Sabine Dreyer- Du bist entlassen

Datum 05.11.2007 18:51 | Kategorie: Texte

Früher, als ich noch klein war und größer wurde, fand ich dich ganz gut. Du warst attraktiv, hast gut gerochen, warst hübsch anzusehen und nett. Jedenfalls habe ich dich so in Erinnerung.
Doch wenn ich dich heute so betrachte, liebes Deutschland, muss ich einfach sagen: Du lässt dich gehen.
Wo sind all deine guten Charaktereigenschaften geblieben, wo dein Sinn für Gerechtigkeit, dein offenes Ohr, deine Toleranz …? Du verplemperst deinen Lohn mit Kinkerlitzchen, leistest dafür nicht mal die Arbeit, für die du bezahlt wirst und schreist trotzdem ständig nach mehr.
Deine Untergebenen haben mittlerweile mehr Pflichten als Rechte, nur damit du faul auf deiner Haut liegen kannst wie ein fetter Braten in der Röhre. Klaust ihnen das Geld, weil du den Hals nicht vollbekommst, machst die Armen immer ärmer und gibst dich nur noch mit den Reichen ab, um fette Beute zu machen, die du bloß nicht teilen willst. Stattdessen belügst du die, die an dich glauben und erklärst ihnen was weiß ich für einen Scheiß, was du großherziges Spitzenland für sie tust und machst.
Dabei kannst du nicht mal mehr Kinder leiden. Jagst ihnen und den Eltern die Justiz auf den Hals, wenn sie es wagen, einen Stock mit einem Seil in einen Bach zu halten oder gar dem Wald einen Ast zu stehlen.
Straßen und große nichtsnutzige Gebäude für schreierische Politikwesen - die kannst du bauen, aber das kleine Schwimmbad, in dem deine Nachfahren herumtollen können, das ist dir zu viel Aufwand. Wozu auch spielerischen Platz für die Jüngsten schaffen, wenn sie doch in Kitas aufwachsen und ausschließlich an der Pisastatistik schrauben sollen, damit dein weltweiter Ruf nicht leidet?

Irgendwann warst du mal Demokratie, heute stehst du da mit erhobenem Finger und schreist nur noch "ICH". Diskriminierst die Raucher und verbannst sie aus dem Arsch der USA blinzelnd, steuerst anstatt sichere Häfen nur höhere Steuern an, beschließt Beschlüsse, von denen deine Deppen oft erst dann erfahren, wenn schon alles beschlossen ist und tust dabei so scheinheilig wie der Teufel im Engelskostüm in der Kirche.

Ständig laberst du von irgendwelchen Krisen, die gemeinsam bewältigt werden müssen, dabei bis du die einzige Krise, die ich sehen kann. Du machst Krisen, um es mal mit meinem Mund auszudrücken. Du machst irgendeinen Scheiß und alle anderen dürfen es ausbaden. Jetzt willst du sogar noch in die virtuelle Intimsphäre von uns kriechen, als ob es nicht reicht, dass wir alle schon zerbrechlich und durchsichtig wie Glas sind. Du denkst dir Gesetze aus, bei denen Kopfjäger sich die Hände reiben und schaffst Plattformen und Lücken für gewissenlose Mahnwesen und Rechtsverdreher, denen das Recht so schnurzegal ist wie mir die Kokosnuss, die vom Baum fällt.

Gleichzeitig förderst du idiotische Weltverbesserer und Klugscheißer – im Namen der … ja was eigentlich? – degradierst Menschen zu Humankapital oder Tätervölkern, willst überall auf der Welt mitmischen und wichtig sein, außer dort, wo du die Füße unterm Tisch hast und dein Arsch hingehört.

Nebenbei denkst du dir solchen Mist wie Hartz IV und 1-Euro-Jobs aus und beförderst damit sogar oft Menschen in den Sumpf des Untergangs, die dir jahrelang loyal den Arsch abgewischt haben. Du frisst und beißt an den Verdiensten, die anderen zustehen und besitzt trotzdem noch die Frechheit von steigender Konjunktur zu reden ... verfällst regelrecht in Depressionen, wenn eine Hand voll plötzlich stillsteht, die Arme verschränkt und sagt: Nö, so nicht mehr.

Komm mir jetzt bloß nicht mit „Du bist Deutschland“. Ich bin ich und du bist du und den Mist, den du verbockst, für den stehst du gefälligst alleine gerade – so weit kommt’s noch. Du warst bisher nur geduldet, aber nicht mehr willkommen.
Und weil ich hier der Boss bin, sag ich dir heute nur eins:
Du bist entlassen. Fristlos.

Dein Arbeitgeber Frau D



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