachte. Auch keinen Sex, den hatten wir nämlich von Anfang an fast gar nicht. Aber ich war es meinem Sohn schuldig, ihm endlich eine vollständige Familie zu bieten. Das dachte ich und das wurde mir auch so eingeredet.
Ich hatte den Termin auf dem Standesamt vereinbart und habe ihn geheiratet, ohne dass jemand davon wusste. Ohne Feier, es war wie beim Drive-In. Früh um 8.30 Uhr Termin, dann gemeinsam in einem Café gefrühstückt und dann wieder auf die Behörde, um den Familiennamen meines Sohnes noch am gleichen Tag zu ändern. Das war mein Hochzeitstag. Natürlich auch ohne Hochzeitsnacht.
Zwischenzeitlich hab ich aller paar Monate erlebt, wie mein Mann sich betrank, ein ganzes Wochenende durch. Er war unendlich aggressiv, wenn er betrunken war, bis dato aber „nur“ Verbal.
Zwei Monate nach unserer „Traumhochzeit“ passierte das Unglaubliche: Der erste Sex in der Ehe. Aber verhütet habe ich schon lang nicht mehr, weil es ja nichts zu verhüten gab. Der goldene Schuss! Ich wurde schwanger von diesem einen Mal.
Erst da wachte ich auf und merkte, in was für eine schwierige Situation ich mich manövriert habe. Für mich stand fest, dass ich das Kind auf keinen Fall bekommen kann. Ein Kind sollte in Liebe gezeugt werden, aber dass mein Mann mich nicht liebte, hatte ich mittlerweile begriffen. Mein Man freute sich unendlich und noch bevor ich überhaupt meinen Entschluss umsetzen konnte, wusste die ganze Familie Bescheid. Dann hatte er mir gesagt, wenn ich abtreiben würde, setzte er mich mit einer Plastiktüte vor die Tür. Meine Bedenken, dass wir ja nur eine Vernunftehe führten, wischte er mit dem Satz weg: „Ab jetzt wird alles anders.“
Es folgte die 3 glücklichsten Monate unserer gesamten Beziehung. Zwar auch wieder platonisch, aber egal. Mein Mann war zuvorkommend und behandelte mich wie ein rohes Ei, noch nie hat er mich so verwöhnt und hofiert. Wir suchten ein großes Haus. Vielmehr er entschied das wieder allein. Der Umzug war dann der Punkt an dem die Stimmung wieder umschlug. Ich schleppte schwere Kisten ins Haus während mein Mann mich mit einer Tasse Kaffee in der Hand von der Küche aus dirigierte. Ich bin explodiert, alles wollte ich hinschmeißen. Er lachte sich über mich kaputt und fragte mich, ob ich ernsthaft glaubte, ohne ihn eine Zukunft zu haben. Was hatte ich denn? Schwanger, ein Sohn der mir die Trennung übel nehmen würde, kein Geld und allein in Bayern. Also hielt ich aus und knüpfte eine Affenliebe zu meinem Ungeborenen. Mein Mann fing an, sein Leben komplett ohne mich zu führen, kam und ging wann er wollte. Mit meinem Sohn verbrachte er die Wochenenden auf dem Campingplatz. Jeder Satz mir gegenüber war nur noch Spott und Hohn.
Ich war im 5. Monat und wir waren bei Freunden eingeladen, ein seltener Moment in dem wir gemeinsam auftraten. Mein Mann betrank sich sinnlos und spottete jetzt ganz offen und unverblümt auch vor Fremden über mich: „Kuckt euch die fette Kuh an“. Klatsch, hatte er das Glas Rotwein im Gesicht. Ich ging. Die Frau des Hauses lief mir hinterher und versuchte mich zu beruhigen, ich ließ mich überreden, wieder mit zurück zu gehen, eine Aussprache vor unseren Freunden begann. Er entschuldigte sich bei mir. Ich schüttete mein Herz das erste Mal aus und warf ihm alles vor die Füße was mich bewegte. Er hörte das erste Mal zu. Dann folgte ein Satz der mich bis heute aus den Latschen hebt und mir meine Blindheit zeigt. Er war schwul! Schon immer gewesen. Ich war seine erste Frau. Seine erste Beziehung. Wir waren seine Alibi-Familie. Ich war die Dumme, die versucht hat auch ohne Sex und Zärtlichkeit eine Beziehung mit ihm zu führen.Ohne zu wissen warum. Die, die immer bei sich die Fehler gesucht und seine Autorität nie hinterfragt hat. Ich war die hübsche, junge Frau die er endlich der Familie und seinen Kollegen zeigen konnte, er, der ewige Junggeselle. Ich fiel in ein riesiges schwarzes Loch. Ab da hab ich nur ertragen. Hatte ich vorher schon. Aber jetzt war alles noch verfahrener.
