Home
Frauen Kinder Kueche Wer Mail Impressum
Maenner Kultur Medi-Eck Anzeigen Chat Links

Interview mit Marie Theres Kroetz Relin von Sylvie-Sophie Schindler

erschienen im Münchner Merkur am 19.10.05


Der Tod ihrer Mutter Maria Schell im April, jüngst die Trennung von Ehemann Franz Xaver Kroetz - Marie Theres Kroetz Relin, 39, hat viel durchlitten und lässt sich dennoch nicht unterkriegen.
"Ich bin eine Kämpfernatur", sagt die dreifache Mutter. Vor fünf Jahren gründete sie die Hausfrauenrevolution (www.hausfrauenrevolution.com), engagiert sich seitdem für die Rechte von Hausfrauen. Jetzt hat sie weitere Pläne, sucht ihre berufliche Zukunft als Journalistin in München und Berlin. Zum Interview nimmt Marie Theres Kroetz Relin ihre große Sonnenbrille ab, lehnt sich zurück und zündet sich erstmal eine Zigarette an.
Hinter Ihrer Sonnenbrille verbergen Sie keine verweinten Augen, sondern Ihre Augen strahlen ja richtig. Ganz anders, wie man es nach einer Trennung vermuten könnte.

Kroetz Relin: Die Trennung von meinem Mann hat mich ja nicht überrascht. Das war ein Prozess, der abzusehen war und dennoch viele Jahre gedauert hat. Der Weg in die Freiheit ist ein weiter Weg, der findet nicht von heute auf morgen statt.

Sie sprechen von Freiheit. Fühlten Sie sich in Ihrer Ehe gefangen?
Kroetz Relin: Ich habe mich frei gemacht von einer Abhängigkeit. Den ersten Schritt bin ich schon vor Jahren mit meiner Hausfrauenrevolution gegangen. Aber es war ja nicht so, dass nur ich von Trennung gesprochen habe. Auch mein Mann hat das immer wieder ins Gespräch gebracht. Warum, darüber möchte ich nicht sprechen. Irgendwann habe ich dann gesagt, okay dann machen wir es, aber er hat es mir nicht geglaubt. Da hat er mich als Partner auch nicht ganz ernst genommen. Und dann bin ich eines Tages zum Anwalt gegangen.
Man geht ja nicht einfach so. Was hat Ihnen in der Ehe gefehlt?

Kroetz Relin: Die Anerkennung meines Mannes für meine Erfolge. Alles, was ich mit der Hausfrauenrevolution erreicht habe, gemeinsam mit vielen, vielen Hausfrauen, hat ihn nicht interessiert. Er hat es abgeblockt, war nie da bei meinen Hausfrauenrevolutionstreffen oder damals bei meiner Buchveröffentlichung. Ich hingegen bin gerne zu den Aufführungen seiner Theaterstücke gegangen. Allein um zu wissen, was er in den vergangenen Monaten gearbeitet hat. Das Geben und Nehmen war bei uns nicht ausgeglichen.
Wie blicken Sie auf die 18 Jahre mit Ihrem Mann zurück?

Kroetz Relin: Ich habe meinen Mann sehr früh kennen gelernt, bin sehr früh Mutter geworden und habe das mit Leidenschaft gemacht. Mein Mann war mir in vielen Dingen ein Lehrmeister, auch beim Schreiben. Er wird immer die große Liebes meines Lebens bleiben. Der Franz ist eine große Persönlichkeit, ein großer Dramatiker, ich weiß gar nicht, ob ich so einen spannenden Mann noch einmal finden werde.

Sind Sie denn auf der Suche nach einem anderen Mann?
Kroetz Relin: Ich habe etwas zu schreiben, zu sagen, zu bewegen. Ich möchte mich auf meine Hausfrauenrevolution konzentrieren, möchte journalistisch arbeiten. Und ich kümmere mich vor allem weiterhin um meine Kinder, zusammen mit meinem Mann. Ich denke also nicht an eine neue Partnerschaft, auch wenn ich viele Anträge bekomme. Man muss ja nicht immer einen Mann an seiner Seite haben. Wenn ich mich aber wieder auf einen Mann einlasse, dann kann man sicher sein, dass es etwas Ernstes ist.

Sie leiten die Hausfrauenrevolution an, sind aber jetzt nicht mehr ausschließlich Hausfrau.
Kroetz Relin: Muss ich das denn? Wenn die Kinder bald erwachsen sind, wie es bei uns der Fall ist, sollte sich eine Hausfrau etwas schaffen, damit sie nicht vor dem Nichts steht. Das tue ich jetzt. Mit der Hausfrauenrevolution will ich auch die Kreativität, die in uns allen schlummert, aktivieren. Es kann ja nicht sein, dass der Mann in die Arbeit geht und seinen Wirkungskreis hat und die Hausfrau hat plötzlich nichts mehr, wenn die Kinder aus dem Haus sind.

Das Feedback auf die Hausfrauenrevolution ist enorm. Viele Hausfrauen wollen also etwas tun.
Kroetz Relin: Das ist eine wunderbare Entwicklung. Ja, Hausfrauen wollen nicht jammern, sondern anpacken. Die wollen auch nicht nur Spielplatzgespräche mit anderen Müttern führen, sondern haben auch politisch etwas zu sagen. Die wollen ihren Mund aufmachen und das dürfen sie sich auch trauen. Wir müssen die Sprachlosigkeit durchbrechen.
Warum müssen Frauen erst dazu aufgerufen werden?
Weil vielen Frauen das Bewusstsein fehlt, was sie alles können und leisten. Wer nicht selbstbewusst genug ist, traut sich auch wenig zu. Die Frauen sollten sich klar machen, was sie der Welt alles schenken. Selbst der größte Macho muss neun Monate in dem Bauch einer Frau ausharren. So fängt es schon mal an. Und er wird von einer Mutter, also einer Frau groß gezogen und so weiter. Frauen haben eine irrsinnig hohe Position, sie sind verantwortlich für die Zukunft.
Sie sind eine Powerfrau. Gibt es auch eine schwache Marie Theres?

Kroetz Relin: Ganz tief in mir drin bin ich still und nachdenklich, teilweise auch sehr traurig. Der Tod meiner Mutter hat mich tief getroffen. Das war die extremste Erfahrung in meinem Leben. Als ich am Grab von meiner Mutter stand, wurde mir klar, ich bin die nächste Mutter, die stirbt. Doch jetzt will ich erstmal leben. Ein neues Leben, von dem ich glaube, dass es wunderschön wird.



Mit freundlicher Genehmigung von Münchner Merkur.