
Weibsstück - Eine Geschichte vom Jugendamt
Datum 15.08.2008 08:39 | Kategorie: Texte
| Es war einmal eine Familie in Oberbayern, die hatte drei Kinder. Vater und Mutter liebten ihre Töchter im Alter von 14, 9 und 7 Jahren sehr, gaben ihnen zu essen, kleideten sie ordentlich und erzogen sie nach bestem Gewissen. Aber leider hatten die Eltern wenig Geld zur Verfügung, oder besser gesagt: sie waren verschuldet. In ihrer Verzweiflung wandten sie sich an einen Mitarbeiter der Diakonie, der ihnen empfahl, einen Betreuer zu nehmen. „Ein Betreuer, das ist gut!“ dachten die Eltern, aber sie wussten nichts über die Konsequenzen, die verschwieg ihnen der gute Mann. Kurz darauf bekamen sie Besuch von einem Mann, der sie zu ihren Schulden befragte, sich in der Wohnung umschaute und nach 10 Minuten wieder ging. Einen Monat später kam ein Schreiben vom Amtsgericht und es stellte sich heraus, dass der Besucher die Eltern mit einem psychiatrischen Gutachten als „geschäftsunfähig“ erklärte. Von da an wurde die Familie verfolgt: die EC-Karte der Mutter wurde von ihrer „Betreuerin“ eingezogen, die zwei kleineren Mädchen wurden vom Jugendamt direkt von der Schule abgeholt- ohne die Eltern zu informieren- nur die älteste Tochter weigerte sich so vehement mitzugehen, dass sie glücklicherweise zu ihrer Oma nach Kaiserslautern umziehen durfte. Fazit: statt einer Schuldnerberatung bei der Diakonie entzog das Jugendamt den Eltern zwei Kinder, die nun verstört in irgendwelchen Heimen hausen. Und wenn die Geschichte nicht wahr wäre, könnte man sie nicht schlimmer erfinden.
© Marie Theres Kroetz Relin, erschienen in Die Aktuelle Heft 34
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