Ich fuhr zu meinen Eltern, aber ohne mich jemanden anzuvertrauen. Ich wusste, dass meine Ehe, die es eigentlich nicht gab, spätestens jetzt beendet werden musste.
Ich fuhr zurück, das erste mal redeten wir. Mein Mann zog aus dem Schlafzimmer aus und wir versuchten, im Stillen nebeneinander her zu leben, wir sahen uns nur noch sporadisch und immer lag Spannung in der Luft. Ich fuhr dann im Juni (7.Schwangerschaftsmonat) auf den Campingplatz und verbrachte dort 2 Wochen ganz allein. Bis mein Mann und mein Sohn kamen und es unweigerlich zum Streit kommen musste. Da hatte ich einen Zusammenbruch mit vorzeitigen Wehen. Ich kam ins Krankenhaus und vertraute mich einer Ärztin an. Meinen Mann wollte ich unter keinen Umständen sehen. Die Ärztin redete mit ihm. Er erzählte ihr eins vom Pferd und ich war die Dumme, die ihre Nerven nicht unter Kontrolle hatte und die Ärztin überredete mich, ihn doch zu mir zu lassen. Er versprach mir wieder, dass jetzt alles anders werden und er eine Therapie anfangen würde Und das mit dem Schwulsein hätte er voll unter Kontrolle und eigentlich ist es ja auch seit Jahren nicht mehr so und, und, undÂ…
Ich gab ihm seine Chance.
Nur eins wollte ich nicht: eine normale Geburt. Ich konnte mir nicht vorstellen, das allein durchzustehen aber auch nicht mit meinem Mann an meiner Seite. Freundinnen hatte ich keine mehr, weil ich mich total zurückgezogen hatte. Aber wenn ich schon mich, mein Leben und meine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte, dann wenigstens die Geburt meiner Tochter! Ich fand ein Krankenhaus das einen Kaiserschnitt durchführen würde ohne das es notwendig gewesen wäre.
Am 21.08.03 brachten Ärzte meine Tochter auf die Welt. Mein Mann kam und weinte. Ich hatte ihn noch nie zuvor weinen sehen. Am 2. und am 3. Tag war er zu betrunken um den Weg in die Klinik zu finden. Wieder war ich allein. Für mich stand fest, dass ich mich sofort trennen würde, wenn ich mich von der Geburt erholt hatte. Ich war eine Woche daheim und konnte immer noch nicht aufrecht gehen, stehen oder sitzen. Ich war auf seine Hilfe angewiesen. Meine Tochter musste zum Arzt, aber er wollte mich nicht fahren, weil er der Meinung war ich würde mit meinen Schmerzen übertreiben. Ich hatte eine 30 cm lange frische Bauchnarbe. Wir stritten und plötzlich prügelte er mich aus unerklärlichen Gründen zu Boden. Er war wie von Sinnen, noch als ich am Boden lag trat er zu. Dann verließ er das Haus. Ich hab nichts mehr gefühlt und nichts mehr gedacht. Zum Arzt bin ich nicht. Die Polizei hab ich nicht geholt.
Ich nahm mein Baby, schloss mich im Schlafzimmer ein und hab nur geheult.
Nachts um 4 Uhr klingelte es an der Haustür und die Polizei stand vor der Tür. Mit meinem total besoffenen Mann. Er ist zu ihnen gegangen und hat ihnen erzählt, dass er seine Frau totgeschlagen hätte! Plötzlich überkam mich die Angst und ich stritt bei der Befragung alles ab. Nichts passiert, alles O.K. Warum ich das tat weiß ich bis heut nicht. Zum Arzt wollte ich auch nicht mit und so ging die Polizei wieder.
Wir lebten dann noch bis Weihnachten mehr oder weniger friedlich zusammen und freuten uns dann doch zusammen über unsere gemeinsame Tochter. Er hatte oben im Haus sein Reich, die Kinder und ich unten. Mahlzeiten wurden gemeinsam eingenommen und vor Familie und Bekannten waren wir die Familie. Zum Streit kam es immer mal wieder. Einer war so heftig, dass ich einen Nervenzusammenbruch hatte und mir die Milch wegblieb. Ich hatte aber gelernt, schnell wieder zu funktionieren. Und da ich ja den Absprung aus dieser Chaossituation schon lange verpasst hatte, war es halt eben so und ich arrangierte mich mit meinem Leben.
