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AMOENA Life 1/2005
Interview mit Brigitte Hieronimus


Achtung - keine Angst vor Wechseljahren!
Sie lassen die Hormone tanzen.
Östrogen schwankt,
lässt Tränen und Trauer fließen.
Testosteron bekommt einen starken weiblichen Auftritt,
fördert eine ganz neue Lust am Leben...


Brigitte Hieronimus (53) war u.a. Erzieherin, Telefonseelsorgerin, Gesprächstherapeutin, bevor sie zu ihrer eigentlichen Berufung als Seminarleiterin für Wechseljahreskurse gefunden hat. Wie kamen Sie dazu?
Aus eigener hilfloser Erfahrung. Ich war gerade einmal 44 Jahre alt, als sich die Menstruation von mir verabschiedete und Stimmungsschwankungen in mein Leben Einzug hielten. Niemand verstand mich. Es schien ein Stigma zu sein, in die Wechseljahre zu kommen. Nur zu gerne hätte ich damals Information und jemanden zum Reden gehabt. Also begann ich mich für den tieferen Sinn der Wechseljahre zu interessieren.

Sie haben sich dann am Frauenseminar Bodensee in der Schweiz weitergebildet und arbeiten heute als Beraterin und Seminarleiterin für Wechseljahreskurse. Wer nimmt solche Seminare in Anspruch?
Bisher nur Frauen. Das Alter der Teilnehmerinnen spielt eigentlich keine so große Rolle, die meisten sind aber um die 40.

Sind die Wechseljahre also ein rein weibliches Thema?
Nein, ganz und gar nicht. Sie betreffen das gesamte "Im-Leben-Stehen", also die Rolle als Frau, Mutter, Tochter genauso wie die Partnerschaft.

Welche partnerschaftlichen Veränderungen treten im Laufe der Wechseljahre ein?
Bei beiden verändert sich der Hormonspiegel - Frauen spüren durch den Östrogenrückgang mehr Testosteron, das vorher ja auch vorhanden war; Männer produzieren weniger Testosteron als bisher. Dadurch werden Frauen reizbarer und aggressiver - wohingegen Männer sich oft müder und erschöpfter fühlen.
Kurzum: Ihr und sein eingeübtes Selbstbild gerät stark ins Wanken, die Partnerschaft bedarf einer Neudefinition, einer neuen Liebeskultur und vor allem vieler Gespräche - für beide häufig ein Problem. Auf diesem Weg begleite ich sie.

Also verabschiedet sich die Sexualität nicht mit den Wechseljahren?
Was für ein Irrglaube. Sexualität im Alter gehört wohl zu den hartnäckigsten Tabus in unserer Gesellschaft. Diesem Thema widme ich übrigens eine eigene Vortragsreihe unter dem Titel "Das Märchen der lustlosen Alten". Körperlich kann es sein, dass Frauen größere und intensivere Lustgefühle in sich spüren als vor der Menopause. Aber die Veränderung geht viel weiter - gelingt ihnen das Ablegen alter Verhaltensmuster - werden ungeheure Energien frei gesetzt. Sie engagieren sich für neue Aufgaben oder kümmern sich nach der langen und aufreibenden Familienphase jetzt mehr um ihre eigene Bedürfnisse.

In ihre Kurse kommen nur Frauen, ihre Online-Kolumnen erscheinen auf "typischen" Frauenseiten. Ist es Desinteresse oder Scheu, dass sich Männer nicht mit dem Thema befassen?
Eher fehlende Information und Unsicherheit, glaube ich. Inzwischen kommen aber vermehrt Anfragen von Männern, die über ihr Klimakterium virile Bescheid wissen wollen. Es bewegt sich also was.


Mehr von Brigitte Hieronimus:
"Romeo und Julia in der Midlife Crisis - Liebe, Lust und Leidenschaft in turbulenten Jahren" Kreutz Verlag Stuttgart; 14,90 Euro

oder online unter www.brigitte-hieronimus.de