Weihnachten wollte ich für mich und meine Kinder richtig schön machen, ich kochte und putzte mit meinem Sohn den Baum an. Mein Mann sagte, dass er das Affentheater um Weihnachten nicht mitmachen würde und ging saufen.
So gut es ging verbrachte ich den Abend mit meinen Kindern. Nachts wurden wir von lauten Geräuschen wach, es krachte und schepperte im Wohnzimmer. Mein Mann war nach Hause gekommen und hatte den Weihnachtsbaum samt Schmuck und Beleuchtung in den Garten geworfen. Wieder flüchtete ich mit meinen Kindern über die Feiertage zu meinen Eltern (wohnten 500km weg). Ich stellte dort endlich fest, dass eine Trennung im gemeinsamen Haus nicht funktioniert. Er wollte nicht gehen und ich konnte nicht gehen. Ich hatte ja keinen Job mehr und war finanziell vollkommen von ihm abhängig. Nach meiner Rückkehr ging ich endlich zu einer Anwältin. Die versuchte mit mir zusammen vor Gericht zu erreichen, dass er das Haus verlassen und für meinen Unterhalt aufkommen muss. Aussichtslos! Den Richter interessierte unsere Geschichte nicht und mein Mann hatte den besseren Anwalt, der alle Vorkommnisse erfolgreich abstritt. Ich stand vor Gericht wieder als Lügnerin und Frau, die nicht mehr alle Tassen im Schrank hat da und der Richter entschied, dass das Haus groß genug für uns beide wäre und die Trennung auch in dem Haus kein Problem sein sollte. Also mussten wir weiter zusammen leben. Ich suchte verzweifelt eine Wohnung für mich und die Kinder, aber das ist in Bayern für eine mittellose, alleinerziehende Mutter aussichtslos und unbezahlbar. Zu meinen Eltern wollte ich nicht zurück, weil ich ja bis dahin schon 13 Jahre unabhängig und 500 km weit weg wohnte. Unser Verhältnis war nie herzlich und sie ahnten noch nicht mal was von meinen Problemen. Ich war auf mich selbst gestellt und fand keinen Ausweg.
Mein Mann hatte dann im März beschlossen, in einem Verlag in Berlin anzufangen. Die wollten ihn unbedingt, um den Vertrieb dort auf zu bauen. Das sollte für mich die Lösung sein.
2 Tage bevor er nach Berlin ziehen sollte, kam es zum Riesen-Knall: er betrank sich und holte mich mitten in der Nacht aus dem Bett. Ich sollte mich auf die Couch setzen und ihm zuhören, dazu hatte ich aber überhaupt keine Lust. Ich stand auf und sagte ihm er solle seinen Rausch ausschlafen. Er packte mich und schleuderte mich zurück auf die Couch. Ich sollte es nicht wagen mich zu bewegen. Er redete und redete. Nach einer halben Stunde Beschimpfungen und Drohungen hatte ich genug und versuchte wieder zu fliehen. Wieder packte er mich, diesmal bei den Haaren und er kniete auf mir. Diesmal schlug er mit Fäusten auf mich ein. Ins Gesicht, auf den Körper. Er würgte mich fast bis zur Bewusstlosigkeit. Ich konnte mich nicht wehren, weil ich unter ihm lag. Ich blutete unglaublich und dachte, dass es aus wäre. Irgendwann ließ er von mir ab, setzte sich in seelenruhig hin. Zündete sich eine Zigarette an und sagte, ich sollte jetzt die Polizei rufen. Ich schnappte das Telefon und flüchtete aufs Gästeklo. Dort wartete ich bis die Polizei eintraf. Die nahmen ihn fest. Ich wartete bis 7 Uhr und versuchte mich zu beruhigen. Die Polizei wollte den Notarzt holen, aber dagegen habe ich mich gewehrt, weil ich nicht wusste wohin mit meinen Kindern. Die wären erst mal in ein Heim gekommen und das wollte ich auf keinen Fall! Auch nicht für einen Tag!!!! Ich fuhr dann zu einer Bekannten und ging zu einem Arzt um die Ecke. Mit dem Attest ging ich zur Polizei und erstattete Anzeige, es wurden Fotos von mir gemacht und ein Protokoll aufgenommen. Noch am gleichen Vormittag ließ die Polizei meinen Mann wieder frei. Er durfte sich mir an diesem Tag nicht mehr nähern. Ich schnappte meine Kinder und floh wieder 500 km weit weg zu meinen Eltern. Diesmal konnte ich nichts mehr verheimlichen. Von dort aus versuchte ich eine Einstweilige Verfügung zu bekommen, reichte per Fax beim Gericht eine Eidesstattliche Versicherung ein und fügte das Aktenzeichen der Polizei hinzu. Es dauerte 2 Wochen bis ein Richter den Wisch unterschrieb.
Zeit genug für meinen Mann das Haus auszuräumen. Mir ist nichts geblieben und weil ich einen Ehevertrag unterschrieben hatte, habe ich auch keine Möglichkeit etwas zurück zu bekommen. Ämter und Behörden halfen mir nicht. Ich konnte das Haus nicht weiter bezahlen, mein Mann gab mir keinen Cent. Ich lebte 3 Monate von Kindergeld und Erziehungsgeld. Der Antrag auf Sozialhilfe wurde nur schleppend bearbeitet, Sozialwohnungen gab es auch nicht. So zog ich dann Hals über Kopf zurück nach Sachsen-Anhalt nach Halle, wo ich mit 16 Jahren weggezogen bin, um in Bayern mein Glück zu finden.
Ich habe alles verloren. Mein Selbstbewusstsein, mein Job, mein Halt, meinen gesunden Menschenverstand, der mich vor all dem nicht geschützt hat. Den hatte ich scheinbar schon vorher nicht mehr!
Wie konnte ich mich nur an einen Mann hängen, der schwul ist? Wie konnte ich mich ohne Liebe zu einer Heirat überreden lassen? Warum meinte ich, dass ich meinem Sohn eine Familie schuldig bin???
Ich kann alles im Nachhinein nicht mehr erklären.
Meine Tochter ist jetzt 2 Jahre alt. Ich lebe im Moment in Berlin, nachdem ich 5 Monate versuchte, eine neue Beziehung zu führen. Diesmal habe ich bei Zeiten die Notbremse gezogen, es war wieder ein 17 Jahre älterer, dominanter Mann.
Mein Mann ist in Bayern nicht verurteilt worden. Ich habe nach einer Belehrung des Ermittlungsrichters, dass eine Aussage oder Nichtaussage für die Ermittlung und Wahrheitsfindung nicht von Bedeutung ist, nicht gegen meinen Mann ausgesagt. Ich dachte die Polizeiaussage, die Fotos, die Einstweilige Verfügung und meine eidesstattliche Versicherung müssten reichen. Nach dem Gewaltschutzgesetz hätte der Staat verurteilen müssen, auch ohne meine Aussage. Haben sie aber nicht! Es wurde eingestellt nach einem Paragrafen der besagt, dass nicht bewiesen werden kann, dass er der Täter ist. Da fehlten mir die Worte. Mein Anwalt eröffnete mir danach auch noch, dass man dagegen keinen Einspruch einlegen kann.
In Halle hat mich mein Mann nach einem Besuch bei den Kindern auf offener Straße wieder tätlich angegriffen. „Nur“ den Arm auf den Rücken gedreht. Dafür gab es für ihn 1 ½ Jahre auf Bewährung.
Er lebt heut wieder in Bayern und ich in Berlin. Verkehrte Welt. Eine Therapie hat er nach langen Gesprächen vor einem halben Jahr begonnen.
Wir können jetzt mit dem Abstand von 1 ½ Jahren endlich wieder miteinander reden. Allerdings nur als Eltern. Das ist alles!
Viel zu lang und trotzdem fehlt da noch so viel dazwischen. An Tränen, Verzweiflung, Ängsten, Mutlosigkeit.
Du kannst jetzt sagen “war die blöd, warum ist sie nicht sofort gegangen?“ Das frage ich mich heute auch. Aber da war damals zwischen all dem Chaos auch Liebe, Hoffnung auf Änderung, Angst vor der Zukunft und noch viel mehr Gefühle...
Noch Fragen oder vielleicht jemand bei der Hand, der meine Geschichte kürzer schreiben könnte?
Ich habe das erste Mal in meinem Leben so einen Riesen-Text geschrieben und dann auch noch am PC!
Liebe Grüße M.
(Name auf Wunsch der Autorin gekürzt)
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